Sudanesische Nationalmannschaft

Fußball in Zeiten des Bürgerkriegs Sudan - das Fußballwunder von Benina

Stand: 24.03.2025 13:32 Uhr

Mitten im Bürgerkrieg eilt die Fußballmannschaft des Sudan von Erfolg zu Erfolg. Sogar die Qualifikation für die WM 2026 ist greifbar nah.

Am Samstag (22.03.2025) bissen sich Sadio Mané und seine "Löwen von Teranga" am Außenseiter die Zähne aus: Das hoch favorisierte Team des Senegal kam im Spiel gegen den Sudan nicht über ein 0:0 hinaus. Was für die afrikanische Gruppe B der WM-Qualifikation bedeutet: Der Sudan bleibt mit elf Zählern aus fünf Spielen Tabellenführer vor DR Kongo (10) und dem Senegal (9) an der Spitze des Tableaus.

Es ist nicht mehr von der Hand zu weisen: Die Nationalmannschaft des Landes, das sich seit 2023 in einem verheerenden Bürgerkrieg befindet, könnte sich tatsächlich für die WM 2026 qualifizieren. Während bis zu 25 Millionen Menschen, die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Landes, humanitäre Hilfe benötigt und bislang etwa zwölf Millionen Menschen vertrieben wurden, eilt die Fußballmannschaft von Erfolg zu Erfolg.

Krise als Motivation

"Die Auswirkungen des Krieges sind für die Mannschaft enorm", sagt Abdelrahman Kuku, Verteidiger der Nationalmannschaft, in einem Interview mit der "Deutschen Welle": "Die Spieler sorgen sich jeden Tag um ihre Familien, denn in einer solchen Situation kann sich alles innerhalb einer Sekunde ändern."

Der Verteidiger sieht die prekäre Situation in der Heimat allerdings auch als eine Art Motivation: "Bei jedem Spiel weiß man, dass man nicht nur für sich selbst spielt, sondern dass das ganze Land auf einen Erfolg wartet", sagt Kuku: "Wir gehen mit viel Energie in jedes Spiel und wissen, dass wir das Land glücklich machen können. Der Druck ist groß, aber es ist mehr Motivation als Druck."

Als nächstes: Heimspiel gegen Südsudan

In Afrika qualifizieren sich die Sieger der neun Qualifikationsgruppen direkt fürs WM-Endturnier. Die Hälfte der Partien sind jetzt gespielt. Weiter geht's für den Sudan, das vom Ghanaer Kwesi Appiah trainiert wird, am Dienstag (25.03.2025) mit einem Heimspiel gegen den Südsudan.

James Kwesi Appiah

"Wie Messi und Ronaldo" - Kwesie Appiah

Wobei das mit einem "Heimspiel" im Moment so eine Sache ist. Im Sudan selbst ist momentan geregeltes gesellschaftliches Leben nicht möglich. Organisierter Fußball wird dort in diesen Tagen nicht gespielt. Während die beiden besten Klubs des Landes, Al Hilal und al-Merreikh, in der laufenden Spielzeit nach Mauretanien ausgewandert sind und in der dortigen ersten Liga mitspielen, zieht die Nationalmannschaft zu Heimspielen nach Libyen um.

Ersatz-Heimat in Libyen

Dort, in Benina, hat das Team, das hauptsächlich aus Spielern dieser beiden Klubs besteht, eine Ersatzheimat gefunden. In dem 19 Kilometer von Benghazi entfernten Fußballtempel, der gerade einmal gut 10.000 Zuschauern Platz bietet, wird Fußball auf Kunstrasen gespielt. Und die Gegner Sudans haben so ihre liebe Mühe und Not, das heimatlose Team dort zu bespielen.

Dem Senegal ging das am Samstag so, doch es hat auch zahlreiche andere Größen des afrikanischen Fußballs schon "erwischt". Das bekannteste Opfer der "Falken von Jediane", wie das Team genannt wird, war zuletzt ausgerechnet Ghana, das Heimatland von Trainer Kwesie Appiah. Der 64-Jährige, der Ghana 2014 zur WM nach Brasilien geführt hatte, trainiert den Sudan seit 2023.

Kwesi Appiah - "Sie spielen wie Messi und Ronaldo"

Und in der Qualifikation zum Afrika-Cup 2025, der im kommenden Winter in Marokko ausgetragen wird, holte sich der Sudan in seiner Qualigruppe den ausreichenden Platz zwei hinter Angola. Auf der Strecke blieb mit Ghana einer der Großen des afrikanischen Fußballs. Nach einem 0:0 auswärts in Accra schaffte der Sudan einen 2:0-Heimerfolg in Benina gegen die "Black Stars".

"Ich glaube fest an die Mannschaft und sage ihr das auch. Jeder einzelne von ihnen kann spielen wie Messi und Ronaldo", sagt Appiah. "Unsere Auftritte bringen Menschen zum Lächeln, die sonst nichts zu lachen haben", sagt Spieler Kuku: "Wenn wir spielen, ist das die einzige Freude, die sie empfinden, und die einzige Gelegenheit, über etwas zu lächeln, das in ihrem Land passiert."