Saison-Fazit So fällt das Zeugnis der deutschen Wintersport-Stars aus
Während die deutschen Bob-Piloten den Weltcup dominierten, gab es im restlichen Wintersport nur wenig Licht und viel Schatten aus deutscher Sicht. So fällt das Zeugnis der deutschen Wintersport-Stars aus.
Biathlon: Biathleten können starken Start nicht veredeln
Der "Capitano" geht von Bord, was kommt nach ihm? Mit dem Karriereende von Benedikt Doll hat sich der Stabilste und Leistungsfähigste der deutschen Skijäger verabschiedet. Dass die deutschen Männer auch ohne Doll erfolgreich sein können, bewiesen Philipp Nawrath und Roman Rees zu Beginn der Saison. Die beiden schlüpften ins Gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters. Aber: Beide zählen mit je 31 Jahren ebenfalls zu den älteren Semestern im Starterfeld. Mit dem "erst" 27-jährigen Justus Strelow haben die Deutschen einen der besten Schützen im Team – er kann läuferisch aber nicht mit den Top-Athleten mithalten. Und vom Nachwuchs drängt sich noch niemand auf.
Auch bei den Frauen trug eine Athletin in dieser Saison Gelb: Für Franziska Preuß begann der Winter gut. Aber dann lief es wie in den vergangenen Jahren: Infekte warfen die Ruhpoldingerin immer wieder zurück. Eine im März erfolgreich verlaufene Operation soll nun künftig Abhilfe schaffen und die Infektanfälligkeit reduzieren. Gut, dass sich mit Janina Hettich-Walz eine weitere Podestläuferin etabliert hat: Die 27-Jährige lief zu WM-Silber und auch im Weltcup erstmals aufs Podest. Zudem haben die deutschen Frauen mit Vanessa Voigt eine weitere starke Schützin im Team. Und mit der 19-jährigen Selina Grotian sowie der 20-jährigen Julia Kink drängen vielversprechende Talente aus der Jugend nach oben.
Note 2 minus
Bob: Deutsche Dominanz trotz Regeländerung
Vor der Saison hatte Bundestrainer René Spies große Sorgen: Regel- und Materialänderungen, sagte der Coach damals, seien vom Weltverband extra so beschlossen worden, damit sein Team nicht mehr so schnell ist. Vor der Saison grübelten und tüftelten Francesco Friedrich, Johannes Lochner, Laura Nolte und Co. daher viel. Nach der Saison strahlten die Deutschen. Denn: Alle Gesamt-Weltcupsiege und WM-Titel gingen an das deutsche Team. Und damit nicht genug: Neben den etablierten Piloten zeigte der erst 22-jährige Adam Ammour mit zwei Weltcup-Siegen, dass er das Zeug hat, künftig einmal in die Fußstapfen von Friedrich und Lochner zu treten.
Note 1
Eiskunstlauf: Hase/Volodin retten die Bilanz
Glanz und Tristesse bei der Eiskunstlauf-WM in Kanada für die Deutsche Eislauf-Union: Während die Paare Minerva Fabienne Hase/Nikita Volodin und Annika Hocke/Robert Kunkel mit Bronze und Platz fünf für ein Highlight sorgten, schieden die Einzelläufer und Eistänzer allesamt nach dem Kurzprogramm aus. Damit sieht es düster aus, wenn es nächstes Jahr bei der WM um die Olympia-Qualifikation geht. Kristina Isaev ist derzeit die einzige deutsche Läuferin von internationalem Niveau in der Meisterklasse. Bei den Männern gibt es neben WM-Starter Nikita Starostin aktuell noch den deutschen Meister Kai Jagoda, der aber ebenso instabil in seinen Leistungen ist. Die Eistänzer Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin Steffan stagnieren.
Note 4
Eisschnelllauf: Langstrecke stark ausbaubar
EM-Silber in der Team-Verfolgung hat in der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft für kollektives Aufatmen gesorgt. Es war die erste Medaille bei einer Einzelstrecken-Europameisterschaft seit 2018 für den seit Jahren früheren Erfolgen hinterherhinkenden Verband. Auch das aufstrebende Erfurter Trainingskollektiv der Kurz- und Mittelstreckler Moritz Klein, Hendrik Dombek und Stefan Emele inklusive der talentierten Anna Ostlender aus Inzell sorgte für Lichtblicke. Auf der Langstrecke hingegen sieht es bei Männern wie Frauen eher mau aus. Mit Blick auf die Winterspiele 2026 setzt die DESG vorzugsweise auf die Team-Wettbewerbe. Insgesamt aber ist die Weltspitze noch weit entfernt.
Note 4
Nordische Kombination: Kompliziertes Umbruchsjahr
Die fetten Jahre in der Nordischen Kombination sind erstmal vorbei. Nach dem Rücktritt von Eric Frenzel, der nun Cheftrainer ist, erlebte das DSV-Team ein Umbruchsjahr. Zudem war es der erste Winter ohne Erfolgstrainer Hermann Weinbuch. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen wussten die Deutschen der norwegischen Dominanz wenig entgegenzusetzen. Manuel Faißt und David Mach bei den Männern sowie Nathalie Armbruster bei den Frauen schafften es auf das Podium. Ohne Olympia und WM gab es in diesem Winter keinen richtigen Saisonhöhepunkt.
