
Abstiegskampf der 2. Bundesliga Schwerer Stand im Endspurt für die Aufsteiger
Vor dem Endspurt der 2. Fußball-Bundesliga haben sich alle drei Aufsteiger auf den Abstiegsplätzen eingefunden. Nur eine Momentaufnahme oder steckt mehr dahinter?
Die Tabelle lügt bekanntlich nicht: Jahn Regensburg ist schon länger Letzter, aktuell stehen nach 29 Spieltagen die Mitaufsteiger SSV Ulm 1846 und Preußen Münster auf Platz 17 und 16. Bei Regensburg hatte sich angedeutet, dass der Kader nur schwerlich konkurrenzfähig sein würde.
Auch für Ulm und Münster, die beide vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt haben, kommt der Tabellenstand wenig überraschend. Einen doppelten Durchmarsch mit der 3. Liga als Zwischenstation für zwei Vereine hatte es bis dato im deutschen Profifußball noch nie gegeben.
Abstieg wäre für SSV Ulm 1846 kein Fiasko
Ulms Geschäftsführer Markus Thiele hatte vergangenen Sommer angekündigt, sein Klub würde nur mit einem Mini-Etat von 14 Millionen Euro planen, obwohl die Gegner Hamburger SV, FC Schalke 04 oder Hertha BSC heißen. Alles sei in Ulm so ausgerichtet, "dass uns bei einem Abstiegsszenario der Laden nicht um die Ohren fliegt", versicherte der Geschäftsführer. "Wir sind sportlich so schnell gewachsen, dass wir strukturell eigentlich noch nicht so weit sind."
Gerade mal sieben Personen arbeiteten vor einem Jahr in Vollzeit auf der Geschäftsstelle. Auch bei einem Abstieg könnten die Spatzen "weiter stabil und seriös arbeiten", sagte Thiele kürzlich in einem Interview mit der "Die Schwäbische Zeitung": "Deshalb sind wir gut vorbereitet, dass auch in der 3. Liga kein finanzielles Fiasko droht."
Aufstiegstrainer Thomas Wörle musste gehen
Dennoch musste vor einem Monat der Aufstiegstrainer Thomas Wörle trotz unbestrittener Verdienste gehen. Der deswegen von den Fans scharf kritisierte Thiele wollte unbedingt noch "einen neuen Impuls setzen, um in den verbleibenden Spielen das Letzte rauszuholen". Nun versucht sich Trainer Robert Lechleiter am Turnaround im Donaustadion, wo unter seiner Regie zwei Heimsiege gelangen - gegen Hertha BSC soll am Ostersonntag (20.04.2025, 13.30 Uhr) der dritte folgen.
Für Thiele wäre der Klassenerhalt ein "Riesenschritt", denn: "Wenn wir auch in der nächsten Saison zweitklassig spielen können, haben wir die große Chance, uns weiterzuentwickeln und dauerhaft im Profifußball - sprich 2. Bundesliga oder sogar höher - zu etablieren."
Sportlich fast zu schnell gewachsen
Ulm und Münster sind sportlich schneller gewachsen, als der Standort wirtschaftlich mithalten konnte. Symbolisch für den Nachholbedarf im Münsterland steht die seit langem überfällige Ertüchtigung des Preußenstadions, in dem bereits zur Gründung der Bundesliga der Ball rollte. Es war das einzige Stadion, das beim ersten Spieltag am 24. August 1963 mit 38.000 Zuschauern gegen den Hamburger SV ausverkauft war.
Gerade erteilte die Stadt Münster die Teilbaugenehmigung für die Westtribüne. Der vollständige Umbau soll bis zur Saison 2027/28 abgeschlossen sein. In welcher Spielklasse Preußen Münster dann beheimatet sein wird, ist kaum zu prognostizieren. Erstmal werden alle Kräfte für den Klassenerhalt gebündelt. Im Auswärtsspiel bei Aufstiegsfavorit 1. FC Köln (Sonntag, 13.30 Uhr) ist der Neuling allerdings krasser Außenseiter.
Preußen Münster auf Talfahrt
Immerhin hat Torwart Johannes Schenk seinen Optimismus nicht verloren, als er nach dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC (1:1) sagte: "Das Wochenende hat gezeigt, dass man auch bei favorisierten Teams Punkte holen kann. Warum nicht auch wir in Köln? Acht bis neun Punkte brauchen wir aus fünf Spielen noch, dann bleiben wir drin." Was dagegen spricht: Nur drei Tore sind den "Adlerträgern" in den letzten fünf Partien gelungen.
Noch zum Rückrundenauftakt wirkte die Lage bei fünf Punkten Vorsprung auf Platz 16 aussichtsreich. Ende Februar waren es immerhin noch zwei - und fünf vor einem direkten Abstiegsplatz, und Mitte März hielt sich der Neuling mit drei Zählern vor Eintracht Braunschweig (und einem wesentlich besseren Torverhältnis) über dem Strich.
Sascha Hildmann weiter im Amt
Bisher ist die Vereinsführung nicht der Versuchung erlegen, zum angeblichen Allheilmittel eines Trainerwechsels zu greifen. Sascha Hildmann ist seit Dezember 2019 im Amt und hat auch im sechsten Jahr noch Vertrauen verdient. Ohne sein Zutun wäre es kaum gelungen, der Viertklassigkeit zu entfliehen. Möglich ist, dass erst am letzten Spieltag entschieden wird, was aus Ulm und Münster wird - dann treffen beide im direkten Duell aufeinander.
In Regensburg brennt zwar durch den Sieg gegen den FC Schalke 04 (2:0) noch Licht im Keller, aber sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsrang sind dennoch eine schwere Hypothek. Der Jahn ist beim 1. FC Magdeburg (Sonntag 13.30 Uhr) fast zu einem Dreier verdammt, damit wirklich eine realistische Chance auf die Rettung besteht. Schon der Aufstieg in der Relegation gegen SV Wehen Wiesbaden war vergangenes Jahr eine Überraschung, weil die Oberpfälzer ihren Vorsprung in der 3. Liga fast schon verspielt hatten.
Die Kluft bei den Fernsehgeldern
Der direkte Wiederabstieg wäre mit erheblichen Einschnitten verbunden: Anstatt wie aktuell mit fast neun Millionen Euro Fernsehgeld zu planen, müsste der Klub sich wieder mit 1,3 Millionen Euro bescheiden. Die Unterschiede auf der Einnahmenseite sind immens: Während die Deutsche Fußball-Liga im Wirtschaftsreport für die 2. Bundesliga in 2022/23 einen Gesamtumsatz von 786 Millionen Euro auswies, kommt der DFB in einer ähnlichen Aufstellung für die 3. Liga auf knapp 235 Millionen Euro.
Klar, dass es bei eine solchen Diskrepanz die Aufsteiger schwer haben. Chancenlos für den Schlussspurt sind sie aber nicht.