Revanche in Riad Fury liebt das "sexy Biest" Usyk
Es geht um die WM-Gürtel der Box-Verbände WBC, WBA und WBO. Und um massig Kohle und viel Prestige: Tyson Fury fordert Weltmeister Oleksandr Usyk am späten Samstagabend zum Rückkampf in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Mit dabei ist erstmals auch ein Punktrichter mit Künstlicher Intelligenz.
Tatsächlich läuft gerade mal ein wirklich brillanter Trailer zu diesem Kampf beim übertragenden Sender "DAZN". Das Thema zieht sich durch den ganzen Spot: Egal, ob Fury, der Loser des ersten Kampfes vor sieben Monaten, seine Zahnpastatube ausdrückt, über einen Spielplatz geht, mit dem Auto durch die Nacht rast oder über seinen Bauch streichelt - überall begegnet ihm dieser Usyk.
Es ist wie eine fleischgewordene Wahnvorstellung, Usyk geht ihm nicht aus dem Kopf, er hat es sich regelrecht in seinem Leben bequem gemacht. Nur ein Sieg im Rückkampf kann das Drama beenden.
Eher Gelächter als Feindschaft
In der Geschichte der ganz großen Boxkämpfe gab es schon viele erbitterte Feindschaften, viele historische Duelle, die weit vor dem Ringkampf begannen und auch lange danach nicht beendet waren. Schmeling gegen Louis, Ali gegen Frazier, Ali gegen Foreman, Tyson gegen Holyfield, Klitschko gegen Lewis, Maske gegen Rocchigiani, Foreman gegen Schulz, Pacquiao gegen Mayweather. Alle diese Kämpfe sind für die Fans dieser Sportart unvergesslich, jede dieser Rivalitäten hatte ihre ganz eigene Geschichte.
So ist es auch bei Fury gegen Usyk. Es gibt auch wieder reichlich Trashtalk, aber Hass spielt offenbar keine Rolle, im Gegenteil. Der Brite und der Ukrainer schätzen sich auf eine ganz bestimmte Art sogar, und sie sprechen auch ganz offen darüber. "Es gibt keine Feindseligkeit. Ich hasse Usyk nicht", erzählt Fury ganz cool. "Er ist ein guter, gottesfürchtiger Christ. Ein Familienmensch. Warum sollte ich ihn hassen? Er hat mir Millionen von Dollar eingebracht. Ich liebe ihn!"
"Mache das nur wegen des Geldes"
Dass das Geld eine granvierende Rolle spielt, will Fury überhaupt nicht in Abrede stellen. Im Gegenteil, auch damit geht er offen um: "Ich mache das nur wegen des Geldes, ganz klar. Alle Preisboxer, wenn sie die Wahrheit sagen, tun es wegen des Geldes. Ich will nicht für nichts und wieder nichts arbeiten, ich will so viel verdienen, wie ich kriegen kann." Seine Familie, seine Frau Paris und die sieben Kinder, sollen ausgesorgt haben.
Aber auch jetzt dürfte er schon nicht am Hungertuch nagen. Mit dem ersten Usyk-Fight, den er im Mai knapp nach Punkten verloren hatte, verdiente Fury Berichten zufolge rund 100 Millionen Euro, der Ukrainer nur rund ein Drittel: 36 Millionen. Die damalige Kampfbörse zugunsten Furys dürfte sich nun nicht mehr halten, von der neuen über rund 232 Millionen Euro soll Usyk etwas mehr abkriegen.
Computer wertet außer Konkurrenz mit
Der 37 Jahre alte Ukrainer, der "Katze" genannt wird, dürfte wieder auf seine flinke Beinarbeit und Explosivität setzen. Die sportliche Pleite gegen Usyk war für Fury jedenfalls ein neues Gefühl in seiner Profilaufbahn, es war die erste in 36 Kämpfen. Im Anschluss hatte Fury mit dem Punktrichterurteil gehadert und angedeutet, dass Usyk gewonnen habe, weil sich sein Land im Krieg befinde.
Diesmal ist auch ein Computer dabei. Neben den drei Offiziellen wird eine Künstliche Intelligenz den Kampf werten - außer Konkurrenz. Es handelt sich um ein Testprojekt von Saudi-Arabiens oberstem Unterhaltungschef, Turki Al-Sheikh, der die KI als "frei von Voreingenommenheit und menschlichen Fehlern" bezeichnete.
Auch die Großmaul-Masche gibt es noch
Vor dem Rückkampf ist die Stimmung erstaunlich gelöst. Als die beiden Megastars zuletzt in einem Interview aufeinandertrafen, zeigte sich der sonst haarige Ukrainer Usyk mit Glatze. Der ebenso kahle Brite Fury kommentierte: "Er sieht wie ein sexy Biest aus." Usyk brach in schallendes Gelächter aus.
Die Großmaul-Masche von Vorgängern wie Ali, Tyson oder Rocchi kann Fury aber auch. "Ich werde ihn fertigmachen, seine Karriere beenden. Man wird danach nie wieder von Oleksandr Usyk hören", tönte der 36-Jährige. Damit liegt er aber aller Wahrscheinlichkeit nach falsch. Fakt ist: Gewinnt Fury, ist er zurück auf dem WM-Thron und bittet Usyk zu Kampf Nummer drei. Verliert Fury, muss er sich zu einer neuen Titel-Chance erstmal wieder hochdienen.