Pernille Harder ärgert sich

Frauen-Bundesligisten vor Champions-League-Aus Christian Wück sorgt sich um die Konkurrenzfähigkeit

Stand: 25.03.2025 19:31 Uhr

Vorweg: Die Reise nach Barcelona oder Lyon hatte Christian Wück ohnehin nicht geplant, obwohl beide Städte im Frühjahr ja wirklich lohnende Reiseziele wären. Doch der Bundestrainer bleibt daheim, wenn die Flaggschiffe des deutschen Frauenfußballs wohl Abschied vor der internationalen Bühne nehmen.

Sowohl der FC Bayern bei Olympique Lyon (Mittwoch, 18.45 Uhr) als auch der VfL Wolfsburg beim FC Barcelona (Donnerstag, 18.45 Uhr) sind krasse Außenseiter in den Rückspielen der Women’s Champions League.

"Man hat schon gesehen, dass die Vereine recht wenige Mittel gehabt haben. Gegen die Entwicklung, die wir da sehen, müssen und wollen wir ankämpfen - das geht nur zusammen", erklärte Wück am Dienstag (25.03.2025) bei der Nominierung seines Kaders für die Nations-League-Gruppenspiele gegen Schottland in Dundee (4. April) und Wolfsburg (8. April).

Verband und Vereine sind zusammen gefordert

"Wir als Verband profitieren von Mannschaften, die international auf gutem Niveau spielen können. Und die Vereine profitieren von einer dominanten Nationalmannschaft", sagte Wück. Diese wechselseitige Befruchtung ist gerade zerbrochen. In Sachen Handlungsschnelligkeit, Durchsetzungsvermögen, aber auch Spielverständnis und Zweikampfgeschick ist die Konkurrenz aus Spanien, England und Frankreich weiter.

Der Bundestrainer hatte zuletzt ein Weiterkommen von Meister und Pokalsieger als "unheimlich wichtig für den Fußball-Standort Deutschland" bezeichnet: "Das tut uns allen gut, das tut den Spielerinnen gut, das tut dem Verein gut." Ein frommer Wunsch. Der Trend geht in die andere Richtung. Nachdem im Vorjahr kein deutscher Klub überhaupt die K.o.-Runde erreichte, ist für die besten Frauen-Bundesligisten vermutlich im Viertelfinale Schluss.

Die Nationalelf ist bei der EM aber nicht chancenlos

Die Auftritte seien "ernüchternd" gewesen, räumte Wück ein, aber zur Schwarzmalerei für die Nationalelf bei der EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) bestünde kein Grund. Immerhin hätte das DFB-Team doch bei seinem Einstand in Wembley gegen England (4:3) bewiesen, was mit einem aktiven und mutigen Spielstil zu erreichen sei. "Vor anderen Nationen müssen wir uns nicht verstecken", so Wück.

Doch offenkundig ist, dass keine 100 Tage vor EM-Start die Sorgenfalten bei Wück größer geworden sind. Dass die deutschen Fußballerinnen im jüngsten Länderspiel gegen Österreich (4:1) so große Schwierigkeiten offenbarten, habe ihm "von der ersten bis zur letzten Minute nicht wirklich gefallen", gab der 51-Jährige zu: "Wir sind von einigen nicht zu 100 Prozent überzeugt." Wück räumte ferner am Dienstag ein: "In meiner idealen Traumwelt wären wir schon weiter. Ein Gerüst finden, braucht längere Zeit. Das Einspielen muss später kommen."

Schaut bei allen Themen genau hin: Bundestrainer Christian Wück

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Auch Giulia Gwinn lief oft nur hinterher

So stecken DFB-Auswahl und Vereinsteam gemeinsam im Tief. Die stellvertretende Nationalmannschaftskapitänin Janina Minge (Wolfsburg) bekannte, sie habe sich vergangenen Woche "wie ein Hütchen" gefühlt, so oft sei sie von den Barca-Spielerinnen überlaufen worden. Auch DFB-Spielführerin Giulia Gwinn (Bayern) hatte erstaunlich oft das Nachsehen gegen die aus dem Nationalteam vor der WM 2023 zurückgetretene Dzsenifer Marozsan.

Nach dem 0:2 auf dem Bayern-Campus braucht es ein kleines Wunder, um beim Rekordgewinner Lyon hoch genug zu reüssieren. "Das ist das Top-Level in Europa", sagte Trainer Alexander Straus nach dem Hinspiel: "Danach streben wir, dahin wollen wir kommen." Mit einer nicht unumstrittenen Rotation hatte der Norweger die Lehrstunde begünstigt, danach aber die Qualität der Französinnen herausgestellt.

Cora Zicai soll zum VfL Wolfsburg wechseln

Noch chancenloser war Wolfsburg beim 1:4 gegen den Titelverteidiger Barcelona. Die "Wölfinnen" hatten noch 2023 im Champions-League-Finale gestanden und den FC Barcelona bei der 2:3-Niederlage nach 2:0-Führung mächtig geärgert. Nun war das Viertelfinalhinspiel ein Beleg für wachsenden Abstand zur absoluten europäischen Spitze.

"Ich kann das heute nur bestätigen", hatte VfL-Trainer Tommy Stroot angesichts der drückenden Überlegenheit des Gegners eingeräumt. "Wir müssen daran arbeiten, dass der Abstand nicht noch größer wird", warnte Stroot, der im vergangenen Sommer unter anderem seine Leistungsträgerin Ewa Pajor nach Barcelona ziehen lassen musste.

Der Verein wisse aber, welche Aufgaben er diesbezüglich habe. Die Niedersachsen werden nach Sportschau-Informationen demnächst den Wechsel von Cora Zicai (SC Freiburg) verkünden, die als eine der kreativsten Offensivspielerinnen in Deutschland gilt und von mehreren Topvereinen umworben war. Die 20-Jährige gehört auch wieder zum Aufgebot der deutschen Fußballerinnen, die dann das Rückspiel gegen Schottland in der Autostadt austragen.