Barcelona jubelt gegen Dortmund

Champions League Schwacher BVB in Barcelona chancenlos

Stand: 10.04.2025 08:43 Uhr

Kein Mut, keine Überzeugung: Ein zauderndes Borussia Dortmund stand im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Barcelona auf verlorenem Posten. Der Traum vom Halbfinale dürfte nach der 0:4 (0:1)-Niederlage ausgeträumt sein.

"Als Team war es nicht nötig, heute vier Tore zu kriegen. Man hätte ein, zwei Tore weniger kriegen können. Wenn wir es besser hinkriegen, das Tor zu verteidigen und klarer im Kopf zu bleiben, dann sieht das Spiel ganz anders aus", sagte Torhüter Gregor Kobel.

Das Team habe nicht entschlossen genug verteidigt, analysierte Trainer Niko Kovac: "Ein Gegentor nach einem Standard und drei nach Kontern, das ist zu viel und nicht gut. Wir haben verdient verloren."

BVB: Kritik von Kapitän Can, Kehl spricht vom "Wunder"

Kapitän Emre Can sagte, es gehe darum, "ein gutes Gesicht zu zeigen", der BVB werde "versuchen zu gewinnen und dafür alles geben", dies sei das Team "auch den Fans schuldig." Und Sportdirektor Sebastian Kehl sprach gegenüber der Sportschau von einem "kleinen Wunder", das der BVB im Rückspiel brauche.

Can übte auch Kritik. Barcelona habe "gute Kicker", jedoch hätte der BVB sich mannschaftlich dagegenstemmen können. "Das können wir besser machen. Da muss es auch mal knallen, es hat zu wenig geknallt", sagte er: "Es ist keine Systemfrage, sondern eine Frage, ob jeder bereit ist, 100 Prozent zu geben und auch mal über die Schmerzgrenze zu gehen."

BVB trat selbstbewusst in Barcelona an

Zwei Siege in Folge - der BVB war nach den jüngsten Erfolgserlebnissen mit druchaus breiter Brust nach Spanien gereist. Aber dennoch war ja klar: Der FC Barcelona ging mit seiner massiven Offensivpower als klarer Favorit in dieses Duell.

Trainer Niko Kovac entschied sich im alten Olympiastadion auf dem Montjuic für ein 4-2-3-1 mit der einzigen Spitze Serhou Guirassy. Felix Nmecha kehrte in die Mannschaft zurück, im Mittelfeld gab Carney Chukwuemeka sein Startelf-Debüt in der Königsklasse.

Barcelona dominiert die Anfangsphase

Den Ton in der Partie gab aber schnell Barcelona an. Die Katalanen generierten gleich viel Ballbesitz im Mittelfeld und - viel wichtiger - schafften schnell Durchbrüche über die Außenpositionen. Nach nicht einmal fünf Minuten hatte Lamine Yamal eine erste gute Abschlusschance, Emre Can musste auf der Torlinie retten.

Keine zwei Minuten später düpierte Yamal Dortmunds zu Beginn bedauernswerten Ramy Bensebaini, ging rechts durch und verzog nur knapp aus spitzem Winkel. Und dann hatte auch noch der Routinier seine erste starke Szene: Robert Lewandowski scheiterte mit einer Direktabnahme aus 13 Metern am gut reagierenden Gregor Kobel im Tor der Borussen. Da waren gerade einmal sechs Minuten gespielt.

Nmecha und de Jong im Zweikampf

Dortmunds Nmecha und Barcelonas de Jong im Zweikampf

BVB schwer unter Druck

Das Team von Hansi Flick hatte klar gemacht, in welche Richtung das Match an diesem Abend gehen sollte. Und der BVB war bestens damit beschäftigt, sich irgendwie seiner Haut zu erwehren. Nico Kovac hatte ja angekündigt, das in der Abwehr anfällige Barcelona mit Bällen hinter die Kette in Schwierigkeiten bringen zu wollen - in diese Bereiche kamen die Schwarz-Gelben aber erst einmal gar nicht erst.

