Muss immer noch zusehen: Lena Oberdorf

Machtwort des FC Bayern Lena Oberdorf soll nicht zur EM fahren

Stand: 28.04.2025 12:15 Uhr

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft muss bei der EM wohl ohne Starspielerin Lena Oberdorf auskommen. Einen Einsatz bei der Endrunde schließt Bayerns Direktorin Bianca Rech kategorisch aus.

Gerade läuft wieder die dritte Auflage der DFB Women’s Week. Rund um das Pokalfinale der Frauen - diesmal zwischen Bayern München und Werder Bremen (Donnerstag 16 Uhr/live in der ARD) - soll die Sichtbarkeit des Frauenfußballs von der Basis bis zur Spitze gesteigert werden.

DFB-Pokalfinale zwischen Bayern und Bremen, am 01.05. ab 15.40 Uhr

Sportschau, 01.05.2025 15:40 Uhr

Wobei mitunter auch wenige Sätze reichen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Fast nebenbei hat Bianca Rech, Direktorin Frauenfußball bei den Bayern, im ZDF am Rande der siebten Meisterschaft der Münchnerinnen klargemacht, dass Lena Oberdorf für die EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) nicht nominiert werden soll. "Sie ist im Mannschaftstraining. Aber sie ist nicht auf dem Stand, dass sie eine Europameisterschaft spielen kann."

Dämpfer für den Bundestrainer

Eine solche Ansage für die Auswahl von Bundestrainer Christian Wück kommt in dieser Deutlichkeit zu diesem Zeitpunkt überraschend: Der 51-Jährige hatte die Tür für eine der besten deutschen Fußballerinnen bis zuletzt offen halten wollen. "Bei Obi ist es einfach so, dass da die zeitliche Komponente eigentlich passen könnte, passen müsste. Es wäre natürlich gut, wenn sie noch zwei, drei Spiele für Bayern in dieser Saison machen kann", hatte Wück zuletzt gesagt.

Er hat immer noch kein festes Gerüst für sein erstes Turnier im Frauenfußball zusammen - es fehlt an robusten Haltepunkten auf dem Feld. Eine fitte Oberdorf wäre im zentralen Mittelfeld immer Teil einer Achse. Doch nun spricht die Managerin vom Bayern-Campus in dieser Causa ein Machtwort. Für das Pokalfinale ist die 51-fache Nationalspielerin ohnehin kein Thema, auch die letzten Bundesligapartien bei Carl-Zeiss Jena (5. Mai) und gegen die SGS Essen (11. Mai) kommen wohl noch zu früh.

Der scheidende Bayern-Trainer Alexander Straus hatte erst am Freitag in einer Medienrunde gesagt: "Im Moment ist sie nicht bereit, Spiele zu bestreiten, ohne dass das Risiko einer erneuten Verletzung zu groß wäre. Und das ist, glaube ich, das Letzte, das sowohl die deutsche Nationalmannschaft als auch der FC Bayern München will." Noch immer würde das Sorgenkind nicht das volle Mannschaftstraining bestreiten können.

Der Stareinkauf ist noch ohne Spiel für die Bayern

Die Bayern hatten die Verpflichtung gegen eine festgeschriebene Ablöse von 450.000 Euro vom Rivalen VfL Wolfsburg im Frühjahr 2024 verkündet, doch bis heute hat der Stareinkauf kein Spiel für die alten und neuen Meisterinnen gemacht. Der Heilungsverlauf der am 16. Juli 2024 beim EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich erlittenen Knieverletzung mit Schäden am Kreuzband und Meniskus zieht sich in die Länge.

Für Rech kommt nicht infrage, dass der Verein eine Spielerin behütet und bezahlt, die dann zuerst wieder für die DFB-Auswahl vollen Einsatz zeigt. Die FCB-Macherin hatte sich schon in einem ähnlich gelagerten Fall bei Giulia Gwinn vor der WM 2023 durchgesetzt: Damals hoffte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vergeblich auf das Mitwirken der Rechtsverteidigerin, die gerade ihren zweiten Kreuzbandriss auskuriert hatte. Ohne die heutige DFB-Kapitänin schied das Nationalteam in Australien bereits in der Vorrunde aus.

Eklat vor der WM 2023 mit den Bayern

Rech hatte in der Vorbereitung für einen Eklat gesorgt: Das erste Trainingslager mussten die Münchner Nationalspielerin damals sausen lassen, weil die FIFA-Abstellungsperioden nicht genau geklärt waren. Zwischenzeitlich kam es zu erheblichen Verstimmungen zwischen dem DFB und den Bayern - vor allem der damalige Sportliche Leiter Joti Chatzialexiou machte den Bayern schwere Vorwürfe, wo Rech zu diesem Zeitpunkt auch zur stellvertretenden Vorsitzenden im ECA Women’s Football Committee aufgestiegen war. Die 44-Jährige gilt als ausgesprochen durchsetzungsstark. Auf eine Kraftprobe wollen es weder Wück noch Nia Künzer ankommen lassen.

Die DFB-Sportdirektorin hatte gerade der Münchner Kollegin reichlich Komplimente gemacht: Die dritte Meisterschaft trage nicht zuletzt "deutlich die Handschrift" von Bianca Rech, die mit "Weitsicht, Beharrlichkeit und hoher Expertise" die Erfolgsgeschichte mitschreibe. Dazu zählt die Wahrung der Vereinsinteressen. So wagt es der Verband auch nicht, ein zusätzliches Trainingslager nach den letzten Nations-League-Duellen gegen die Niederlande in Bremen (30. Mai) und gegen Österreich in Wien (3. Juni) zu installieren. Das Vorbereitungscamp in Herzogenaurach vermutlich ab dem 20. Juni muss reichen, um die Grundlagen für eine erfolgreiche EM zu legen. Ohne Lena Oberdorf.