Hans-Joachim Watzke und Bernd Neuendorf
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UEFA-Kongress in Belgrad Neuendorf und Watzke in UEFA- und FIFA-Gremien wiedergewählt

Stand: 03.04.2025 16:03 Uhr

DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Chef Hans-Joachim Watzke sind beim UEFA-Kongress wieder in die entscheidenden Gremien von FIFA und UEFA gewählt worden. Viel Politik spielte eine Rolle bei der Vergabe der Plätze.

Von Chaled Nahar, Belgrad

Für Neuendorf gab es bei seiner Wiederwahl als UEFA-Vertreter im FIFA-Rat keine Konkurrenz. Vier UEFA-Mitglieder im FIFA-Rat wurden am Donnerstag (03.04.2025) beim Kongress in Belgrad bestimmt, genau vier Kandidaten gab es dafür: Razvan Burleanu (Rumänien), Georgios Koumas (Zypern) und Dejan Savicevic (Montenegro) wurden wie Neuendorf wiedergewählt. Außerdem zieht Belgiens Verbandspräsidentin Pascale van Damme für den europäischen Platz in den FIFA-Rat ein, der einer Frau garantiert ist.

Die Plätze wurden angesichts der fehlenden Konkurrenz mit einem zustimmenden Applaus - per Akklamation - und ohne eine echte Abstimmung vergeben. Die Plätze bringen viele Vorteile für die Funktionäre: Im UEFA-Exekutivkomitee und im FIFA-Rat werden wichtige Kontakte geknüpft, Verhandlungen geführt, Infos ausgetauscht. Die Amtszeit beträgt vier Jahre. Der Posten garantiert Neuendorf und allen anderen Mitgliedern des FIFA-Rats 250.000 US-Dollar brutto pro Jahr. Die Vergütung durch den DFB in Höhe von rund 240.000 Euro, bei dem Neuendorf im Herbst für drei Jahre zur Wiederwahl steht, kommt hinzu.

FIFA-Präsident Gianni Infantino (l.) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf

FIFA-Präsident Gianni Infantino (l.) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf

FIFA-Rat
Der FIFA-Rat ist das höchste Gremium im Weltverband. Er ist das Nachfolgeorgan des skandalumwitterten FIFA-Exekutivkomitees und geriet zuletzt selbst in den Blickpunkt, als es in einem vom norwegischen Verband als intransparent kritisierten Verfahren alle Maßnahmen ergriff, um die WM 2034 nach Saudi-Arabien zu vergeben.

UEFA-Exekutivkomitee: Watzke setzt sich durch

Im UEFA-Exekutivkomitee musste es dagegen eine Abstimmung geben, denn es gab deutlich mehr Kandidaten als freie Plätze. Sieben Posten werden vergeben, elf Männer wollten sie haben. Gewählt wurde auch Watzke, der Präsidiumssprecher und Aufsichtsratschef der DFL, mit klarer Mehrheit unter den 55 Mitgliedsverbänden.

Im Anschluss an den Kongress wurde Watzke zudem bei der konstituierenden Sitzung zum zweiten UEFA-Vizepräsidenten ernannt. Erster Vizepräsident bleibt der Italiener Gabriele Gravina.

Kandidaten für vierjährige Amtszeit Exekutivkomitee
Person Land Stimmen
Frank Paauw Niederlande 49
Gabriele Gravina* Italien 48
Hans-Joachim Watzke* Deutschland 48
Marijan Kustić Kroatien 42
Ari Lahti Finnland 41
Aivar Pohlak Estland 37
Armen Melikbekyan Armenien 29
nicht gewählt:
Cezary Kulesza Polen 21
Hugo Quaderer Liechtenstein 19
Dominique Blanc Schweiz 11
Pedro Proença Portugal 7

*standen zur Wiederwahl

Watzke setzt damit seine Rolle als "Multifunktionär" fort. Als DFL-Aufsichtsratschef will er im Herbst wiedergewählt werden, was ihm den Posten als 1. DFB-Vizepräsident sichert. Hinzu käme weiter die Rolle im UEFA-Exekutivkomitee. Seinen Posten im Vorstand der mächtigen Klub-Vereinigung ECA hatte er aufgegeben. Watzkes Hauptjob ist aber derzeit die des Geschäftsführers bei Borussia Dortmund, wo er sein Ausscheiden angekündigt hat.

Borussia Dortmunds Vorsitzender der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke

Borussia Dortmunds Vorsitzender der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke

Zudem wurden zwei Plätze für eine halbe Amtszeit vergeben, nachdem Luis Rubiales aus Spanien (übergriffiges Verhalten gegen die Spielerin Jennifer Hermoso) und Andrii Pavelko aus der Ukraine (Vorwürfe zu Korruption, Unterschlagung und Betrug) vorzeitig ihre Posten geräumt hatten. Rafael Louzán Abal aus Spanien und Moshe Zuares aus Israel erhielten den Zuschlag.

Kandidaten für zweijährige Amtszeit Exekutivkomitee
Person Land Stimmen
Rafael Louzán Abal Spanien 32
Moshe Zuares Israel 31
nicht gewählt:
Bjorn Vassallo Malta 18
Andrii Shevchenko Ukraine 15
Vadims Ļašenko Lettland 11
Moshe Zuares, Präsident des israelischen Verbands

Moshe Zuares, Präsident des israelischen Verbands

Abstimmungsverhalten mit vielen politischen Aspekten

Die Kandidaten müssen eine absolute Mehrheit der gültigen abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen und dabei mindestens vier der anderen Kandidaten hinter sich lassen, um gewählt zu werden. Beim Abstimmungsverhalten bleiben viele (sport-)politische Aspekte:

  • Für den DFB stellte sich auch die Frage, welche Kandidaten den DFB bei der Bewerbung um die EM der Frauen 2029 unterstützen werden. Die Konkurrenten sind Italien, Polen und Portugal, hatten ebenfalls Kandidaten gestellt.
  • Russlands Verbandspräsident Alexander Dyukov trat nicht für eine weitere Amtszeit an. Andrii Shevchenko aus der von Russland angegriffenen Ukraine fiel aber gleichzeitig durch.
  • Portugals Verbandschef Pedro Proença fiel mit sieben Stimmen selten deutlich durch. Die Ursache liegt wohl in einem internen Konflikt zwischen ihm und seinem Vorgänger Fernando Gomes, der im FIFA-Rat sitzt. Das Verhältnis wird in portugiesischen Medien als "Krieg" bezeichnet.

Seit 2017 erhalten Mitglieder des UEFA-Exekutivkomitees 160.000 Euro pro Jahr. Watzke bekommt neben seinem Gehalt in Dortmund und dem Honorar der UEFA auch eine Vergütung vom DFB (rund 75.000 Euro), verzichtet dort dem Verband zufolge aber auf ein Drittel dieser Zahlungen.

Diejenigen Exko-Mitglieder, die Vizepräsidenten oder Vizepräsidentinnen der UEFA sind, bekommen 250.000 Euro im Jahr. Das Gehalt des UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin betrug 2023/24 3,25 Millionen Schweizer Franken, im Jahr zuvor waren es 2,875 Millionen Schweizer Franken.

Quotenplatz: Diesmal greift Klaveness zu

Erstmals wurde mit Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness in Belgrad eine zweite Frau in das UEFA-Exekutivkomitee gewählt. Sie war die einzige Bewerberin für den neuen zweiten Quotenplatz und kam per Akklamation ins Amt. Seit 2016 gab es einen Quotenplatz, den seit 2023 UEFA-Vizepräsidentin Laura McAllister aus Wales hält. Damals stand auch Klaveness zur Wahl, doch sie bewarb sich um die allgemeinen Plätze, die bis heute ausschließlich von Männern besetzt werden. "Ich will als Verbandspräsidentin gewählt werden, nicht als Frau", sagte sie damals. Diesmal griff sie zu.

Klaveness trat in der Verbandspolitik immer wieder für Transparenz oder die Einhaltung von Menschenrechten ein, sie war ein "Stein im Schuh" der Infantino-geführten FIFA. Bei der UEFA wurde ihr 2023 gezeigt, dass diese Rolle wohl nicht sonderlich gewünscht ist, sie fiel mit nur 18 von 55 Stimmen durch. Nun gehört sie dem Gremium an.

Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness

Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness