
Bundesliga-Topspiel am 29. Spieltag Bayern und Dortmund auf der Suche nach dem "Kater-Killer"
Nach Champions-League-Spielen hatten die Bayern und der BVB im Liga-Alltag zuletzt Probleme. Vor dem für beide so wichtigen Duell stellt sich nun die Frage, wer den CL-Kater besser vertreiben kann.
Fettiges Essen, ein Konterbier, Wechseldusche, Anti-Durchfall-Pulver - Hausmittel gegen einen ausgewachsenen Party-Kater gibt es viele. Einige wirken dabei besser als andere. In München und Dortmund dürfte man sich aber dieser Tage vor dem direkten Duell am Samstag (12.04., 18.30 Uhr live im Radiostream und im Ticker) eher auf die Suche nach dem Heilmittel gegen den sogenannten Champions-League-Kater gemacht haben. Denn das Topspiel ist für beide Kontrahenten ein enorm wichtiges.
Die Bayern verloren am Dienstag in der Königsklasse das Viertelfinal-Hinspiel etwas unglücklich mit 1:2 (0:1) gegen Inter Mailand, die Dortmunder kamen am Mittwoch beim FC Barcelona mit 0:4 (0:1) unter die Räder. Solche womöglich folgenschweren Niederlagen einfach abzuschütteln und zum "Liga-Alltag" überzugehen, dürfte auch Profisportlern schwerfallen. Zumal ja wenige Tage später auch die entsprechenden Rückspiele anstehen. Dazu kommt der Aspekt der körperlichen Belastung für die vor allem aufseiten der Münchener verletzungsgebeutelten Kader.
Bayern und BVB mit schlimmer Bilanz nach der Champions League
Sieben Mal haben die Bayern in dieser Bundesliga-Saison ein Spiel nicht als Sieger beendet - sechs dieser Punktverluste, darunter auch die beiden Niederlagen gegen Bochum und Mainz, folgten jeweils unmittelbar auf Champions-League-Spiele. Beim BVB sieht diese Bilanz, angesichts der Platzierung in der Tabelle nicht unerwartet, sogar noch verheerender aus: Von zwölf Bundesligaspielen im Anschluss an Auftritte in der Königsklasse gewannen die Dortmunder nur zwei und verloren sieben.
Mit Blick auf die schwache Leistung gegen Barcelona kündigte BVB-Trainer Niko Kovac an, gegen die Bayern die ein oder andere Veränderung vornehmen zu wollen. Der gegen Barca gesperrte Pascal Groß, Maximilian Beier und Daniel Svensson sind Kandidaten für eine Startelf-Rückkehr, Jamie Gittens oder auch Felix Nmecha könnten beispielsweise dafür rausrotieren. "Die Bundesliga ist nochmal etwas ganz anderes, wobei der FC Bayern München meines Erachtens nach auf dem selben Niveau ist wie der FC Barcelona", sagte Kovac, der mit den Bayern als Spieler und Trainer Meister wurde.
Dortmund braucht im Rennen um Europa mindestens einen Punkt
So richtig euphorisch klang das alles verständlicherweise nicht, dabei ist der mit dem zumindest streitbaren Namen "deutscher Clasico" ausgestattete Schlager am Samstagabend sportlich für Dortmund nun wichtiger, als das fast aussichtslos erscheinende Rückspiel gegen die Katalanen, wie auch Sportdirektor Sebastian Kehl einräumte. Durch zwei Liga-Siege mit guten Leistungen gegen Mainz und Freiburg in Serie hat sich der BVB doch noch mal in Position für einen Platz unter den ersten fünf gebracht.
Vier Zähler Rückstand sind es nur noch auf Platz fünf, fünf Punkte fehlen für Rang vier. Vor wenigen Wochen sah die Lage mit sieben und zehn Zählern Abstand noch deutlich schlechter aus. Ein Punktgewinn gegen die Münchener würde angesichts der direkten Duelle zwischen Mönchengladbach und Freiburg sowie Stuttgart und Bremen weiterhin alle Chancen offenlassen, eine Niederlage täte allerdings punktetechnisch und psychologisch der gerade gestarteten Aufholjagd extrem weh.
Personallage und jüngste Duelle machen dem BVB Hoffnung
Ein bisschen Hoffnung kann der BVB aus den jüngsten Duellen ziehen: Das Hinspiel endete nach Toren von Gittens und Musiala 1:1 (1:0), das jüngste Duell in München am 27. Spieltag der Vorsaison sogar 2:0 (1:0) für die Borussia.
Auch personell sieht es bei den Dortmundern trotz der Verletzungen von Nico Schlotterbeck und Marcel Sabitzer besser aus als bei den Bayern: Aus der Startelf des Hinspiels fehlen am Wochenende mit Alphonso Davies, Dayot Upamecano, Musiala und Manuel Neuer vier Spieler verletzt (dazu spielt Mathys Tel mittlerweile für Tottenham).
Pavlovic wieder dabei? Spielt Müller von Beginn an?
Immerhin Aleksandar Pavlovic winkt nach überstandenem Pfeifferschen Drüsenfieber die Rückkehr ins Aufgebot, spannend ist zudem, ob Thomas Müller nach seinem Tor gegen Inter diesmal von Beginn an ran darf und damit gemeinsam mit Mats Hummels (29) Liga-Rekordspieler des Bayern-Dortmund-Klassikers wird. 17 Torbeteiligungen hat Müller in seinen bisher 28 Bundesligaspielen gegen den BVB aufgelegt.
Auch für die Münchener ist die Partie am Samstag psychologisch und in Sachen Klassement extrem wichtig: Siegen die Bayern gegen Dortmund, ist angesichts von dann mindestens weiter sechs Punkten Vorsprung und der deutlich besseren Tordifferenz gegenüber Leverkusen die Meisterschaft wohl entschieden - in der Hinrunde holten die Bayern schließlich aus den letzten fünf Partien zwölf Zähler. Für das so schwere Rückspiel in Mailand am Mittwoch täte diese Gewissheit und eine überzeugende Leistung gegen den BVB der Elf von Vincent Kompany ebenfalls extrem gut.
Kane oder Guirassy als "Kater-Killer"
Im Fokus stehen in diesem Duell auch die Torjäger Harry Kane und Serhou Guirassy. Beide vergaben in ihren Champions-League-Spielen wichtige Großchancen und waren somit mitverantwortlich für den Kater ihrer Vereine. In der Rückrunde hat Guirassy für Dortmund bisher acht Treffer erzielt, alle aus dem Feld. Kane bringt es seit Spieltag 18 auf sieben Tore, darunter zwei Elfmeter. Gut möglich, dass einer von beiden am Samstag zum ersehnten Kater-Gegenmittel wird, Guirassy hat von seinen vier Bundesligaduellen mit den Bayern bisher immerhin nur ein einziges verloren.