Kiels Domagoj Duvnjak (l) und Torhüter Andreas Wolff jubeln während der Partie.

Final Four im DHB-Pokal THW Kiel nach Drama gegen die Löwen im Pokalfinale

Stand: 12.04.2025 20:01 Uhr

Auch dank Andreas Wolff gewinnt der THW Kiel dramatisch gegen die Rhein-Neckar Löwen und greift nach dem DHB-Pokal. Juri Knorr patzt in entscheidenden Momenten.

In einem hoch spannenden Halbfinale in Köln hat der THW Kiel die Rhein-Neckar Löwen nach Verlängerung mit 32:31 (28:28, 14:17) bezwungen und sich die Chance erarbeitet, seinen 13. Pokalsieg zu feiern. Einer der Matchwinner war Nationaltorwart Andreas Wolff, der Nationaltorwart rettete sein Team erst in die Verlängerung und parierte dort unter anderem einen Siebenmeter von Juri Knorr.

Weitere Faktoren waren Top-Werfer Emil Madsen mit elf Toren und Routinier Domagoj Duvnjak, der als bester Spieler ausgezeichnet wurde. Kiels Gegner im Endspiel am Sonntag (15.35 Uhr, live im Ersten) ist die MT Melsungen. Der Tabellenzweite der Bundesliga setzte sich am Samstagabend 31:27 (15:14) gegen Zweitligist HBW Balingen Weilstetten durch.

Knorr: "Jetzt gerade tut es extrem weh"

"Es war ein tolles Spiel, genau das, was man von einem Pokal-Halbfinale erwartet", sagte Wolff in der Sportschau. Er lobte die Löwen für ihre Leistung, speziell auch seinen Torwartkollegen David Späth: "Aber wir haben eine tolle Moral gezeigt in der Deckung, konnten uns über 60 Minuten steigern und haben am Ende die Nerven behalten."

Löwen-Spielmacher Juri Knorr sprach von einem langen, zähen Spiel: "Wir haben es nicht geschafft, die Intensität ganz oben zu halten. Gerade im Angriff hatten wir nicht genug Puste und Energie." Knorr wurde mit zwei verworfenen Siebenmetern in entscheidenden Phasen zur tragischen Figur - trotz neun erzielter Tore und vieler guter Szenen. "Es gibt Wichtigeres im Leben, aber jetzt gerade tut es extrem weh", sagte Knorr im Ersten. Er wird die Bundesliga im Sommer Richtung Dänemark verlassen, wo er beim Spitzenklub Aalborg Handbold spielen wird.

THW Kiel gegen die Rhein-Neckar Löwen - die Stimmen

Sportschau, 12.04.2025 16:00 Uhr

Ivan Martinovic erneut verletzt

Das furiose Spiel wurde überschattet von den Sorgen um den Löwen-Spieler Ivan Martinovic. Gerade erst genesen, zog er sich kurz vor der Pause eine erneute Knieverletzung zu. Humpelnd und unter Tränen musste der 27-Jährige das Spielfeld verlassen. "Er hat das Spiel ungemein belebt, als er reingekommen ist", sagte Wolff und schickte Genesungswünsche an den Kroaten.

Auch Knorr bedachte Martinovic im Interview: "Das Wichtigste ist, dass es ihm gutgeht. Ich hoffe einfach, dass es irgendwie gut ist." Die Verletzung habe den Rhythmus gebrochen: "Es ist unser Freund, nicht nur unser Teamkollege. Und wenn er da am Boden liegt und wir wissen, dass er schon verletzt war und wie er sich aufgeopfert hat für uns - das tut weh in dem Moment."

Schon bei seiner jüngsten Verletzung hatte Martinovic auf die große Belastung für die Profis hingewiesen mit den Worten: "Irgendwann ist es einfach zu viel." Mit Kroatien hatte er bei der Heim-WM im Januar Silber gewonnen und dabei nach eigener Aussage schon Schmerzmittel benötigt. Anschließend ging es ohne große Pause in der Bundesliga weiter, Ende Februar stoppte ihn dann eine Patellasehnenverletzung.

