Champions League ECA macht kleine Zugeständnisse bei der Geldverteilung
Die europäische Klub-Vereinigung ECA und die UEFA haben bei der Geldverteilung der Champions League mehr für kleinere Klubs zugesagt.
Am Rande der Generalversammlung der ECA, die am Mittwoch und am Donnerstag (06./07.09.2023) in Berlin stattfindet, wurden zwei geplante Maßnahmen bekannt, die auch die UEFA bestätigte.
- Reduzierung Zehn-Jahres-Koeffizient: Eine seit 2018 gültige Zehn-Jahres-Wertung soll zumindest etwas an Bedeutung verlieren. Bislang galt: 30 Prozent des Geldes in der Champions League werden auf Grundlage von zehn Jahre alten Leistungen verteilt, wovon dauerhaft erfolgreiche Klubs besonders profitieren. Ein Beispiel: Paris Saint-Germain schied 2021/22 im Achtelfinale der Champions League aus und bekam dafür 92 Millionen Euro von der UEFA. der FC Villarreal erreichte das Halbfinale, erhielt aber nur 78 Millionen Euro. Hinzu kommt der Marktpool, bei dem TV-Geld nach Größe des jeweiligen TV-Marktes im Land eines Klubs verteilt wird, was bislang 15 Prozent des Geldes ausmachte. Über den Koeffizienten und den Marktpool wurden also bislang 45 Prozent des Geldes ausgeschüttet - das soll zusammen auf 35 Prozent sinken. Dadurch kann mehr Geld für aktuelle Leistungen (37,5 statt 30 Prozent) und Startgeld (27,5 statt 25 Prozent) ausgezahlt werden.
- Mehr Geld für Klubs, die nicht am Europapokal teilnehmen: Das Geld aus dem Europapokal steht weitgehend den Klubs zu, die in den drei Wettbewerben mitspielen. Da die Einnahmen im Europapokal immer weiter gestiegen sind und mit der Reform ab 2024 weiter steigen sollen, verstärken sie die Unterschiede in den nationalen Ligen zwischen den Spitzenklubs und dem Rest. Statt bisher 4 Prozent der Gesamteinnahmen sollen nun künftig 7 Prozent als sogenannte Solidaritätszahlungen an die Klubs fließen, die nicht mitspielen. Der Verkauf der TV-Rechte des Europapokals ab 2024 soll die Gesamteinnahmen der UEFA und damit der Klubs von 3,5 Milliarden Euro pro Saison auf erwartete 4,4 Milliarden Euro pro Saison steigern. Die Zahlungen an die Klubs, die nicht teilnehmen, könnten so von 140 Millionen Euro auf 300 bis 350 Millionen Euro erhöht werden. Das war eine entscheidende Forderung der European Leagues, dem Zusammenschluss der europäischen nationalen Ligen, in dem auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) Mitglied ist.
Europäische Ligen loben "richtigen Schritt", Auswirkung auf Bundesliga aber gering
"Das ist ein guter und richtiger Schritt in die richtige Richtung", sagte Jacco Swart, Geschäftsführer der European Leagues, im Gespräch mit der Sportschau. Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro, der im ECA-Vorstand sitzt, sagte der Sportschau: "Man muss nicht nur an Deutschland denken, sondern auch an kleinere Ligen."
Hintergrund: Einen allzu großen und kurzfristigen Effekt auf den Wettbewerb werden die Änderungen bei den Solidaritätszahlungen wohl nur in kleineren Ligen haben. Der Bundesliga standen in der Saison 2021/22 laut UEFA 8,3 Millionen Euro an Solidaritätszahlungen zu. Das Geld wurde nach Informationen der Sportschau aber komplett an die 2. Bundesliga weitergeleitet - zu unerheblich ist der Betrag für die elf Bundesligisten, die nicht europäisch spielen, um die Lücke zu Bayern München oder Borussia Dortmund etwas zu schließen. Wie künftig mit dem höheren Betrag umgegangen wird, ist noch nicht klar.
