
Stillstand im Aufstiegskampf Köln zeigt in Hannover schon wieder Nerven
Will denn keiner aus der 2. Fußball-Bundesliga aufsteigen? Nachdem alle Verfolger gepatzt hatten, hat auch der 1. FC Köln bei Hannover 96 mit 0:1 (0:0) verloren - und bleibt trotz vier Punkten aus den vergangenen vier Spielen Erster. Die Niedersachsen schöpfen nach dem Treffer von Lars Gindorf (57. Minute) wieder ein wenig Hoffnung auf Platz drei.
Die Kölner konnten mit einer gewissen Portion Gelassenheit in die Partie gehen. Weil die Plätze drei bis sechs allesamt bereits Unentschieden gespielt hatten, war bereits vor dem Anpfiff klar, dass die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber nahezu nichts zu verlieren hatte. Stattdessen konnten sie sich weiter absetzen in einem Schneckenrennen, das mit Köln und dem Hamburger SV seit Wochen zwei große Gewinner hat - weil sie wenig dafür tun müssen, um die direkten Aufstiegsplätze zu behaupten.
Doch Hannover war das Team, das befreit aufspielte. Nach der Entlassung von Andrè Breitenreiter und der auf nur noch theoretisches Niveau gesunkenen Chance auf die Rückkehr in die Bundesliga stürmten die Gastgeber unter dem Interimstrainer-Trio Lars Barlemann, Dirk Lottner und Christian Schulz munter drauf los. Hyun-ju Lee hatte bereits in der achten Minute die erste Großchance, sein Schuss ging aber knapp am gegnerischen Tor vorbei.
Kölns Torhüter Schwäbe und Hannovers Zieler sind zur Stelle
Nach diesem Versuch waren die Abschlüsse der Hannoveraner zielsicherer - aber FC-Torhüter Marvin Schwäbe präsentierte sich wie so oft in den vergangenen Wochen in herausragender Verfassung. Seine Taten gegen Nicolo Tresoldi (19.), Marcel Halstenberg (24.), nochmal Tresoldi (30.) und Gindorf (32.) gehörten zwar nicht in die Kategorie Glanzparaden, er half damit seinem Team aber enorm, gab den Kollegen sehr viel Sicherheit.
Kölns Offensive wachte erst gegen Ende der ersten Halbzeit auf und beinahe wäre es wie so häufig so gewesen, dass das ausreichend ist. Allerdings zeigte 96-Keeper Ron-Robert Zieler wie sein Gegenüber, dass er zu den Besten seines Fachs in der 2. Liga gehört, Florian Kainz scheiterte bei der wohl größten Gelegenheit des bisherigen Spielverlaufs am ehemaligen Nationaltorhüter (40.).
Erst fliegt Kölns Paqarada vom Platz, dann der Ball ins Tor
Keine zwei Minuten waren nach der Pause gespielt, da hatte wieder Lee die Chance auf die verdiente Führung für Hannover, der Südkoreaner schoss den Ball aber wieder etwa 20 Zentimeter am Pfosten vorbei (47.). Wenig später passierte dann aber doch etwas Entscheidendes: Der bereits verwarnte Leart Paqarada foulte Monju Momuluh am eigenen Strafraumeck und sah Gelb-Rot - es war eine harte Entscheidung (50.).
Und die hatte schnell Konsequenzen. Nach einem kurz ausgeführten Freistoß probierte es Gindorf ein weiteres Mal aus der Distanz und in diesem Fall konnte sich Schwäbe noch so strecken, er kam nicht mehr an den Ball - die Führung für Hannover (57.), mit der sich der Spalt zu Platz drei ein wenig weiter öffnete. Bei vier Punkten lag der Rückstand in diesem Moment nur noch.
Hannover 96 mit viel Kontrolle, 1. FC Köln im Tief
Die Gastgeber konnten das Spiel nun augescheinlich problemlos kontrollieren und arbeiteten daran, den Vorsprung aufzubauen. Boris Tomiak überwand Schwäbe nach einem Eckball per Kopf ein zweites Mal, der Kölner Kapitän Timo Hübers konnte vor der Linie aber noch für seinen Torhüter klären (66.). Zuvor hatte allerdings auch Dominique Heintz auf der anderen Seite die Chance zum Ausgleich, er traf aber nur das Außennetz aus spitzem Winkel (64.).
Trotzdem wirkte es nicht so, als wären die Kölner, die von 15.000 mitgereisten Fans angetrieben wurde, nach dem 3:1 in der Vorwoche gegen Preußen Münster selbstbewusster nach Hannover gereist. Das Struber-Team versuchte es zwar, aber ging nicht voll ins Risiko.
Gefährlich wurde es nur noch in der Nachspielzeit bei einem Schuss von Dejan Ljubicic (90.+6), es gab aber am Ende die nächste Enttäuschung, die jedoch wegen der ebenfalls patzenden Konkurrenz wieder keine Konsequenzen hatte. Nach nur vier Punkten aus den vergangenen vier Spielen muss Köln aber noch um die Rückkehr in die Bundesliga bangen. Schwäbe sagte nach der Partie allerdings im Sportschau-Interview: "Ob es nächste Woche oder in drei Wochen ist - am Ende werden wir aufsteigen."
FC-Trainer Struber sieht das Ziel: "Man winkt uns schon zu"
Sein Trainer Struber lobt die "unglaublichen Fans, gleichzeitig ist es uns aber nicht gelungen, Kontrolle ins Spiel zu bringen, wir haben uns mit Ballverlusten das Leben schwer gemacht. Jetzt gilt es, das Ding aus den Köpfen zu kriegen und uns freizumachen. Jetzt haben wir zu Hause die Chance, wieder ins Punkten zu kommen. Die Liga ist ein Marathon, man winkt uns schon zu, aber wissen, was wir noch zu tun haben, um frisch und freudig über die Linie zu gehen."
Nächsten Samstag hat der FC die nächste Chance, einen großen Schritt Richtung Aufstieg zu machen, im Spiel am Samstagabend (03.05., 20.30 Uhr) geht es gegen das Schlusslicht SSV Jahn Regensburg, das bei einer Niederlage keine Chance mehr auf den Klassenerhalt hätte. Für Hannover geht es am Samstagmittag (13 Uhr) darum, mit einem weiteren Sieg der Spitze noch ein Stück näherzukommen.
"Ich freue mich in erster Linie, dass die Mannschaft so eine überragende Teamleistung gezeigt hat", sagte Barlemann nach dem ersten Heimsieg des Kalenderjahres der Sportschau. "Wir wollen den Fans jetzt noch ein bisschen was zurückgeben und etwas gutmachen, da geht es um das Auftreten und die Punktzahl. Wir haben eine Verantwortung im Aufstiegskampf und gezeigt, dass wir uns nicht hängenlassen."