
Sieben Tore im Holstein-Stadion Kiel darf nach Achterbahnfahrt gegen Gladbach träumen
Was für ein Spiel im Holstein-Stadion: Kiel hat nach einem furiosen Beginn gegen Borussia Mönchengladbach zwei Ausgleichstreffer weggesteckt und sich für einen kolossalen Kraftakt belohnt.
Am Samstag bejubelte die KSV ein 4:3 (2:0). Shuto Machino (15., 90.+1), Alexander Bernhardsson (23.) und Armin Gigovic (76.) sorgten mit ihren Treffern für Kieler Ekstase. Die Gladbacher Tore erzielten Tomas Cvancara (60.), Alassane Pléa (69.) und Franck Honorat (86.).
Kiel (22 Punkte) verdrängt damit Bochum (20) vom vorletzten Tabellenplatz und schielt auf den Relegationsrang, den Heidenheim (25) belegt. Durch die Niederlage erfährt Gladbach hingegen den nächsten Dämpfer im Europapokal-Rennen.
"Wir haben viel zu viel zugelassen, die Standardsituationen nicht gut verteidigt, und auswärts vier Tore zuzulassen ist natürlich ungenügend", zeigte sich Gladbach-Trainer Gerardo Seoane nach dem Spiel am Sportschau-Mikro enttäuscht. "Wir sind enttäuscht über das Resultat und insgesamt auch über unsere Leistung, was die Defensive angeht."
"Ich denke, alle, die heute im Stadion waren, sind auf ihre Kosten gekommen", freute sich Kiels Trainer Marcel Rapp nach dem Spiel gegenüber der Sportschau. "In der zweiten Halbzeit haben sich die Ereignisse überschlagen, mit dem Momentum für uns. Aber ich glaube, wenn man das Spiel im Ganzen sieht, haben wir schon mit einem Tor verdient gewonnen."
Energische Kieler nutzen früh einen Standard
Beide Kontrahenten brauchten einen Sieg - wobei die Kieler mit dieser Drucksituation erstmal besser umgingen. Der KSV Holstein spielte in die Karten, dass Gladbach Probleme bei Standardsituationen der Gastgeber offenbarte. Machino entwischte seinen Bewachern und verwertete einen Eckball von John Tolkin zur frühen Führung.
Kiels Torhüter Dähne und Gladbachs Omlin mehrfach gefordert
In der Folge wäre Gladbach fast die Antwort gelungen, ebenfalls per Standardsituation: Robin Hacks Freistoß fand Ko Itakura, dessen Kopfball aber vom glänzend aufgelegten Thomas Dähne im KSV-Tor entschärft wurde (18.). Dähne gelang später noch eine starke Parade - er lenkte einen Flugkopfball von Hack an die Latte (43.).
Im ersten Durchgang hatte Gladbach bei knapp 57 Prozent also auch eigene Chancen. Aber Kiel hatte mehr Möglichkeiten (9:6 Torschüsse) und auch die qualitativ besseren. Gladbach konnte sich bei Torwart Jonas Omlin bedanken, dass der Pausen-Rückstand nicht noch höher ausfiel. Der Schweizer spitzelte einen Distanzschuss von Bernhardsson um den Pfosten (18.).
Gladbachs Chiarodia schenkt Kiel das 2:0
Bernhardsson trug sich dann aber doch in die Torschützenliste ein, weil ihm von Gladbachs Fabio Chiarodia der rote Teppich ausgerollt worden war. Chiarodia, in seinem zweiten Jahr bei BMG erst zum zweiten Mal in der Startelf, missglückte ein Rückpass. Bernhardsson nahm den Ball auf, umkurvte Omlin und schob ein.
Gladbachs Torhüter verhinderte danach noch weitere Gegentore - und parierte stramme Abschlüsse von Bernhardsson (27.) und Machino (33.). Zudem drosch Lasse Rosenboom freistehend vor Omlin den Ball knapp drüber (36.).
Bitter aus Holsteiner Sicht: Kiel musste schon kurz vor der Pause einen Wechsel vornehmen. Tolkin und Lukas Ullrich waren mit den Köpfen zusammengestoßen. Tolkin wurde durch Finn Porath ersetzt (41.).
Dähne beim Anschlusstreffer von Cvancara machtlos
Nach dem Wiederanpfiff wurde Kiel sofort wieder gefährlich. Fast wäre Machino die Kopie seines Führungstreffers gelungen: Eckball auf den kurzen Pfosten, Machino köpfte technisch fein auf den Kasten. Aber erneut war Omlin zur Stelle (47.).
Danach berappelte sich Gladbach aber. Oft ging es über den umtriebigen Hack. Kiel ließ dem Flügelstürmer zu viel Raum auf der linken Seite. Hacks scharfe Flanke rutschte Cvancara, bis dahin völlig unauffällig, noch entscheidend über den Scheitel - der Anschlusstreffer, Dähne war machtlos.
Gladbachs Pléa schockt Kiel mit eleganter Bewegung
Kiel entglitt das Spiel zunehmend. Cvancara legte ab für seinen Angriffspartner Tim Kleindienst, der Dähne zu einer weiteren Parade zwang (68.). Gladbach blieb dran, der eingewechselte Honorat fand bei einem Flankenlauf Pléa in der Mitte. Der Franzose ließ mit einer eleganten Ballannahme und Körpertäuschung Gigovic aussteigen und traf zum Ausgleich.
Wilde Schlussphase mit Kieler Ekstase
Gigovic, der also kurz davor noch alt ausgesehen hatte, sorgte in diesem verrückten Spiel allerdings wenig später für die nächste Wende. Er hatte zu viel Platz vor dem Strafraum, zog von der linken Seite ab. Omlin kam am kurzen Pfosten nicht mehr dran an den Aufsetzer - er machte bei dieser Szene keinen guten Eindruck.
In der Folge verteidigte Kiel leidenschaftlich, doch bekam den nächsten Tiefschlag versetzt. Gladbach glich zum zweiten Mal aus, Honorat wurde im Strafraum sträflich alleine gelassen und konnte sich die Ecke aussuchen.
Phil Harres vergab anschließend eine Riesenchance für Kiel in der Nachspielzeit (90.+1), die aber doch noch in Ekstase bei der KSV mündete: Gladbachs Tim Kleindienst legte im eigenen Strafraum unfreiwillig auf für Machino, dessen Volley im Netz einschlug zum Endstand.
Kiel in Augsburg, Gladbach gegen Hoffenheim
Holstein Kiel ist am 32. Spieltag in Augsburg zu Gast (Sonntag, 15.30 Uhr). Mönchengladbach empfängt die TSG 1899 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr).