Die Meisterschale und der Pokal der Champions League

Einnahmen aus UEFA-Wettbewerben Internationales Geld sorgt für nationale Probleme

Stand: 09.04.2025 12:11 Uhr

In den vergangenen zehn Jahren hat der FC Bayern fast 900 Millionen Euro in der Champions League eingenommen - das internationale Geld ist ein Treiber für nationales Ungleichgewicht.

Mit den Zahlen, die die UEFA vergangene Woche in ihrem Finanzbericht für das Geschäftsjahr 2023/24 veröffentlicht hat, lassen sich die Einnahmen der Bundesliga-Klubs in Europa in den jüngsten zehn Saisons addieren.

Dabei zeigt sich, dass Bayern München in den zehn Jahren zwischen den Saisons 2014/15 und 2023/24 fast 900 Millionen Euro eingenommen hat. Borussia Dortmund kommt mit rund 600 Millionen Euro auf Platz zwei. RasenBallsport Leipzig und Bayer Leverkusen folgen mit mehr als 300 Millionen Euro.

UEFA-Einnahmen 2014 bis 2024
Klub Summe in Euro
Bayern München 883.413.000
Borussia Dortmund 599.729.654
RasenBallsport Leipzig 350.637.656
Bayer Leverkusen 300.500.672
Eintracht Frankfurt 145.342.651
Schalke 04 121.604.363
Bor. Mönchengladbach 119.107.970
VfL Wolfsburg 112.161.164
TSG Hoffenheim 62.046.675
1. FC Union Berlin 57.414.000
SC Freiburg 44.508.000
1. FC Köln 16.111.675
1. FSV Mainz 05 10.689.112
Hertha BSC 7.959.675

Für die Saison 2024/25 lässt sich bereits ein Großteil der bisherigen Einnahmen berechnen (Stand 9. April 2025):

UEFA-Einnahmen 2024/25
Klub Summe in Euro
Borussia Dortmund 61.045.000
Bayern München 60.495.000
Bayer Leverkusen 49.345.000
VfB Stuttgart 28.645.000
RasenBallsport Leipzig 22.095.000
Eintracht Frankfurt 13.360.000
TSG Hoffenheim 6.410.000
1. FC Heidenheim 5.291.000

Hinzu kommt die sogenannte "Wertesäule", bei der alte Erfolge der vergangenen zehn Jahre und die TV-Einnahmen aus dem jeweiligen Land berechnet werden. Dortmund, Bayern, Leverkusen und Leipzig können hier mit Beträgen zwischen 35 und 45 Millionen Euro rechnen.

Schon jetzt zeigt sich damit, das Bayern und Dortmund die 100-Millionen-Marke wohl erreichen werden. Ein möglicher Einzug ins Halbfinale der Champions League brächte 15 Millionen Euro, die Teilnahme am Finale 18,5 Millionen und ein Sieg dort insgesamt 10,5 Millionen.

Im Rahmen der Europapokalreform rechnet die UEFA für die Saison 2024/25 im Vergleich zu den Saisons vorher mit einer Steigerung ihrer Einnahmen von jährlich 3,5 auf 4,4 Milliarden Euro, die zum größten Teil an die Klubs weitergegeben werden.

DFL-Geld im Vergleich ein kleinerer Treiber der Ungleichheit

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wird häufig dafür kritisiert, dass ihre Einnahmen in der Bundesliga zu ungleich verteilt würden und das den Wettbewerb zugunsten des bisherigen Dauermeisters Bayern München langweilig mache. Die Zahlen für die Saison 2024/25, die der Sportschau vorliegen, zeigen allerdings, dass die Geldverteilung durch die DFL im Vergleich zum Geld der UEFA einen kleineren Teil beim Auseinandergehen der Schere bei den Finanzen der Klubs ausmacht.

Geldverteilung DFL 2024/25
Klub National International Gesamt
Bayern München 70.582.951 26.908.853 97.491.804
Borussia Dortmund 68.341.641 19.276.682 87.618.323
Bayer Leverkusen 64.785.856 21.471.476 86.257.332
RasenBallsport Leipzig 66.140.932 17.792.770 83.933.702
Eintracht Frankfurt 63.656.556 14.768.250 78.424.806
SC Freiburg 63.913.389 9.141.160 73.054.549
1. FC Union Berlin 60.837.539 8.690.862 69.528.401
TSG Hoffenheim 60.023.935 7.164.428 67.188.363
VfL Wolfsburg 56.742.829 8.458.626 65.201.455
Bor. M'gladbach 53.483.466 8.008.328 61.491.794
VfB Stuttgart 55.608.239 3.281.833 58.608.239
1. FSV Mainz 50.809.802 3.703.783 54.513.585
FC Augsburg 46.553.420 3.703.783 50.257.203
Werder Bremen 43.684.053 3.281.833 46.965.886
VfL Bochum 39.921.419 3.281.833 43.203.252
1. FC Heidenheim 38.197.434 3.281.833 41.479.267
FC St. Pauli 31.994.503 3.281.833 35.276.336
Holstein Kiel 29.424.313 3.281.833 32.706.146

Das Geld aus der Vermarktung der Bundesliga und der 2. Bundesliga wird von der DFL in einen nationalen und einen Internationalen Topf geteilt.

