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Rennen um den Aufstieg 2. Liga - Spannung als Zeichen mangelnder Qualität

Stand: 16.04.2025 17:38 Uhr

Fünf Spieltage vor Saison-Schluss in der 2. Fußball-Bundesliga haben noch neun Teams Aufstiegschancen. Das klingt erstmal spannend, ist aber vor allem ein Zeichen mangelnder Konstanz und Qualität.

Die 2. Fußball-Bundesliga wird gerne als die beste aller Zeiten bezeichnet. Das liegt daran, dass Traditionsvereine wie der Hamburger SV, der FC Schalke 04, der 1. FC Köln, Hertha BSC oder der 1. FC Kaiserslautern dort spielen.

Die halbe Liga steckt im Aufstiegskampf

Die Attraktivität des Unterhauses spiegelt sich auch in den Zuschauerzahlen. Die Liga boomt und liegt in Sachen Fan-Zuspruch auf Rekordkurs. Und so mancher Bundesligist schaut neidisch auf die Zahlen der unterklassigen Konkurrenz.

Fans der 2. Liga, die mit Bundesligisten wie Hoffenheim, Heidenheim, Kiel, Augsburg oder Leipzig nichts anfangen können oder wollen, verweisen auch gerne auf die Spannung in Liga zwei.

In der Tat: Das Aufstiegsrennen ist eng wie selten zuvor. Fünf Spieltage vor Schluss können sich noch neun Teams Hoffnungen auf den Aufstieg machen - das ist die halbe Liga. So hat die SV Elversberg auf dem Relegationsplatz drei gerade mal vier Punkte Vorsprung auf den Neunten Hannover 96.

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Patzer auf der Tagesordnung

Spannend ist es also. Mit der Qualität war es zuletzt aber nicht so weit her. Am vergangenen Spieltag gewannen von allen Teams aus der oberen Tabellenhälfte nur die SV Elversberg, Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Nürnberg. Während Elversberg und die Fortuna dadurch in der Tabelle von den Rängen sechs und sieben auf die Plätze drei und vier gespült wurden, ist Nürnberg als Achter mit drei Punkten Rückstand jetzt wieder voll drin im Aufstiegsrennen.

 Ulms Semir Telalovic jubelt nach seinem Tor zum 1:0.

Ulms Semir Telalovic jubelt gegen Magdeburg.

Andere Teams patzten - und zwar teils heftig. Allen voran der Spitzenreiter Hamburger SV, der daheim mit 2:4 gegen die stark abstiegsbedrohte Eintracht aus Braunschweig verlor und es damit einmal mehr verpasste, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Dabei hatten die Hanseaten in der Woche zuvor noch mit 3:0 in Nürnberg triumphiert.

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So groß war der Schaden dann aber doch nicht. Denn der 1. FC Köln kam bei Greuther Fürth nur zu einem 1:1, und der 1. FC Magdeburg verlor mit 0:1 beim Vorletzten Ulm. Das nennt man dann wohl ein "Schneckenrennen"  um den Aufstieg - in einer Liga, in der jeder jeden schlagen kann.

Schwierig und spannend oder einfach nur nicht konstant?

Ein Blick auf die Ergebnisse der sechs jüngsten Spieltage verrät: Keins der Teams auf den ersten neun Plätzen hat mehr als drei Siege eingefahren. "Die Liga ist schwierig", sagte Kölns Trainer Gerhard Struber zur Gemengelage. Und HSV-Coach Merlin Polzin erklärte nach dem Braunschweig-Spiel: "Die 2. Liga, das sehen wir Woche für Woche, ist sehr eng und sehr ausgeglichen. Die Mannschaften haben verschiedene Art und Weisen, Fußball zu spielen und zu siegen zu kommen, das macht die Liga so spannend."

Kölns Gerhard Struber verfolgt den Spielverlauf

Kölns Gerhard Struber

Fakt ist aber: Nach 29 Spieltagen hat der HSV einen Punkteschnitt von 1,8 und kommt damit auf 52 Zähler. Zum Vergleich: Eine Liga höher hat Spitzenreiter Bayern München nach ebenso vielen Spieltagen schon 69 Punkte geholt - das ist ein Schnitt von 2,4.

Spannung bedeutet im Umkehrschluss eben auch, dass die Teams mit Aufstiegsambitionen nicht konstant und dominant genug sind, um sich in der Tabelle abzusetzen.

Zweite Liga bleibt wohl eine Wundertüte

Spannung und Tradition sind also das eine - fehlende Qualität auf dem Platz das andere. Wer sich die Spiele Woche für Woche ansieht, der kommt zu dem Schluss, dass Traditionsklubs wie Hamburg, Köln, Kaiserlautern, Schalke oder die Hertha genau dort hingehören, wo sie gerade sind.  

Wie es am kommenden Spieltag läuft, das weiß man nicht. Der Hamburger SV ist beim FC Schalke gefordert, Köln muss gegen Münster ran. Da sind weitere Patzer nicht ausgeschlossen, und im Spitzenspiel zwischen Elversberg und Düsseldorf ist eh alles möglich.