Ousmane Dembele bejubelt seinen Treffer

Plötzlich PSG-Torjäger Ousmane Dembélé und "die Idee des Jahrhunderts"

Stand: 07.04.2025 21:29 Uhr

Paris St. Germain scheint die Qualität zu haben, um sich nach vielen Jahren den Traum vom Titel in der Champions League erfüllen zu können. Das liegt vor allem an Ousmane Dembélé und einer Entscheidung seines Trainers.

Fußballtrainer auf allerhöchstem Niveau zu sein, ist ganz sicher kein leichter Job. Und dennoch ist es wahrscheinlich der Beruf, bei dem es die meisten Menschen gibt, die glauben, es trotz fehlender Ausbildung und Erfahrung besser machen zu können. In Deutschland spricht man genau deshalb beispielsweise auch von den "80 Millionen Bundestrainern", wenn es um die Nationalmannschaft geht.

PSG-Trainer Luis Enrique verschiebt Dembélé zum Torjäger

Doch dann gibt es eben immer wieder diese Momente, die ganz offensichtlich machen, warum der Kritisierte in einigen Fällen mehrere Millionen Euro für seine Entscheidungen erhält, während die Kritisierenden nur in der Theorie oder an der Konsole in ihrem Managerspiel agieren. Eine solche Entscheidung hat Luis Enrique vor einigen Monaten getroffen. Mit einer Umstellung, die wohl kaum jemand auf dem Zettel hatte, veränderte er die Karriere eines Spielers, für den Effizienz zuvor ein Fremdwort war: Ousmane Dembélé.

 Ousmane Dembele umarmt Luis Enrique

Wer sich schon ein wenig länger mit dem 27-Jährigen befasst, hat seine starken Dribblings auf der rechten Außenbahn, die enorme Geschwindigkeit und seine Technik vor Augen. Aber eben auch, dass vieles, was er machte, doch eher für die Galerie war. Doch in dieser Saison ist alles anders. Dembélé wird aller Voraussicht nach in der französischen Ligue 1 Torschützenkönig, 21 Treffer hat er dort aktuell auf dem Konto. In der Champions League gehört er mit sieben Treffern auch zu den besten Torjägern.

Dembélé macht auch die wichtigen Tore wie im Achtelfinale gegen den FC Liverpool, als er im Rückspiel mit seinem Treffer die 0:1-Hinspielniederlage ausglich. Im Elfmeterschießen verwandelte Dembélé auch noch und durfte mit Paris in Anfield den Viertelfinaleinzug feiern. Insgesamt hat Dembélé in 40 Pflichtspielen für PSG 32-mal mehr oder weniger wichtige Tore erzielt - in den fünf vorherigen Saisons waren es insgesamt für den FC Barcelona und Paris 28.

"Dembélé als Nummer 9 einzusetzen, ist die Idee des Jahrhunderts"

Dafür gibt es ganz sicher nicht nur den einen Grund, aber es gibt einen Auslöser: Enrique hat ihn vom Flügelflitzer zum Mittelstürmer gemacht. Wie groß dieser neue Einfluss ist, machte nun Jean-Louis Gasset, gerade entlassener Trainer bei Ligakonkurrent Montpellier HSC, ganz deutlich. "Europäische Teams haben Grund zur Sorge, denn Dembélé wirkt wie eine Kampfmaschine. Es ist unglaublich - Dembélé als Nummer 9 einzusetzen, ist die Idee des Jahrhunderts. Das ist alles dem Trainer zu verdanken", sagte der 71-Jährige.

Gasset meinte auch: "PSG wirkt derzeit unbesiegbar. Sie sind allen überlegen." Das gilt ganz sicher für die heimische Liga, wo Paris am vergangenen Wochenende bereits sechs Spieltage vor Saisonende die Meisterschaft klargemacht hat. Doch die Sehnsucht in der französischen Hauptstadt war nicht der elfte Meistertitel in 13 Jahren, sondern es ist nach wie vor der Gewinn der Champions League.

An dem ist auch Dembélé bisher gescheitert, in der vergangenen Saison war gegen Borussia Dortmund im Halbfinale Schluss. Wie damals hatte der ehemalige BVB-Star sowohl in Barcelona als auch in Paris immer Ausnahmespieler an seiner Seite, die alles an sich gerissen haben - den Ball, die Tore, die Aufmerksamkeit, das Rampenlicht. Für Dembélé blieb nur die Nebenrolle und kaum noch Platz zur Entfaltung.

Ist Dembélé der beste Spieler der Welt?

Doch dann verließ Kylian Mbappé im vergangenen Sommer PSG Richtung Real Madrid und machte somit den Weg frei für Dembélé. Kein Mbappé, kein Lionel Messi wie fast die gesamte Zeit in Barcelona, keine Verletzungen und ein Plan von Enrique - das sind die Zutaten, die Dembélé nun tatsächlich zu einem der besten und komplettesten Stürmer in Europa machen.

Die renommierte französische Fußballzeitung "L'Equipe" fragte im Februar sogar, ob Dembélé der beste Spieler der Welt sei. "Wenn ich als 'falsche Neun' spiele, habe ich weniger Abstand zum Tor, bin klarer und meine Mitspieler unterstützen mich sehr gut. Es gibt Tore, bei denen ich einfach nur auf das Gaspedal drücken muss, die anderen haben fast die ganze Arbeit gemacht", erklärte der PSG-Ausnahmespieler.

Ousmane Dembele beim Schuss

Real-Madrid-Star Mbappé: "Berührt mich persönlich"

Darüber freut sich auch sein ehemaliger Paris-Kollege und aktueller Mitspieler in der französischen Nationalmannschaft, Mbappé. "Zu sehen, was er erreicht, berührt mich persönlich, weil ich weiß, wie sehr er kritisiert und verspottet wurde. Ich bin sein größter Fan", sagte der 26-Jährige.

Was auch den letzten Dembélé-Kritiker verstummen lassen würde, wäre, wenn er PSG nach so vielen vergeblichen Anläufen endlich den Titel in der Königsklasse bescheren würde. Im Viertelfinale ist Aston Villa (Hinspiel am Mittwoch, 09.04.2025 um 21 Uhr) der Gegner, im Halbfinale will ihn Mbappé an seinem Vorhaben hindern, da käme es zum Duell gegen Real Madrid oder dem FC Arsenal. Dembélé kennt den Weg zu seinem Ziel und dem seines Klubs - und er will ihn mit seinen Toren ermöglichen.