
"Es ist unsere Party" Südamerikas Verband fordert WM 2030 mit 64 Teams
Der Präsident der südamerikanischen Konföderation CONMEBOL hat sich für ein Turnier mit 64 Teams bei der WM 2030 ausgesprochen.
Alejandro Dominguez sagte beim Kongress der CONMEBOL, die vergleichbar mit der UEFA in Europa ist: "Wir schlagen vor, einmalig ein Turnier mit 64 Mannschaften auf drei Kontinenten durchzuführen." Alle Länder sollten die Möglichkeit haben, an diesem globalen Ereignis der Hundertjahrfeier der WM teilzunehmen. Dominguez betonte: "Auch wenn die WM überall ausgetragen wird: Es ist unsere Party."
1930 fand die erste WM in Uruguay statt, damals mit 13 Teams. Eine südamerikanische Bewerbung um die WM 2030 hundert Jahre später war jedoch chancenlos. Am Ende wurde bei der FIFA aber zumindest beschlossen, je ein Eröffnungsspiel aus Anlass des Jubiläums in Uruguay, Paraguay und Argentinien auszutragen. Nun wird klar: Es ist mehr gewünscht - viel mehr.

CONMEBOL-Präsident Alejandro Dominguez
Uruguays Verbandspräsident mit erstem Vorstoß im März
Anfang März hatte Uruguays Verbandspräsident Ignacio Alonso im FIFA-Rat erstmals den Vorschlag gemacht, die WM 2030 mit 64 Teams auszutragen. Die FIFA bestätigte damals auf Anfrage, dass diese Idee besprochen wurde. "Ein FIFA-Ratsmitglied schlug spontan unter dem Tagesordnungspunkt 'Verschiedenes' vor, anlässlich des 100. Jubiläums der FIFA-Weltmeisterschaft im Jahr 2030 die Möglichkeit einer Austragung der WM mit 64 Mannschaften zu prüfen", schrieb die FIFA.

FIFA-Ratsmitglied Ignacio Alonso aus Uruguay
Dass es wirklich ein "spontaner Vorschlag" war, wird im Umfeld der FIFA nach Informationen der Sportschau bezweifelt. Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn FIFA-Präsident Gianni Infantino, die CONMEBOL-Spitze oder beide nicht vorab über den "spontanen Vorschlag" informiert gewesen wären, sagte ein FIFA-Ratsmitglied im Gespräch mit der Sportschau.
Ceferin: "Ich halte das für eine schlechte Idee"
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, der durch sein Amt automatisch ein FIFA-Vizepräsident und auch Mitglied des FIFA-Rats ist, sagte vergangene Woche beim Kongress der UEFA in Belgrad zu der Idee einer WM mit 64 Teams: "Ich halte das für eine schlechte Idee, sowohl für die WM selbst als auch für unseren Qualifikationswettbewerb. Deshalb unterstütze ich das nicht. Ich weiß nicht, woher die Idee kommt. Aber es ist seltsam, dass wir von diesem Vorschlag im FIFA-Rat nichts wussten."

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin
Zur WM 2026 wird die WM von 32 auf 48 Teams erweitert. Für die Kontinentalverbände wird es immer schwieriger, sportlich sinnvolle Qualifikationswettbewerbe zu veranstalten, für die sich Übertragungsrechte, Sponsoringpakete und Tickets verkaufen lassen.
64 Teams wäre eine Verdopplung im Vergleich zu 2022
Eine WM mit 64 Teams wäre eine Verdopplung im Vergleich zur WM 2022 in Katar und könnte die nie dagewesene Zahl von 128 Spielen bedeuten. Zum Vergleich: Die EM 2024 in Deutschland hatte 24 Teams und 51 Spiele.
Klar ist aber: Die Idee ist in der Welt und wird ernsthaft in Erwägung gezogen. "Die Idee wurde zur Kenntnis genommen, da die FIFA die Pflicht hat, jeden Vorschlag eines Mitglieds zu prüfen", teilte die FIFA mit. Eine Ausweitung des Turniers müsste der FIFA-Rat beschließen, in dem auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied ist. Er wurde beim UEFA-Kongress für vier weitere Jahre in das Gremium gewählt.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf
WM 2030 wird logistisch ohnehin eine Herausforderung
Die WM 2030 findet nach bisheriger Planung mit 48 Teams in Spanien, Portugal und Marokko statt. Dazu gibt es je ein Eröffnungsspiel in Uruguay, Argentinien und Paraguay. Die Teams aller sechs Länder sind automatisch qualifiziert. Das Turnier wurde gleichzeitig mit der WM 2034 (Saudi-Arabien) vergeben, woran es Kritik von Menschenrechtsorganisationen, Sportrechtsexperten und vom norwegischen Verband gab. Der DFB stimmte im FIFA-Rat und im FIFA-Kongress zu.
Organisatorisch wird es im Spielplan ohnehin eine große Aufgabe, den sportlichen Nachteil der Mannschaften kleinzuhalten, die von ihren ersten Spielen in Südamerika zu ihren zweiten Spielen nach Europa oder Afrika fliegen müssen. "Der vorgesehene Spielplan sieht etwa elf bis zwölf Tage für Reisen und Ruhephasen vor dem zweiten Spiel der sechs in Südamerika spielenden Mannschaften vor", teilte die FIFA mit.
Den anderen Teams, die bereits in Europa und Afrika sind, sollen dafür nur fünf bis sechs Tage zur Verfügung stehen. Der bisherige Plan:
- 8.-9. Juni 2030: Eine Hundertjahrfeier in Uruguays Hauptstadt Montevideo, wo das erste WM-Finale stattfand und die ersten drei Spiele in Uruguay, Argentinien und Paraguay
- 13.-14. Juni 2030: Eine Eröffnungsfeier und erste Spiele in Spanien, Portugal und Marokko
- 15.-16. Juni 2030: Erste Spiele für die jeweils anderen Teams aus den Gruppen mit Uruguay, Argentinien und Paraguay
- 21.-22. Juni 2030: Zweite Spiele für die Teams, die an den Partien in Südamerika beteiligt waren
- 21. Juli 2030: Endspiel

Im Centenario in Montevideo fand 1930 das erste WM-Endspiel statt.
Das Turnier dauert damit mehr als sechs Wochen, 2026 sind es etwas mehr als fünf. Die Abstellungsphase der Spieler soll aber dieselbe bleiben. Die Teams, die in Südamerika spielen, haben aber weniger Zeit für Testspiele oder Vorbereitung.
Ob die zusätzlichen Spiele bei einer Ausweitung auf 64 Teams untergebracht werden könnten, ohne den bisherigen Terminplan umzuwerfen, ist bislang nicht bekannt.
Jahr | Teams | Spiele |
---|---|---|
1930 | 13 | 18 |
1934 | 16 | 17 |
1938 | 15 | 18 |
1950 | 13 | 22 |
1954 | 16 | 26 |
1958 | 16 | 35 |
1962 | 16 | 32 |
1966 | 16 | 32 |
1970 | 16 | 32 |
1974 | 16 | 38 |
1978 | 16 | 38 |
1982 | 24 | 52 |
1986 | 24 | 52 |
1990 | 24 | 52 |
1994 | 24 | 52 |
1998 | 32 | 64 |
2002 | 32 | 64 |
2006 | 32 | 64 |
2010 | 32 | 64 |
2014 | 32 | 64 |
2018 | 32 | 64 |
2022 | 32 | 64 |
2026 | 48 | 104 |
2030 | ? | ? |