Juri Knorr bringt Löwen in Schwung

Die Partie hatte wie erwartet ausgeglichen und temporeich begonnen. Der THW, in der Bundesliga als Vierter drei Plätze vor den Löwen platziert, führte in der Anfangsphase meist, aber nie mehr als mit zwei Toren Unterschied.

Eine Schlüsselszene lieferte dann Knorr: Der Spielmacher der Löwen fing einen Pass von Hendrik Pekeler ab und hämmerte den Ball zum 9:7 unter die Latte - in der 18. Minute führten die Löwen erstmals mit zwei Toren.

THW Kiel gegen die Rhein-Neckar Löwen - die Analyse

Sportschau, 12.04.2025 18:23 Uhr

Martinovic verdreht sich das Knie

Anschließend nahm Knorrs Teamkollege Martinovic die Partie in die Hand. Der Rückraumspieler traf innerhalb von zehn Minuten fünf Mal, die Löwen vergrößerten ihren Vorsprung zwischenzeitlich auf fünf Tore.

Zwei Minuten vor der Pause verdrehte sich Martinovic nach seinem Tor zum 17:12 offenbar bei der Landung das linke Knie. Es war zwar nicht dasselbe Knie wie bei seiner jüngsten Verletzung, aber eine erneute Ausfallzeit ist zu befürchten - die zweite Halbzeit verfolgte Martinovic mit einem Eisbeutel auf dem Knie.

Ivan Martinovic von den Rhein-Neckar Löwen hält sich das Knie.

Ivan Martinovic von den Rhein-Neckar Löwen hält sich das Knie.

Duvnjak sucht seine Linse

Nach der Pause kamen die Kieler angeführt von Duvnjak besser ins Spiel. Kurios: Duvnjak verlor bei seinem Tor zum 16:17 offenbar eine Kontaktlinse, fand sie auf dem Spielfeld nicht wieder. Er musste sich Ersatz aus der Kabine besorgen.

In der 36. Minute war dann die Torlinientechnik gefragt. In der Bundesliga wird diese erst in der kommenden Saison eingeführt, beim Final Four aber ist sie schon im Einsatz. Ein Siebenmeter von Kiels Lukas Zerbe knallte von der Latte auf die Torlinie - oder doch dahinter? In Realgeschwindigkeit war dies kaum zu erkennen. Nach Ansicht der Bilder entschieden die Schiedsrichter: kein Tor.

Wiencek setzt Akzente

Es entwickelte sich ein echter Pokalfight, die Löwen hielten voll dagegen, verteidigten ihre Führung. Die Kieler hatten in der Offensive ohne Harald Reinkind und Nikola Bylik weiterhin Schwierigkeiten und außerdem in David Späth einen starken Torhüter gegen sich.

Dennoch schaffte Kiel eine Viertelstunde vor Schluss den Ausgleich und ging kurz darauf 24:23 in Führung - beide Treffer erzielte Patrick Wiencek, der nach der Saison seine große Karriere beenden wird und sich noch mit einem Pokaltitel verabschieden will.

Rot für Forsell Schefvert

In der völlig ausgeglichenen Schlussphase verloren die Löwen einen ihrer Besten: Olle Forsell Schefvert sah Rot (57.), nachdem er Duvnjak mit der Hand im Gesicht getroffen hatte.

Trotzdem hatten die Löwen den Sieg in der Hand, aber Nationaltorwart Andreas Wolff hielt die Kieler am Leben: Erst zeigte er eine Doppelparade gegen Knorr und Jannik Kohlbacher, dann hielt er auch noch den anschließenden Siebenmeter von Knorr. Weil auf der anderen Seite auch Späth gegen Duvnjak parierte, ging es in die Verlängerung.

Auch dort stand Wolff im Fokus, als er erneut einen Siebenmeter von Knorr parierte. Die Chance zum Ausgleich Sekunden vor Schluss vergaben die Löwen durch einen Fehlpass von Gustav Davidsson.