Drei Trainerentlassungen in der 2. Liga

Drei Trennungen in 24 Stunden Die Motive hinter den Trainer-Entlassungen in der 2. Liga

Stand: 24.04.2025 11:48 Uhr

Vier Spieltage vor Schluss haben gleich drei Klubs aus der 2. Liga mitgeteilt, dass ihre Trainer sofort oder bald nicht mehr weitermachen dürfen. Aus unterschiedlichen Gründen.

Kaum waren die Ostertage vorbei, drehte sich das Trainerkarussell in der 2. Liga in schwindelerregendem Tempo. Dienstagabend beendete der 1. FC Kaiserslautern die Zusammenarbeit mit Markus Anfang mit sofortiger Wirkung. Mittwochmittag teilte Schalke 04 mit, dass Kees van Wonderen seine letzten vier Spiele bestreiten wird. Drei Stunden später machte Hannover 96 offiziell, dass André Breitenreiter wie Anfang schon am kommenden Wochenende nicht mehr auf der Bank sitzen werde.

Lautern will ohne Anfang noch aufsteigen

Der deutsche Profifußball ist nicht gerade bekannt dafür, zimperlich mit den Arbeitsverträgen seiner Trainer umzugehen, drei Trennungen in 24 Stunden sind aber doch etwas sehr Außergewöhnliches. Es ist jedoch auch ein Ausdruck dafür, dass die Liga für ihre Spannung gelobt wird, aber ihre Qualität in der Kritik steht - viele Vereine sind nicht zufrieden mit dem Geleisteten. Und zwei der Mannschaften, die reagiert haben, haben sogar noch Chancen auf den Aufstieg. Entsprechend sind die Beweggründe unterschiedlich.

Für die Verantwortlichen in Kaiserslautern war es ganz offensichtlich ein Versuch, doch noch die Wende einzuleiten und Platz drei anzugreifen. Nach 24 Spielen träumten die "Roten Teufel" als Zweiter noch vom direkten Gang in die Bundesliga, nach nur vier Punkten aus den folgenden sechs Spielen und zuletzt drei Niederlagen in Folge ist Lautern mit Anfang auf Platz sieben abgerutscht.

Lieberknecht soll es wie mit Darmstadt 98 machen

Bei drei Punkten Rückstand ist die Chance auf die Relegation aber noch realistisch - nur offenbar nach Ansicht der Entscheidungsträger nicht mehr mit Anfang. Stattdessen soll es Torsten Lieberknecht richten, der vor zwei Jahren den SV Darmstadt 98 souverän ins Oberhaus geführt hatte.

"Zunächst mal steht im Vordergrund, am Sonntag gegen Schalke ein besseres Ergebnis zu erzielen und das Gefühl des Sieges wieder in die Mannschaft reinzubringen. Wir haben die Chance, eine sehr stabile Saison so zu veredeln, dass man etwas erreicht, was immer noch in aussichtsreichter Nähe ist", sagte der neue FCK-Coach.

Diese "stabile Saison" war das eigentliche Ziel in der Pfalz, doch die Ansprüche haben sich angesichts der Erfolge geändert - Anfang ist so gesehen also auch daran gescheitert, dass er und sein Team lange besser performten, als es der eigene Klub erwartet hatte. In Hannover und auf Schalke sieht das anders aus.

Van Wonderen hatte sein Aus bei Schalke 04 kommen sehen

Van Wonderen hatte im Oktober den Trainerjob von Karel Geraerts übernommen. Nach einem Schalker Fehlstart mit nur vier Punkten aus den ersten sechs Spielen waren die Hoffnungen auf eine Wende da, doch der Niederländer konnte diese nie erfüllen und den Glauben wecken, dass er sie zukünftig schaffen könne. Diesen Eindruck gewann auch van Wonderen selbst, er hatte nach dem 2:2 am Osterwochenende gegen den Hamburger SV dann auch erstmals öffentlich geäußert, dass er die Zweifel persönlich spüre.

