
Sorgen um Union-Verteidiger Leite Bochum droht am nächsten Freitag der Bundesliga-Abstieg
Vor Gericht gewann der VfL Bochum, auf dem Platz keiner - und das hat Folgen. Nach dem 1:1 (0:1)-Remis gegen den 1. FC Union Berlin in der Fußball-Bundesliga würde Bochum bei einer Pleite am nächsten Spieltag in die Zweitklassigkeit abrutschen. Benedict Hollerbach (17. Minute) brachte die Gäste im Wiedersehen nach dem Feuerzeugwurf in Führung, Matus Bero (68.) sorgte für den Ausgleich. Überschattet wurde das Spiel von einer Verletzung von Unions Diogo Leite.
Sollte Berlin nach dem Hinspiel, das aufgrund eines Feuerzeugwurfs an den Kopf von VfL-Keeper Patrick Drewes abgebrochen und dann durch das DFB-Sportgericht zugusten der Bochumer gewertet wurde, auf Rache aus gewesen sein, war es die perfekte Gelegenheit. Union hatte vorher den Klassenerhalt gesichert und nun die Chance, den Gegner ganz tief in den Abstiegsschlamassel zu stoßen, nachdem Holstein Kiel und der 1. FC Heidenheim gewonnen hatten.
Union schlägt mal wieder nach einem ruhenden Ball zu
Mit sechs ungeschlagenen Spielen in Folge ging das Team von Trainer Steffen Baumgart dazu ins Spiel, Teil dieser Serie waren auch Unentschieden gegen die Liga-Anführer FC Bayern München (1:1) und Bayer Leverkusen (0:0). Mit entsprechend viel Selbstsicherheit startete Union gegen dynamisch startende Bochumer - und schlug dann auf seine ganz typische Art und Weise zu.
Dass Berlin bei Standardsituationen gefährlich ist, ist seit Jahren bekannt - verhindern können es die meisten Teams dennoch nicht, auch Bochum. Zwar konnte die VfL-Defensive einen Eckball von Christopher Trimmel zunächst aus dem Strafraum köpfen, allerdings vor die Füße von Benedict Hollerbach, dessen Direktabnahme unhaltbar von Maximilian Wittek abgefälscht wurde (17.).
Bochum mit Chancen, Wittek und Medic im Pech
Eben jener Wittek sorgte wenig später aber auch für einen Weckruf für die Gastgeber. Bei einem Distanzschuss aus 30 Metern traf der Bochumer den Ball optimal, er flog aber ein kleines Stück neben den Winkel (22.). Glück hatte Union auch zehn Minuten später, als Frederik Rönnow eine Flanke von Wittek unsicher auf den Fuß von Jakov Medic, dessen Versuch Leopold Querfeld vor der Linie mit dem Kopf abwehrte (32.).
Nochmal zehn Minuten später hatte Medic die nächste große Gelegenheit, als er nach einer einstudierten Freistoßvariante aus elf Metern völlig frei zum Abschluss kam, der Verteidiger trat allerdings am Ball vorbei (42.). So blieb es beim 1:0 zur Pause für die Berliner, die bei einem Expected-Goals-Wert von 0,02 das Fünfzigfache aus ihren Chancen machten.
Zweimal Pfosten und ein Schockmoment um Unions Leite
Das änderte sich nach dem Wiederbeginn, denn da hatte Union die große Möglichkeit auf das 2:0, Andrej Ilic traf allein vor dem gegnerischen Tor aber nur den Außenpfosten (50.). Wenig später landete der Ball wieder am Aluminium, diesmal auf der anderen Seite - aus 25 Metern traf Tom Krauß ebenfalls den Pfosten (56.).
Nur Sekunden später rückte die Partie in den Hintergrund. Berlins Verteidiger Diogo Leite blockte einen Fernschuss mit dem Kehlkopf und ging zu Boden. Etwa sieben Minuten lang wurde der Spanier behandelt, ehe ihn die Sanitäter auf einer Trage vom Platz fahren konnten.

Diogo Leite musste in Bochum minutenlang behandelt werden.
Bochums Bero braucht nach Elfmeter einen zweiten Versuch
Sportlich wurde es nach dieser schlimmen Aktion schnell wieder brenzlig. Querfeld zog Dani de Wit in unmittelbarer Nähe der Strafraumgrenze am Trikot und Deniz Aytekin entschied auf Freistoß - der Schiedsrichter wurde vom VAR aber zu Recht korrigiert, es gab Elfmeter. Bero trat an und scheiterte an Rönnow, im Nachschuss brachte der Mittelfeldspieler das Bochumer Stadion dann aber doch noch zum Beben (68.).
Angetrieben von einer unglaublich lauten Kulisse versuchten sich die Gastgeber an der kompletten Wende - denn sie wussten, dass sie wie die anderen beiden Kellerkinder Heidenheim und Kiel einen Sieg brauchten, um dranzubleiben. Nur für den Fall, dass Bochum gegen Berlin drei Punkte geholt hätte, wäre nach einer Niederlage im Abstiegsgipfel am kommenden Freitag (02.05., 20.30 Uhr) der Abstieg noch nicht besiegelt und der VfL hätte mit einem Sieg sogar vorbeiziehen können.
Bochums Keeper Horn verhindert kurioses Eigentor, Rönnow den VfL-Sieg
Beinahe wäre dieser Wunsch aber schon weit vor dem Abpfiff geplatzt, weil Berlin wieder nach einer Standardsituation gefährlich wurde. Die wurde zwar wieder verteidigt, wieder gab es aber einen Nachschuss, den Tom Rothe mit voller Wucht jedoch knapp über das Tor setzte (78.). Danach verhinderte Timo Horn im letzten Moment ein Slapstick-Eigentor der Bochumer, nachdem Bernardo einen Rückpass an seinem Torhüter vorbei gespielt hatte (80.).
Die Partie war hitzig und umkämpft, aber Union (trifft nächste Woche Samstag auf Werder Bremen) hatte die nötige Ruhe, um in diesem Hexenkessel zu bestehen. Und Bochum hatte nicht die notwendige Qualität, um trotz zehnminütiger Nachspielzeit noch für den Sieg zu sorgen. Das lag auch an einer herausragenden Parade von Rönnow in der 97. Minute gegen de Wit.
"Die Situation brauche ich jetzt nicht weiter zu kommentieren, denn jeder kennt sie", war Bochum-Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel im Gespräch mit der Sportschau enttäuscht. "Wir hätten heute gerne gewonnen. Dann wär es ganz eng und kuschelig gewesen. So sind wir jetzt mal vier Punkte weg auf Heidenheim, aber du hast trotzdem die Möglichkeit in Heidenheim zu gewinnen".
Nachdem das Team im vergangenen Sommer noch gerade so den Abstieg in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf nach einer 0:3-Hinspielniederlage abwenden konnte, droht deswegen am nächsten Freitag der Kampf in dieser Saison dann verloren zu gehen.