Podestplatz bei der Tour de Ski Langlauf-Ass Friedrich Moch: Das Feiern muss er noch lernen
Zum ersten Mal seit 15 Jahren steht mit Friedrich Moch wieder ein Deutscher auf dem Podium in der Gesamtwertung der Tour de Ski. Der Erfolg des 23-Jährigen kommt nicht von ungefähr, erklärt Bundestrainer Peter Schlickenrieder im Sportschau-Interview.
Nachdem Friedrich Moch die Ziellinie der Bergetappe zur Alpe Cermis überquert hatte, kannte der Jubel keine Grenzen. Zweiter in der Schlussetappe und Zweiter in der Gesamtwertung. Zum ersten Mal seit 15 Jahren stand wieder ein deutscher Langläufer auf dem Podium bei der Tour de Ski. Das gelang zuletzt Axel Teichmann. Bundestrainer Peter Schlickenrieder sieht bei Mochs Erfolg Parallelen zu Teichmann.
Moch sei das letzte Rennen "sehr deutsch, sehr analytisch" angegangen, sagt Schlickenrieder im Interview mit der Sportschau. "Er erinnert mich von der Herangehensweise an einen Axel Teichmann, der sich einen guten Plan zurechtlegt und den dann versucht, bestmöglich umzusetzen", sagt Schlickenieder.
Moch bricht Dominanz der Norweger
Mit seinem Erfolg durchbrach Moch die Dominanz der Norweger. Im vergangenen Jahr feierten Johannes Klaebo, Simen Krüger und Hans Holund sogar einen norwegischen Dreifacherfolg. In diesem Jahr war Harald Östberg Amundsen nicht zu schlagen, als Zweiter beendete aber Moch die Tour. "Es sind nicht gleich drei oder vier am Stück, sondern es ist nur ein Norweger vor ihm und das ist jetzt schon ein deutlicher Fingerzeig", freut sich Schlickenrieder.
Moch kein Feierbiest
Grund zum Feiern hätte es also genug gegeben, doch dafür scheint Moch nicht der Typ zu sein, glaubt sein Trainer. "Frie ist kein Feierbiest. [...] Das Feiern müssen wir ihm tatsächlich noch beibringen, da lässt er noch nicht so locker", erzählt. Da passt es auch, dass der Mann vom WSV Isny seinen größten Karriereerfolg mit einer Cola begießen wollte. "Ich bin mir sicher, dass Friedrich keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen hat", erklärt sein Trainer. Vielmehr sei er direkt in die Analyse gegangen.
Frie ist kein Feierbiest. [...] Das Feiern müssen wir ihm tatsächlich noch beibringen, da lässt er noch nicht so locker.
"Er hat seinen eigenen Kopf, er ist aber kein großer Diskutierer. Er reflektiert sehr viel", charakterisiert der Bundestrainer den aktuell besten deutschen Langläufer. Sein Schützling sei "ein sehr intelligentes Bürschchen, aber eher von der ganz ruhigen Fraktion". Moch liebt die Harmonie in der Mannschaft. "Er ist ein absoluter Teamplayer. Ein ruhiger, bedachter, reflektierter, analytischer und sehr konsequenter Kerl", lobt der Bundestrainer und gibt auch gleich einen Einblick, wie akribisch der gebürtige Memminger in seiner Trainingsarbeit ist. Moch sei "einer der wenigen, die nicht nur darüber schimpfen, dass sie ihr Training protokollieren müssen, sondern der dieses Software-Tool dazu nutzt, nachzuschauen, zu analysieren."
"Erfülltes Home-Office-Wochenende" für Bundestrainer Schlickenrieder
Dabei konnte Schlickenrieder beim Erfolg seines Schützlings gar nicht dabei sein. Der 53-Jährige hatte wegen "unerlaubter Hilfestellung" am Donnerstag die Tour-Akkreditierung entzogen bekommen und dementsprechend auch die Schlussetappe verpasst. Er habe den Tross noch an die letzte Station nach Val di Fiemme begleitet, sich dann aber auf den Heimweg gemacht.
Und so verfolgte der Bundestrainer Mochs großen Tag vor dem Fernseher, und nicht nur den. Drei Geräte liefen parallel. So konnte Schlickenrieder nebenbei auch den Continental Cup sowie die nationalen Meisterschaften in den USA beobachten, an denen einige deutsche Nachwuchsläufer teilnehmen. "Ich habe den Fernseher angebrüllt und auf verschiedensten Ebenen mitgebrüllt", berichtet der Ex-Langläufer. Insgesamt sei es "ein erfülltes Home-Office-Wochenende" gewesen, so der Bundestrainer.
Schlickenrieder hält Tour-Gewinn für Moch möglich
Dass sein Team auch ohne Anwesenheit des Chefs funktioniert, freut Schlickenrieder besonders: "Wenn ich sehe, dass das einfach jetzt langsam seine Früchte trägt, dass wir wirklich selbstverantwortliche Sportler haben, die wissen, was zu tun ist. (...) Dass der Athlet zu Punkt X hundert Prozent weiß, was er zu tun hat und da nicht unbedingt die Bezugsperson, die er das ganze Jahr hat, an seiner Seite braucht." Wer so gewissenhaft arbeitet, hat hohe Ziele und kann die auch erreichen. Schlickenrieder hält es durchaus für möglich, dass Moch nach Platz zwei in der Tour-Gesamtwertung in diesem Jahr auch mal ganz oben stehen könnte.
Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder fieberte im Home Office mit.
"Berglauf, das können wir!"
"So eine Tour ist ihm tatsächlich wie auf den Leib geschneidert. Leider haben wir von solchen Etappen, wie wir sie gestern gesehen haben, von solchen extremen Bergläufen, im normalen Weltcup- oder WM- oder Olympiaprogramm nicht viele, um nicht zu sagen keine." Gerade im Weltcup sieht er die Konkurrenz deutlich stärker. "Eine Tour de Ski zu gewinnen, ist etwas Großes. Aber jeder will irgendwann mal Olympiasieger oder Weltmeister werden. Und da haben wir natürlich schon noch ein Stück Arbeit vor uns." Da seien die Norweger "uns noch einen deutlichen Schritt voraus", weiß der Bundestrainer, der aber auch die Stärken seines Teams kennt: "Berglauf, das können wir!"