Der Trainer und sein Torjäger: Dorival Júnior (re.) und Vinicius Júnior beim Training der brasilianischen Nationalelf.

WM-Qualifikation in Südamerika Brasilien im Klassiker gegen Argentinien unter Druck

Stand: 25.03.2025 11:03 Uhr

Natürlich muss es das größte Stadion Südamerikas sein, das Schauplatz für den Klassiker ist. Wenn sich Argentinien und Brasilien in der WM-Qualifikation in Buenos Aires begegnen (21 Uhr Ortszeit/1 Uhr MESZ in der Nacht auf Mittwoch), dann platzt das Estadio Monumental Antonio Vespucio Liberti, bekannt als El Monumental im Stadtteil Belgrano, aus allen Nähten.

Die Heimstätte von River Plate mit den fast 85.000 Plätzen soll die nächste Machtdemonstration des Weltmeisters erleben, der die neun Teams umfassende Südamerika-Gruppe mit 28 Punkten anführt. Zweiter ist Ecuador (22 Punkte), Dritter erst Brasilien (21).

Lange Durststrecke für die "Seleção" gegen den Erzrivalen

Da durch die Aufblähung der WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA auf 48 Teilnehmer gleich sechs Mannschaften Südamerikas das Ticket lösen, ist die Qualifikation für die beiden Fußball-Großmächte im Grunde nur noch Formsache. In dieser Paarung geht es jedoch immer auch ums Prestige. Nichts ist in beiden Ländern schöner als ein Sieg gegen den Erzrivalen; und nichts schmerzt die Fans mehr als eine Niederlage.

Brasilien wartet seit sechs Jahren - einem 2:0 im Halbfinale der Copa America 2019 - auf einen Sieg gegen Argentinien. Gerade für die "Seleção" steht bei nur sechs Siegen aus 13 Spielen der WM-Qualifikation in der argentinischen Hauptstadt ein Charaktertest an.

Trainer Dorival Junior steht in der Kritik

Beim mühsamen Sieg gegen Kolumbien (2:1), als Superstar Vinicius Junior erst in der neunten Minute der Nachspielzeit traf, entlud sich der Unmut der Anhänger bereits zur Halbzeit: Beim Gang in die Kabinen wurden die Stars in der Hauptstadt Brasilia ausgebuht. Es wirkte so, als habe diese Starbesetzung kein Konzept und keine Ideen.

Dabei stehen neben Vinicius Junior auch Stürmer und Klubkollege Rodrygo (Real Madrid) sowie Raphinha (FC Barcelona) im Kader. Ein Trio, das international ihre individuelle Veranlagung hinlänglich bewiesen hat. Raphinha hat jetzt in einem Interview getönt: "Wir schlagen sie, da bin ich mir sicher. Auf dem Platz und neben dem Platz, wenn das nötig ist."

Stellt sich eher die Frage, ob solch eine Provokation nötig ist. Denn "O Globo", die größte Tageszeitung aus Rio de Janeiro, benannte nach dem Kraftakt gegen Kolumbien die wirklich wichtigen Probleme: "Es fehlte an offensiver Kreativität und defensiver Solidität." Die Ballkünstler hatten nicht zum ersten Male unter Nationaltrainer Dorival Junior nur brotlose Kunst geboten. Der 62-Jährige steht im Kreuzfeuer der Kritik.

Hat immerhin gegen Kolumbien noch spät getroffen: Vinicius Junior

Hat immerhin gegen Kolumbien noch spät getroffen: Vinicius Junior

Lionel Messi fehlt Argentinien

Eigentlich soll Brasilien nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der WM 2022 in Katar - Aus im Viertelfinale gegen Kroatien im Elfmeterschießen - wenigstens im Sommer 2026 wieder in einer titeltauglichen Verfassung sein. Doch Argentinien scheint viel weiter, auch wenn Superstar Lionel Messi der "Albiceleste" wegen Muskelproblemen fehlt. Bereits das Hinspiel in Rio de Janeiro gewann das eingespielte Ensemble von Weltmeistertrainer Lionel Scaloni mit 1:0.

Der besonnene Fußballlehrer, von der FIFA zum Welttrainer 2022 gekürt, hat seinen guten Ruf durch den Gewinn der Copa América im vergangenen Jahr in den USA noch gefestigt. Dagegen muss Dorival aufpassen, dass er nicht noch vor der WM vom Schleudersitz bei Brasiliens Fußball-Verband (CBF) geworfen wird. Seines Amtes sicher kann der Mann nicht sein, der auf Vereinsebene auf seinen vielen Stationen eigentlich alles mitgemacht hat.

Dass er zuletzt bekundete, seine Arbeit sei auf das Comeback von Neymar aufgebaut, wo doch der zu Egoismus und Theatralik neigende Superstar seit 17 Monaten kein Länderspiel bestritten hat, löste erhebliche Irritationen aus. Drei Weltmeisterschaften mit dem inzwischen 33-Jährigen endeten in Enttäuschungen: Warum sollte dieser Spieler für 2026 auf einmal ein Hoffnungsträger sein?

Sechs Änderungen kündigen sich bei Brasilien an

Ohnehin fehlt Neymar auch jetzt wieder verletzt. Dorival ist zu umfassenden Änderungen gezwungen: Gabriel und Bruno brummen Gelbsperren ab, Mittelfeldmann Gerson wegen Muskelproblemen und Torhüter Alisson nach einer Kopfverletzung stehen nicht zur Verfügung.

Es wird erwartet, dass mit Torwart Bento (al-Nassr), Murillo (Nottingham Forest), André (Wolverhampton Wanderers) und Joelinton (Newcastle), dazu Wesley (Flamengo) und Matheus Cunha (Wolverhampton) ein halbes Dutzend neue Akteure ins Team rücken.

Immerhin seine Zuversicht hat Brasiliens Nationaltrainer nicht verloren. "Wir haben viel daran gearbeitet, den Ball in die Breite zu bringen, Alternativen und Möglichkeiten zu schaffen, besser zu spielen", sagte Dorival nach der letzten Trainingseinheit. Sein Versprechen: "Die Mannschaft entwickelt sich und wird besser." Im Klassiker sollte es bewiesen werden.