Note 4
Rodeln: Bundestrainer Loch verabschiedet sich mit sieben WM-Medaillen
Mit dem 44. WM-Gold hat sich Langzeit-Bundestrainer Norbert Loch verabschiedet. Bei der Heim-Weltmeisterschaft in Altenberg waren die Rodlerinnen und Rodler allerdings nicht ganz so erfolgreich wie im Vorjahr in Oberhof mit acht Titeln und weiteren acht Medaillen. Insgesamt siebenmal Edelmetall gab es in Sachsen für die deutsche Mannschaft. Neben dem Team-Gold zum Loch-Abschied schafften noch Max Langenhan und Julia Taubitz WM-Siege. Auch im Weltcup waren sie vorn.
Note 2
Skeleton: Großer Kader, aber fehlende Konstanz
Der dritte WM-Titel von Christopher Grotheer nach 2020 und 2021 zeigt die Extra-Klasse des Peking-Olympiasiegers. Doch in der Breite sind die deutschen Männer nicht optimal aufgestellt, zumal die Briten immer stärker werden. Bei den Frauen gab es zwar WM-Bronze für Peking-Olympiasiegerin Hannah Neise auf ihrer Heimbahn. Die im Weltcup beste Deutsche, Tina Hermann, war jedoch nicht für die Heim-WM qualifiziert. Das spricht für die quantitative Breite im Kader, aber auch für die fehlende Konstanz. Titelverteidigerin Susanne Kreher landete auf einem enttäuschenden zehnten Rang. Insgesamt hat Deutschland am Start einen Rückstand zur aktuellen Weltspitze.
Note 2
Ski Alpin: Nur die Techniker überzeugen
Im Slalom liest sich die Bilanz sehr positiv. Linus Straßer verpasste in der Gesamtwertung nur knapp die kleine Kristallkugel für den besten Slalomfahrer. Der Mann vom TSV 1860 München musste sich dem Österreicher Manuel Feller geschlagen geben. Bei den Frauen wurde Lena Dürr ebenfalls Zweite. Besser war nur die US-amerikanische Ausnahmefahrerin Mikaela Shiffrin.
Schlechter sieht es in den Speeddisziplinen aus. Die Männer, die auch noch die Rücktritte von Josef Ferstl und Thomas Dreßen verkraften mussten, verloren in diesem Winter den Anschluss an die Weltspitze. Bei den Frauen fuhr Kira Weidle achtmal in die Top Ten. Platz vier beim Super-G in Kvitfjell war ihr bestes Ergebnis.
"Es ist nicht schwierig zu bilanzieren, weil es einfach keine gute Saison war", sagte DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier im BR24Sport-Interview. Bis auf Ausnahmen seien die deutschen Skirennfahrer "deutlich hinter all den Erwartungen und Zielen geblieben". Dem ist wenig hinzuzufügen.
Note 3
Langlauf: Beste Saison unter Bundestrainer Schlickenrieder
Hinter den deutschen Langläufern liegt ein erfolgreicher Winter. Victoria Carl wurde im Gesamtweltcup Vierte, lief siebenmal aufs Treppchen. Auch Katharina Hennig stand sechsmal auf dem Podium. Coletta Rydzek wurde im Sprint von Lahti Anfang März überraschend Zweite.
Bei den Männern schaffte es mit Friedrich Moch zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder ein deutscher Langläufer unter die besten drei der Gesamtwertung bei der Tour de Ski. Der Mann vom WSV Isny musste sich nur dem Norweger Harald Østberg Amundsen geschlagen geben.
Die Zeiten, in denen Deutschlands Langläuferinnen und Langläufer Wochenende für Wochenende abgehängt wurden, sind vorbei. "Das kann man gar nicht hoch genug bewerten", sagte Schlickenrieder.
Note 2
Skispringen: Nur Wellinger in Top-Form
Bei den deutschen Skispringern stach vor allem Andreas Wellinger heraus. Der Mann vom SC Ruhpolding verpasste nur knapp den goldenen Adler bei der Vierschanzentournee. Das Auftaktspringen in Oberstdorf hatte der 28-Jährige noch gewonnen. Nach Platz drei in Innsbruck konnte er sich nicht mehr gegen den Japaner Ryoyu Kobayashi wehren, der die Tournee zum dritten Mal gewann. Am Ende wurde er in der Saisonwertung Dritter. "In Summe bin ich fast nur unter den Top Ten gewesen", freute sich Wellinger zum Saisonabschluss in Planica. Bei der Skiflug-WM sicherte er sich zudem die Silbermedaille im Einzel und Bronze im Team. Das weitere Team ließ im Jahr 2024 kräftig nach. Auch für die Frauen um Dreifach-Weltmeisterin Katharina Schmid lief es deutlich schlechter als in der Vorsaison. Viermal stand sie auf dem Podium.
Note 3
Snowboard: Hofmeister macht Nörl-Ausfall vergessen
Ramona Hofmeister sorgte mit ihrem Triple für Furore. Die 27-Jährige gewann zum vierten Mal den alpinen Gesamtweltcup und dazu auch die Disziplinwertungen im Parallel-Slalom und Parallel-Riesenslalom. Nach der Verletzung ihres Aushängeschildes Martin Nöhrl fuhren die deutschen Snowboardcrosser überwiegend hinterher. Zum Abschluss des Winters gelang Leon Ulbricht mit dem Sieg in Sierra Nevada noch eine Überraschung, die optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Freestylerin Annika Morgan wurde Dritte in der Slopestyle-Wertung und rundete ein ordentliches deutsches Gesamtergebnis ab.
Note 3