
Viertelfinale der Champions League Emotionales Finish - Inter schlägt Bayern trotz Müller-Tor
Der FC Bayern hat das Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Inter Mailand verloren - obwohl ausgerechnet Thomas Müller zum Ausgleich traf.
Lautaro Martinez erzielte beim 2:1 (1:0) in München die Führung für den Tabellenführer der Serie A (38.), Müller glich aus (85.), doch Davide Frattesi schlug nochmal zu (88.) und verschaffte der Mannschaft von Simone Inzaghi damit eine herausragende Ausgangslage für das Rückspiel am kommenden Mittwoch (16.04.).
"Unsere Mannschaft hat ein ordentliches Spiel gemacht, speziell die erste Stunde", sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl. Dann habe Inter einen guten Angriff gespielt und die Führung erzielt: "Wir haben dann extrem viel investiert, um zum Ausgleich zu kommen, machen den auch verdientermaßen. Und dann spielen sie den zweiten perfekten Angriff, das ist eben Inter Mailand."
"Wir haben vieles gut gemacht, wir waren effizient vor dem Tor und haben gut verteidigt", analysierte Inters starker Torhüter Yann Sommer beim Rechteinhaber "Amazon Prime" und ergänzte: "Wir mussten viel aushalten in der zweiten Halbzeit."
Bayerns Kimmich: "Möglichkeiten waren da"
"Wir haben jetzt die erste Halbzeit gespielt, das Hinspiel. Wir haben uns das vom Ergebnis her natürlich anders vorgestellt, aber wir wissen, dass da auf jeden Fall noch einiges drin ist", meinte Müller nach dem Spiel bei "Prime". Der Torschütze bemängelte vor allem die Chancenverwertung, denn Lösungen habe seine Mannschaft gegen diesen starken Gegner sehr wohl gefunden.
Das sah Mannschaftskollege Joshua Kimmich auch so: "Inter hat einfach die zwei Chancen genutzt mit zwei Toren. Wir hatten vier, fünf sehr gute Möglichkeiten und haben die nicht genutzt. Es war nicht unser bestes Spiel, aber die Möglichkeiten waren da, um es zu gewinnen."
FC Bayern: Guerreiro in der Startelf, Müller auf der Bank
Bayern-Trainer Vincent Kompany setzte in der Startelf nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jamal Musiala auf Raphael Guerreiro, zudem rückte Leon Goretzka im Vergleich zum Bundesliga-Sieg gegen Augsburg für Joao Palhinha ins Mittelfeldzentrum. Thomas Müller, dessen Bayern-Abschied im Sommer seit dem Wochenende offiziell ist, saß demnach erst einmal auf der Bank.
Direkt von Beginn an war die Kompany-Elf an diesem Dienstagabend bemüht, den Gegner trotz der verletzungsbedingten Ausfälle sofort unter Druck zu setzen. In der sechsten Minute näherten sich die Bayern somit auch erstmals gefährlich dem gegnerischen Tor an: Michael Olise zielte mit einem noch leicht abgelenkten Schuss aus halbrechter Position nur Zentimeter links unten am Pfosten vorbei.
Nach einer knappen Viertelstunde kam Harry Kane zentral im Strafraum nach Flanke von rechts zum Kopfball. Er konnte aber nicht genügend Druck auf den Ball bringen, um Yann Sommer vor ernsthafte Probleme zu stellen.
Kane trifft den Pfosten - Inter geht in Führung
Auch Guerreiro hätte in der 20. Minute nach schönem Steilpass in die Schnittstelle der Abwehrkette durchaus von halbrechts das 1:0 erzielen können. Mit dem schwächeren rechten Fuß konnte er den Ball aber nicht druckvoll genug herumziehen und scheiterte somit ebenfalls an Sommer.
Fünf Minuten später hätte es dann definitiv 1:0 stehen müssen, doch Kane traf links im Strafraum nach Olise-Pass völlig freistehend und mit viel Zeit ausgestattet nur den rechten Pfosten. Es war eine Szene, wie man sie vom Engländer kaum einmal gesehen hat - und sie tat den Bayern richtig weh, denn Inter bekam nun immer besseren Zugriff auf die Partie.
Die Italiener hielten den Ball mehr und mehr in den eigenen Reihen und setzten dann blitzschnell Nadelstiche. Nach überragender Kombination über die linke Seite legte Marcus Thuram im Bayern-Strafraum wunderbar mit der Hacke auf Martinez ab, der diesen tollen Angriff mit einem knallharten Außenristschuss unhaltbar für Jonas Ubrig zur Führung veredelte. Es war der einzige Schuss, der im ersten Durchgang auch wirklich auf das Bayern-Tor kam - doch der reichte.

Inter bejubelt das 1:0
Bayern arbeiten sich zurück - Inter steht kompakt
Die extrem erfahrenen Gäste erstickten zu Beginn der zweiten Halbzeit eine mögliche aufkommende Münchener Offensive direkt im Keim, führten kompromisslose Zweikämpfe und fanden immer wieder selbst mit überraschenden schnellen Pässen die Lücken in der Münchener Viererkette. Das 2:0 schien zu diesem Zeitpunkt näher als der Ausgleich, Urbig ließ sich in der 54. Minute von einem harten Schuss aufs kurze Eck durch Martinez aber nicht überraschen.
Die Bayern arbeiteten sich dann aber nach und nach aber zurück in die Partie, umspielten immer wieder lang den Sechzehner der nun extrem tief stehenden Gäste und kamen nach einer guten Stunde durch einen etwas zu hohen Kopfball von Josip Stanisic auch wieder zu einer passablen Gelegenheit. Kurz darauf strich ein schöner Volleyschuss von Guerreiro vom Strafraumrand ebenfalls nur wenige Zentimeter über die Latte. Es war nun ein Geduldsspiel gegen einen gut organisierten blau-schwarzen Defensivverbund, bei dem aber jede kleine Ungenauigkeit im Passspiel auch direkt den Ballverlust und einen drohenden Konter bedeutete.
Müller kommt rein und trifft, aber der Jubel hält nur kurz
In der 74. Minute schöpfte die Münchener Arena nochmal hörbar Hoffnung, als Müller gemeinsam mit Sacha Boey und Serge Gnabry eingewechselt wurde. Die Wechsel läuteten die Schlussphase ein, in die die Bayern mit einem verzogenen Kane-Schuss starteten (79.). Und wer auch sonst als eben jener Müller hätte sich dann nach einer Kane-Flanke von der linken Seite am langen Pfosten so freischleichen können? Unter ohrenbetäubendem Jubel schoss der Routinier in der 85. Minute das 1:1.
Doch die Münchener Arena verfiel kurz darauf in Schockstarre - der bärenstarke Carlos Augusto fand nach Sprint über links in der Mitte Frattesi, der aus vollem Lauf einschoss (88.). Die Bayern hatten danach sogar noch weitere Chancen, doch am Ende siegte die abgezocktere - und etwas glücklichere Mannschaft.