"Die vier Spiele, die diese Saison noch kommen, muss ich optimal genießen. Wir haben nicht so darüber gesprochen, aber für mich ist klar, dass ich nach dieser Saison nicht mehr hier bin. Alle Signale dafür sind da", sagte van Wonderen nicht auf der offiziellen Pressekonferenz, sondern in der Mixed Zone - und überraschte damit die Verantwortlichen seines Noch-Arbeitgebers.

Schalke reagierte einen Tag später abends mit einer Mitteilung, die wenig aussagte, aber ausdrücken wollte, dass solche Themen doch bitte intern besprochen werden sollen. Am Mittwoch meldeten sich die Gelsenkirchener dann mit einer weiteren Mitteilung, dass die Zusammenarbeit mit van Wonderen - wie von ihm erwartet - tatsächlich nach dieser Saison enden wird.

Wer hat den Zauber, S04 wieder erfolgreich zu machen?

Der 56-Jährige, der bei seiner Antritts-Pressekonferenz schon gesagt hatte, er sei "kein Harry Potter", hat tatsächlich keine Zauber-Dinge vollbracht, auf die Schalke seit Jahren sehnsüchtig wartet. In sechs Saisons ist van Wonderen der achte Coach (Interimstrainer nicht eingerechnet), der gehen muss - und er ist nicht der Erste, der deutliche Kritik an den Verantwortlichen übt.

Mit Frank Baumann (war am Van-Wonderen-Aus natürlich schon beteiligt) sucht nun ein neuer Entscheidungsträger einen Trainer aus, der Schalke wieder dahinbringen soll, wo sich vor allem Schalke selbst sieht. Es gibt Gerüchte um Anfang, insbesondere aber den großen Traum, dass Real-Madrid-Legende Raúl zurück nach Gelsenkirchen kommt. Der Ex-Stürmer (spielte von 2010 bis 2012 auf Schalke) trainert aktuell die zweite Mannschaft der "Königlichen", es soll bereits Gespräche gegeben haben.

André Breitenreiter (l.) und Kees van Wonderen sind bei ihren bisherigen Klubs nicht mehr gefragt.

André Breitenreiter (l.) und Kees van Wonderen sind bei ihren bisherigen Klubs nicht mehr gefragt.

Breitenreiter: Sofortige Trennung "logisch und konsequent"

Lautern will mit einem neuen Trainer sofort Erfolg, Schalke mit einem neuen Coach ab der kommenden Saison - und Hannover irgendwie beides. Die Platzierung (10.) und der Rückstand (sechs Punkte) sind so groß, dass Platz drei nicht mehr allzu realistisch erscheint, doch in dieser 2. Liga darf nichts ausgeschlossen werden. Breitenreiter war 2017 bereits mit dem Klub aufgestiegen, jetzt hat er gemeinsam mit den Verantwortlichen die Reißleine gezogen - obwohl auch er offenbar bis Saisonende hätte weitermachen dürfen.

"Leider ist es uns in zu vielen Spielen nicht gelungen, richtig gute Leistungen auch in Siege umzumünzen. Ich glaube, dass es logisch und konsequent ist, an diesem Punkt den gemeinsamen Weg zu beenden, wenn sich der Klub ab Sommer noch einmal neu ausrichten möchte", sagte Breitenreiter, der seit 2022 bei der TSG Hoffenheim, Huddersfield Town und nun in Hannover bereits nach wenigen Monaten entlassen wurde.

Der 51-Jährige hat mit van Wonderen und Anfang gemein, dass sie allesamt keine ganze Saison mit ihren Klubs durchgehalten haben. Breitenreiter (drei Siege in 13 Spielen) ist die Erfolglosigkeit zum Verhängnis geworden, van Wonderen der fehlende Glaube, einen überhitzten Verein wieder zu einer tatsächlich heißen Nummer zu machen, und Anfang die veränderten Bedürfnisse nach seinen starken ersten neun Monaten in Lautern. Das Trainer-Beben hat ganz unterschiedliche Motive.