Einnahmen aus UEFA-Wettbewerben Internationales Geld sorgt für nationale Probleme
In den vergangenen zehn Jahren hat der FC Bayern mehr als 800 Millionen Euro in der Champions League eingenommen - das internationale Geld ist ein Treiber für nationales Ungleichgewicht.
Mit den Zahlen, die die UEFA im Februar in ihrem Finanzbericht für das Geschäftsjahr 2022/23 veröffentlicht hat, lassen sich die Einnahmen der Bundesliga-Klubs in Europa in den jüngsten zehn Saisons addieren.
Dabei zeigt sich, dass Bayern München seit der Saison 2013/14 mehr als 800 Millionen Euro eingenommen hat. Borussia Dortmund kommt immer noch auf etwas mehr als 500 Millionen Euro. Bayer Leverkusen und RasenBallsport Leipzig kratzen an der Marke von 300 Millionen Euro. Auch Zweitligist Schalke 04 steht immer noch weit oben in dieser Zehn-Jahres-Rangliste.
Klub | Summe in Euro |
---|---|
Bayern München | 807.625.000 |
Borussia Dortmund | 513.706.654 |
Bayer Leverkusen | 285.606.672 |
RasenBallsport Leipzig | 284.360.656 |
Schalke 04 | 145.324.363 |
Eintracht Frankfurt | 142.310.109 |
Bor. Mönchengladbach | 119.107.970 |
VfL Wolfsburg | 112.161.164 |
TSG Hoffenheim | 62.046.675 |
1. FC Union Berlin | 29.256.000 |
SC Freiburg | 25.113.079 |
1. FC Köln | 16.111.675 |
1. FSV Mainz 05 | 10.689.112 |
Hertha BSC | 7.959.675 |
Für die Saison 2023/24 lässt sich bereits ein Großteil der Einnahmen berechnen:
Klub | Summe in Euro |
---|---|
Borussia Dortmund | 102.122.211 |
Bayern München | 99.740.684 |
RasenBallsport Leipzig | 54.473.947 |
Bayer Leverkusen | 22.990.000 |
1. FC Union Berlin | 20.911.000 |
SC Freiburg | 10.152.000 |
Eintracht Frankfurt | 6.692.587 |
Borussia Dortmund könnte mit einem Sieg im Finale der Champions League die Einnahmen um 4,5 Millionen Euro erhöhen. Bayer Leverkusen hat im Finale der Europa League noch die Chance auf 4,0 Millionen. Noch nicht eingerechnet sind die Einnahmen aus dem "Market Pool" der UEFA. Für die Teilnehmer in der Champions League kam dadurch in der Vorsaison jeweils ein Betrag zwischen 7 und 18 Millionen Euro heraus.
Klar ist jetzt schon, dass diese Zahlen in der Saison 2024/25 steigen werden. Im Rahmen der Europapokalreform rechnet die UEFA mit einer Steigerung ihrer Einnahmen von jährlich 3,5 auf 4,4 Milliarden Euro, die zum größten Teil an die Klubs weitergegeben werden.
DFL-Geld im Vergleich ein kleinerer Treiber der Ungleichheit
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wird häufig dafür kritisiert, dass ihre Einnahmen in der Bundesliga zu ungleich verteilt würden und das den Wettbewerb zugunsten des bisherigen Dauermeisters Bayern München langweilig mache. Die Zahlen für die Saison 2023/24, die der Sportschau vorliegen, zeigen allerdings, dass die Geldverteilung durch die DFL im Vergleich zum Geld der UEFA einen kleineren Teil beim Auseinandergehen der Schere bei den Finanzen der Klubs ausmacht.
Klub | National | International | Gesamt |
---|---|---|---|
Bayern München | 66.662.028 | 25.772.449 | 92.434.477 |
Borussia Dortmund | 65.670.753 | 17.531.403 | 83.202.156 |
Bayer Leverkusen | 62.224.654 | 19.348.888 | 81.573.542 |
RasenBallsport Leipzig | 62.986.778 | 16.560.296 | 79.547.074 |
Eintracht Frankfurt | 58.593.449 | 18.155.050 | 76.748.499 |
1. FC Union Berlin | 60.664.922 | 7.793.604 | 68.458.526 |
SC Freiburg | 60.914.416 | 6.234.488 | 67.148.904 |
VfL Wolfsburg | 56.549.027 | 8.390.523 | 64.939.550 |
Bor. M'gladbach | 55.200.721 | 7.909.425 | 63.110.146 |
TSG Hoffenheim | 53.390.952 | 7.757.967 | 61.148.919 |
1. FC Köln | 50.343.521 | 5.343.564 | 55.687.085 |
1. FSV Mainz | 51.457.046 | 3.597.353 | 55.054.399 |
FC Augsburg | 45.470.401 | 3.597.353 | 49.067.754 |
VfB Stuttgart | 42.698.065 | 3.187.528 | 45.885.593 |
Werder Bremen | 40.397.680 | 3.187.528 | 43.585.208 |
VfL Bochum | 35.821.044 | 3.187.528 | 39.008.572 |
1. FC Heidenheim | 33.108.918 | 3.187.528 | 36.296.446 |
Darmstadt 98 | 29.930.235 | 3.187.528 | 33.117.763 |
Summe | 932.084.610 | 163.930.003 | 1.096.014.613 |
Das Geld aus der Vermarktung der Bundesliga und der 2. Bundesliga wird von der DFL in einen nationalen und einen Internationalen Topf geteilt.