Für die ECA ein sportpolitischer Schritt gegen eine Konkurrenz-Organisation
Die Maßnahmen bei der Geldverteilung können auch als sportpolitisches Signal verstanden werden. Derzeit bildet sich mit der Union of European Clubs (UEC) eine neue Organisation, die sich als Gegengewicht zur ECA für die Bedürfnisse kleinerer und mittlerer Klubs einsetzen will.
Die UEC reklamierte die Änderungen auch als Erfolg für sich. "Die Erhöhung der Solidaritätszahlungen ist das Ergebnis einer breiten Unterstützung für unsere Ziele", teilte die UEC mit. "Wir haben der überwiegenden Mehrheit der Klubs in Europa eine Stimme gegeben." Die Geldverteilung ist ein wichtiges Thema der UEC.
ECA-Vorstandsmitglied Carro sagte dagegen der Sportschau: "Ich sehe für die UEC zukünftig keine Rolle." Die ECA will die Etablierung einer konkurrierenden Vereinigung verhindern und schloss beispielsweise aus, dass Klubs in beiden Organisationen gleichzeitig Mitglied sein können. Mit den Änderungen der Geldverteilung versucht die ECA, die UEC weniger bedeutsam machen - denn eine ihrer Hauptforderungen ist nun erfüllt.
ECA beteiligt an der Beschaffung und Verteilung des Geldes
Die endgültigen Entscheidungen über die Geldverteilung trifft das Exekutivkomitee der UEFA. Die ECA ist aber stets maßgeblich an der Beschaffung und auch an der Verteilung des Geldes beteiligt.
Die ECA besetzt die Hälfte des Verwaltungsrats der gemeinsam mit der UEFA betriebenen Gesellschaft "UEFA Club Competitions S.A.", die sich um den Vertrieb der TV-Rechte und damit um Einnahmen kümmert.
Die Verteilung des Geldes läuft ebenfalls unter starker Einbeziehung der ECA: Die UEFA hatte in ihren Gremien eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die über die Geldverteilung ab 2024 beriet. Beteiligt an dem aktuellen Kompromiss waren nach Informationen der Sportschau neben dem UEFA-Schatzmeister und dem Geschäftsführer der ECA die Vertreter folgender Klubs:
- Bayern München
- Paris Saint-Germain
- Manchester City
- AS Rom
- PSV Eindhoven
- HJK Helsinki
- FC Kopenhagen
- Malmö FF
UEFA und ECA unterzeichnen neue Grundsatzvereinbarung
Erneuert wurde die Grundsatzvereinbarung zwischen UEFA und ECA, UEFA-Präsident Aleksander Ceferin und der ECA-Vorsitzende Nasser El-Khelaifi unterzeichneten das neue Dokument. Es regelt die gegenseitigen Pflichten und Rechte.
Für die ECA bedeutet es zwei feste Sitze im Exekutivkomitee der UEFA und die garantierte Dominanz in der wichtigen Kommission für Klubwettbewerbe, die über den Modus, die Startplätze und die Geldverteilung im Europapokal mitbestimmt. Zudem wird in dem Dokument geregelt, dass die UEFA die ECA finanziert. Die UEFA erhält die Gewährleistung, dass die Klubs an keinem externen Wettbewerb teilnehmen - beispielsweise an einer Super League.
Dreesen und Mintzlaff neu im ECA-Vorstand
Bei der ECA-Generalversammlung in Berlin wurde am Donnerstag zudem große Teile des Vorstands neu gewählt. Bayern Münchens Jan-Christian Dreesen und Oliver Mintzlaff als Vertreter von RB Leipzig wurden gewählt. Mit Fernando Carro von Bayer Leverkusen wurde ein weiterer Bundesliga-Vertreter in den Vorstand berufen, aber ohne Wahl - er sitzt als ECA-Vertreter in der dem gemeinsamen Unternehmen mit der UEFA, diese Vorstandsmitglieder werden vom restlichen Vorstand berufen und nicht gewählt. Zudem erhält Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, einen Beobachterposten ohne Stimmrecht im neuen ECA-Vorstand.
Die Bundesliga stellt unter ihren Klubs fünf stimmberechtigte Mitglieder. Während Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen diesen Status behalten, ersetzt Eintracht Frankfurt Wolfsburg bei den ordentlichen Mitgliedern, der VfL behält den Status aber durch die Erfolge seines Frauenteams.