
Formel 1 in Saudi-Arabien Das Rennen der Unzufriedenen
Beim Großen Preis von Saudi-Arabien haben nahezu alle Teams Probleme - mit sich selbst, ihren Autos oder ihren Kollegen. Die Saudis wollen ihr Engagement in der Formel 1 entscheidend erweitern.
Dass in Saudi-Arabien in Sachen Sport seit einigen Jahren groß gedacht wird, ist kein Geheimnis. Schließlich investiert das Königreich dank seines rund 925 Milliarden US-Dollar schweren Public Investment Fonds (PIF) massiv in verschiedene Sportarten wie Golf, Tennis oder auch in die Formel 1. So war es auch kein Problem, innerhalb kürzester Zeit den Stadtkurs in Dschiddah - eine Hochgeschwindigkeitsstrecke direkt an der Küste des Roten Meeres - zu bauen.
Im Jahr 2021 feierte der Circuit dort sein Debüt. Doch die Entwicklung soll mit großen Schritten weitergehen. Zum einen soll bereits ein neuer, noch prunkvollerer Kurs in Planung sein, der natürlich neue Rekorde brechen soll.
Die neue Strecke soll Gerüchten zufolge mit 7,777 Kilometer Länge sogar den aktuellen Rekordhalter Spa-Francorchamps (7,004 Kilometer) übertreffen. Zum anderen denkt der saudische Prinz Khalid bin Sultan Al-Abdullah Al-Faisa pünktlich vor dem Saison-Rennen laut darüber nach, ein eigenes Team unterhalten zu wollen.
Zweifel bei Lando Norris
"Es gibt aktuell nur elf von möglichen zwölf Teams - und möglicherweise sind ein oder zwei Teams in Zukunft zum Verkauf. Es könnte also passieren", sagte das Mitglied der Königsfamilie. "Wir sehen, dass die Formel 1 neue Märkte erschließt, die Zahlen steigen weltweit, und wir haben die Partnerschaft mit Aramco und Aston Martin gesehen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sich Saudi-Arabien bald in einem Team engagieren könnte, wenn es sich als sinnvoll und machbar erweist."
Die saudischen Zukunftspläne sind also umfangreich, doch die Gegenwart mit dem Großen Preis von Saudi-Arabien überlagert die weitreichenden Gedankenspiele. Es geht am kommenden Wochenende in Jeddah um einen weiteren Schritt im Kampf um den WM-Titel 2025. Und das F1-Team von McLaren hat momentan die Nase vorn. Allerdings ist der Blick des Gesamtführenden der Fahrerwertung, Lando Norris, nicht gerade optimistisch.
"Es ist nicht so, dass ich voller Zuversicht in dieses Wochenende gehe und weiß, dass sich alles zum Guten wenden wird", sagte Norris. Nach seinem zweiten Saisonsieg ist Norris' McLaren-Teamkollege Oscar Piastri mit reichlich Selbstvertrauen nach Jeddah gereist. "Die Strecke in Jeddah gefällt mir sehr gut, ich habe auch schon gute Erinnerungen an sie", sagte der 24 Jahre alte Piastri, der im Vorjahr den vierten Platz belegte.
Muss McLaren seine Hierarchie überdenken?
Beim Rennen am Ostersonntag (20.04.2025, 19 Uhr) könnte sich der Australier die WM-Führung von Norris schnappen. Lediglich drei Punkte trennen das Duo vor der fünften Station des Jahres. Die große Frage wird sein, ob nach einem neuerlichen Erfolg von Piastri die interne Hierarchie geändert werden müsste. Die Brisanz in diesem Zweikampf ist greifbar. Und damit nicht genug.
Auch Red-Bull-Pilot Max Verstappen hofft wie Norris auf eine bessere Performance als zuletzt. In Bahrain fuhr der 27-Jährige mit Platz sechs nur hinterher. Verstappen liegt acht Zähler zurück und will am Roten Meer zurückschlagen. Die Perspektive des Weltmeisters scheint in Jeddah positiver.
Diskussionen um Verstappen halten an
Immerhin: In den vergangenen drei Jahren fand sich Red Bull in Saudi-Arabien jeweils ganz oben auf dem Siegertreppchen wieder. "Normalerweise gibt es auf dieser Strecke weniger Reifenabbau, also sollte es ein besseres Rennen für uns sein", sagte Verstappen. "Hoffentlich finden wir mehr Pace und sind ähnlich schnell wie in Japan."
Dass die Diskussionen um Verstappens Zukunft anhalten und weiter öffentlich besprochen werden, dürfte dem Klima im Team weniger guttun und für nicht gewollte Unruhe sorgen. "Viele Leute reden darüber, außer mir", sagte der 27-Jährige und versuchte damit die Brisanz aus der Diskussion zu nehmen: "Ich bin sehr entspannt."
Ferrari fehlen einige Zehntel
Die Strecke - im Schnitt fahren die Piloten 250 km/h - ist eine große Herausforderung für die Fahrer. "Ich liebe die Strecke", sagte Ferrari-Pilot Lewis Hamilton, der sich nach eigenen Angaben immer besser an seinen Boliden gewöhnt.
"Es ist eine meiner Lieblingsstrecken in der Saison", sagt auch Teamkollege Charles Leclerc und erklärte: "Der Mut kann auf der schnellen Runde den Unterschied ausmachen."