"Entlastung" hieß das Zauberwort - aber der BVB kam im Lauf der ersten halben Stunde zu gerade einmal einem einzigen eigenen Angriff - da war Julian Brandt auf rechts aber ins Abseits gelaufen (15.). Der Rest war Defensivarbeit - die verrichtete das Kovac-Team aber leidenschaftlich, diszipliniert und erfolgreich.

1:0 - Barca trifft nach Standard

Bis zur 25. Minute. Da schlug Fermin einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld auf den zweiten Pfosten, wo Inigo Martinez die Kugel per Kopf zurücklegte und Cubarsi mit der Fußspitze den Ball an Kobel vorbeibrachte. Überflüssigerweise stob Raphinha noch in die Szene und gab dem Ball den letzten Schubs über die Linie. Der Brasilianer durfte sich somit als Torschütze zum 1:0 feiern lassen (25.).

Die Führung für Barcelona war folgerichtig, der BVB reagierte aber. Plötzlich erarbeiteten sich die Schwarz-Gelben auch Spielanteile. Und sie hatten in der 35. Minute eine Großchance zum Ausgleich. Nach tiefem Ballgewinn spielte Chukwuemeka einen tiefen Ball auf den völlig blank stehenden Serhou Guirassy - doch der Guineer trat elf Meter vor dem Tor am Ball vorbei.

Dortmund arbeitet sich ins Match

Fünf Minuten später scheiterte Jamie Gittens mit einem Schuss aus 16 Metern an Barca-Keeper Wojciech Szcesny. Und in der 45. Minute segelte Guirassy an einer halbhohen Hereingabe von Karim Adeyemi vorbei. Der BVB hatte sich nach der schwierigen Anfangsphase richtig gut in die Partie hereingearbeitet.

Der FC Barcelona hatte sich in der Schlussphase der ersten Hälfte defensiv anfällig gezeigt - bewies nach dem Anpfiff zur zweiten Hälfte aber eindrucksvoll seine ungeheure Offensivstärke. Nach langem Flugball auf die linke Seite zu Raphinha legte dieser die Kugel per Kopf perfekt quer zu Lewandowski, der keine Mühe hatte, zum 2:0 einzuköpfen (47.).

BVB zaudert - Lewandowski erhöht auf 3:0

Dieser Treffer hinterließ Wirkung beim BVB - irgendwie war das Stück Selbstvertrauen, das man sich am Ende des ersten Abschnitts geholt hatte, komplett dahin. Barcelona dominierte nun nach Belieben. In der 63. Minute scheiterte Fermin noch mit einem Schuss am Außenpfosten, Lewandowski machte es drei Minuten später besser: Aus vollem Lauf drosch der Pole die Kugel nach Fermins Querpass aus zwölf Metern ins Tor.

Überzeugung und Konsequenz in den Aktionen wären nun nötig gewesen - dazu war der BVB aber nicht mehr in der Lage. Sinnbildlich das 4:0: Julian Brandt spielte einen viel zu kurzen Rückpass aus dem eigenen Angriffsdrittel und Lewandowski ging dazwischen. Sekunden später landete die Kugel bei Yamal, der locker zum 4:0 einschoss (77.).

Nächstes Topspiel in der Bundesliga

Am Ende war das Ergebnis auch in der Höhe verdient - 15 gute Minuten vor der Halbzeitpause waren an diesem Abend einfach zu wenig, um in Barcelona bestehen zu können. Nicht einmal der Ehrentreffer wollte mehr gelingen. Zwar traf der eingewechselte Maxi Beier in der 88. Minute ins Barca-Tor - doch der Treffer konnte wegen Abseits keine Anerkennung finden.

Viel Zeit zum jammern bleibt den Schwarz-Gelben aber nicht. Bevor es nächste Woche Dienstag (15.04.2025) zum Rückspiel gegen Barcelona in Dortmund kommt, steht am Samstag das Duell beim FC Bayern in der Bundesliga an. Nach der Pleite in der Champions League dürfte die nationale Liga für den BVB nun umso wichtiger werden.