- National bekommt Bayern München von der DFL etwas mehr als das Doppelte von dem, was beispielsweise Aufsteiger Darmstadt 98 erhält.
- International bekommt der FC Bayern von der DFL das Achtfache des Darmstädter Anteils. Die internationalen Erlöse der DFL sind im Vergleich zum Inland allerdings geringer.
- Zusammengerechnet bekommen die Bayern in dieser Saison von der DFL damit etwas weniger als dreimal soviel wie Darmstadt - die großen Unterschiede machen erst die Einnahmen aus den UEFA-Wettbewerben aus.
Niederlande mit zaghaftem Versuch, dem Problem zu begegnen
In Deutschland bedeutet die Meisterschaft von Bayer Leverkusen eine Ausnahme in der Dominanz der Bayern, die zuletzt elfmal in Folge den Titel holten und auch künftig Topfavorit sein werden. Doch weder in Deutschland noch in anderen Topligen gibt es den sportpolitischen Willen, das Geld von der UEFA zugunsten von mehr Spannung im nationalen Wettbewerb umzuverteilen.
Ein solcher Weg deutete sich zumindest zaghaft in den Niederlanden an, wo die Teilnehmer der Champions League, der Europa League und der Conference League 5 Prozent (ab K.o.-Runde 3,75 Prozent) ihrer Einnahmen an die Liga abgeben müssen. Die Liga verteilt das Geld dann auf die anderen Klubs, die diese Mittel aber nur für strukturelle Maßnahmen verwenden dürfen - und nicht für Spielergehälter, Ablösen und Beraterhonorare.
Innenansicht vom PSV-Stadion in Eindhoven.
Zuletzt beschloss die UEFA leichte Änderungen bei der Verteilung der Einnahmen aus dem Europapokal ab der Saison 2024/25. Diese haben aber nur wenig Potenzial, die Machtverhältnisse innerhalb der nationalen Ligen zu verändern.
Die Zukunft: Stärkerer Blick auf die Ausgaben statt auf die Einnahmen
Ungleichgewichte gibt es in nationalen Ligen, aber auch international hat sich eine kleine Gruppe von Spitzenklubs, angetrieben von den Einnahmen der UEFA, vom Rest teilweise abgesetzt. Neben den hohen Einnahmen bei der UEFA haben diese Spitzenklubs der Champions League national und international einen Vorsprung bei der Generierung von Transfererlösen, bei Reichweiten in sozialen Netzwerken sowie bei den Einnahmen aus Sponsoring, beim Ticketverkauf oder beim Absatz von Fan-Artikeln. Diese Unterschiede bei den Einnahmen lassen sich von den Verbänden nur schwer kleinregulieren.
Stattdessen nehmen mehrere Verbände die Ausgaben der Klubs stärker in den Blick, um eine weitere Inflation der Kosten im Fußball zu verhindern und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit von Ligen und Klubs zu sichern, die finanziell rationaler handeln als andere. Das Financial Fairplay der UEFA dient dabei teilweise derzeit als Vorbild. Eine Grenze von 70 Prozent der Einnahmen, die maximal in den Kader investiert werden dürfen, soll die Klubs künftig etwas einhegen. In Spanien gilt ein ähnliches System, in England wird es diskutiert.
DFL fordert absolute Kostenobergrenze in Europa
Die DFL, deren Klubs zum größten Teil an die 50+1-Regel gebunden sind, hätte auf europäischer Ebene gerne mehr: Ihr schwebt eine absolute Kostenobergrenze vor - beispielsweise von 500 Millionen Euro pro Saison für jeden Klub. Ein Weg, der gegen die Ziele von Staatsfonds aus dem Nahen Osten oder Hedgefonds aus den USA durchgesetzt werden müsste.
Marc Lenz, neben Steffen Merkel einer der beiden DFL-Geschäftsführer
Ein absolutes Salary Cap in Europa, das an eine feste Geldsumme gebunden ist und sich nicht in Prozent berechnet, sei "geeignet, erforderlich und angemessen", sagte DFL-Geschäftsführer Marc Lenz der "Sport Bild". Die immer weiter steigenden Ausgaben der Klubs würden derzeit von Investoren gedeckt - was langfristig nicht zukunftsfähig sei. "Für die absolute Kostenobergrenze in Europa werden wir uns stark einsetzen - wohl wissend, dass einige Ligen und Vereine eher an einer Deregulierung interessiert sind." Zuletzt war laut "Kicker" eine Kostenobergrenze auch für die DFL-Klubs im Gespräch, diese käme zum üblichen Lizenzierungsverfahren hinzu.