  • National bekommt Bayern München von der DFL weit mehr als das Doppelte von dem, was beispielsweise die Aufsteiger St. Pauli und Kiel bekommen.
  • International bekommt der FC Bayern von der DFL mehr als das Achtfache des Anteils der Aufsteiger. Die internationalen Erlöse der DFL sind im Vergleich zum Inland allerdings geringer.
  • Zusammengerechnet bekommen die Bayern in dieser Saison von der DFL damit mehr als dreimal soviel wie St. Pauli und Kiel - die großen Unterschiede machen aber erst die Einnahmen aus den UEFA-Wettbewerben aus.
  • Hinzu kommt in Zukunft alle vier Jahre die neue große Klub-WM der FIFA, bei der die europäischen Klubs im besten Fall in vier Wochen mehr als 125 Millionen US-Dollar einstreichen können.

Niederlande mit zaghaftem Versuch, dem Problem zu begegnen

In Deutschland bedeutet die Meisterschaft von Bayer Leverkusen eine Ausnahme in der Dominanz der Bayern, die zuletzt elfmal in Folge den Titel holten und auch künftig Topfavorit sein werden. Doch weder in Deutschland noch in anderen Topligen gibt es den sportpolitischen Willen, das Geld von der UEFA zugunsten von mehr Spannung im nationalen Wettbewerb umzuverteilen.

Ein solcher Weg deutete sich zumindest zaghaft in den Niederlanden an, wo die Teilnehmer der Champions League, der Europa League und der Conference League fünf Prozent (ab K.o.-Runde 3,75 Prozent) ihrer Einnahmen an die Liga abgeben müssen. Die Liga verteilt das Geld dann auf die anderen Klubs, die diese Mittel aber nur für strukturelle Maßnahmen verwenden dürfen - und nicht für Spielergehälter, Ablösen und Beraterhonorare.

Zuletzt beschloss die UEFA leichte Änderungen bei der Verteilung der Einnahmen aus dem Europapokal ab der Saison 2024/25. Diese haben aber nur wenig Potenzial, die Machtverhältnisse innerhalb der nationalen Ligen zu verändern.

Die Zukunft: Stärkerer Blick auf die Ausgaben statt auf die Einnahmen

Ungleichgewichte gibt es in nationalen Ligen, aber auch international hat sich eine kleine Gruppe von Spitzenklubs, angetrieben von den Einnahmen der UEFA, vom Rest teilweise abgesetzt. Neben den hohen Einnahmen bei der UEFA haben diese Spitzenklubs der Champions League national und international einen Vorsprung bei der Generierung von Transfererlösen, bei Reichweiten in sozialen Netzwerken sowie bei den Einnahmen aus Sponsoring, beim Ticketverkauf oder beim Absatz von Fan-Artikeln. Diese Unterschiede bei den Einnahmen lassen sich von den Verbänden nur schwer kleinregulieren.

Stattdessen nehmen mehrere Verbände die Ausgaben der Klubs stärker in den Blick, um eine weitere Inflation der Kosten im Fußball zu verhindern und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit von Ligen und Klubs zu sichern, die finanziell rationaler handeln als andere. Das Financial Fairplay der UEFA dient dabei teilweise derzeit als Vorbild. Eine Grenze von 70 Prozent der Einnahmen, die maximal in den Kader investiert werden dürfen, soll die Klubs künftig etwas einhegen. In Spanien gilt ein ähnliches System.

DFL fordert absolute Kostenobergrenze in Europa

Die DFL, deren Klubs zum größten Teil an die 50+1-Regel gebunden sind, hätte auf europäischer Ebene gerne mehr Regulierung: Ihr schwebt eine absolute Kostenobergrenze vor - beispielsweise von 500 Millionen Euro pro Saison für jeden Klub. Ein Weg, der gegen die Ziele von Staatsfonds aus dem Nahen Osten oder Hedgefonds aus den USA durchgesetzt werden müsste.

Marc Lenz, neben Steffen Merkel einer der beiden DFL-Geschäftsführer

Marc Lenz, neben Steffen Merkel einer der beiden DFL-Geschäftsführer

Ein absolutes Salary Cap in Europa, das an eine feste Geldsumme gebunden ist und sich nicht in Prozent berechnet, sei "geeignet, erforderlich und angemessen", sagte DFL-Geschäftsführer Marc Lenz der "Sport Bild". Die immer weiter steigenden Ausgaben der Klubs würden derzeit von Investoren gedeckt - was langfristig nicht zukunftsfähig sei: "Für die absolute Kostenobergrenze in Europa werden wir uns stark einsetzen - wohl wissend, dass einige Ligen und Vereine eher an einer Deregulierung interessiert sind." Zuletzt war laut "Kicker" eine Kostenobergrenze auch für die DFL-Klubs im Gespräch, diese käme zum üblichen Lizenzierungsverfahren hinzu.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin äußerte sich in der slowenischen Zeitung "Delo" zurückhaltend dazu. "Unsere Anwälte haben mit der Europäischen Union gesprochen. Eine strikte Gehaltsobergrenze wäre vermutlich nicht möglich", sagte er und stellte auch die Kostenquote von 70 Prozent in Frage: "Viele Klubs können damit nicht umgehen und wollen mindestens 80 Prozent. Daher müssen wir das möglicherweise ändern."