Andreas Wellinger jubelt über seinen 2. Platz auf der Normalschanze

Ski-WM in Trondheim Andreas Wellinger - Drecksau-Mentalität und Erinnerungen an Planica

Stand: 03.03.2025 15:56 Uhr

Deutschland kann doch noch Skispringen. Im größten Formtief dieser Saison schlagen die DSV-Adler zurück. Andreas Wellingers WM-Medaille erinnert an die Wettkämpfe vor zwei Jahren in Planica.

WM-Silber von der Normalschanze für Andreas Wellinger. Diese Medaille bei der Nordischen Ski-WM hatten sicherlich die wenigsten auf dem Zettel. Der Mann vom SC Ruhpolding musste sich nur dem Norweger Marius Lindvik geschlagen geben und landete noch vor Jan Hörl aus Österreich.

Silbergewinner Wellinger: "Haben nie aufgegeben"

"Boah, es fühlt sich verdammt gut an. Es war die letzten Wochen ziemlich mühsam. Wir haben viel gekämpft, wir haben nie aufgegeben", strahlte ein sichtlich erleichterter Wellinger am ARD-Mikrofon. Es war der erste Podestplatz für die DSV-Adler seit Mitte Dezember in Titisee Neustadt. Wellinger hatte sogar Anfang Dezember in Ruka zuletzt auf dem Treppchen gestanden - damals allerdings als Sieger.

Damit hatte auch die wochenlange Ursachenforschung für die Formkrise der deutschen Skispringer ein Ende. Wellinger selbst gab zu, "teilweise nah dran" gewesen zu sein. "Aber jetzt ist es mir wirklich gelungen, dass ich wieder vom ersten Sprung weg Energie reinbringe, dass ich leicht werde in der Luft, dass ich mit meinem Gefühl arbeiten kann. Und ja, ich bin mega happy."

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WM-Silber dank "Drecksau"-Mentalität

Was jetzt genau zu dem Coup auf der Normalschanze in Trondheim geführt hatte, konnte Wellinger auch nicht so recht erklären. Vielmehr hob er die Mentalität seiner selbst und seines Routinier-Kollegen Karl Geiger, der das Podest mit Platz vier nur knapp verpasste, hervor. "Karl und ich sind, wenn es um Großereignisse geht, einfach eine Drecksau. Dann schmeißen wir alles an die Waagschale."

An "ein, zwei kleinen Stellschrauben" sei dann aber doch gedreht worden, gab Wellinger zu. "Das hat es mir dann ermöglicht, dass es wirklich leichter geht, dass wieder mehr Energie reinkommt. (..) Dass ich satt und locker runterfahre und dann wirklich über die Länge die Position 30 Meter nach der Kante habe."

Erinnerungen an Planica

Mit dem Gewinn der Silbermedaille wurden zugleich Erinnerungen wach an die letzte Nordische Ski-WM. Auch vor dem Wettkämpfen in Planica war das DSV-Team nach dem inzwischen verlässlichen Saisontiefpunkt Vierschanzentournee in ein Loch gefallen. Einzig Andreas Wellinger hatte mit seinen zwei Siegen in Lake Placid und dem Sieg in Rasnov aufgezeigt. Bei beiden Springen hatte die internationale Konkurrenz sich aber geschont, weshalb Wellinger auch damals in Planica kein definitiver Medaillenkandidat gewesen war und dennoch Silber von der Normalschanze holte.

"Wir können nicht aufs Großereignis hintrainieren. Das wirkt zwar ein bisschen so, weil wir es dann meistens schaffen", grinste Wellinger. "Klar, ich habe gewusst, ich kann vorne um die Medaillen und um den Sieg mitkämpfen. Das habe ich mir selber die letzten zwei Tage im Training bewiesen. Aber Wettkampf ist halt Wettkampf und du musst es dann abliefern."

DSV-Team feiert "Riesen-Befreiungsschlag"

Wellinger lieferte und schaffte so den "Riesen-Befreiungsschlag" für das deutsche Skisprung-Team. "In den letzten Wochen waren wir nur einmal Neunter in Sapporo und sonst nie einstellig", erinnerte sich der 29-Jährige. "Aber jetzt bei einer WM, wo es nur um die ersten Drei geht, vorne mit dabei zu sein, ist eine riesengroße Erleichterung."

Auch Team-Kollege Geiger strahlte trotz des für ihn unglücklichen Ausgangs: "'Welle' hat eine Medaille. Das haben wir uns erhofft, dass wir im Einzel eine Medaille holen. Das muss man erstmal machen", zeigte auch er sich glücklich und formulierte schon eine kleine Kampfansage an die Konkurrenz: "Wir haben ein sehr starkes Team und lassen uns hier nicht unterkriegen. Wir geben Gas."

Andreas Wellinger dagegen wollte noch nicht zu weit nach vorn und auf den Wettkampf von der Großschanze am Samstag schauen. "Jetzt werden wir das Ganze sacken lassen."