Wollen den Rückenwind jetzt für die Bundesliga nutzen: die Spieler von Borussia Dortmund.
analyse

Kampf ums internationale Geschäft Dortmund, Bremen und Augsburg - mit Rückenwind nach Europa

Stand: 16.04.2025 18:12 Uhr

Der Endspurt um die Europokalplätze beschäftigt noch mehr als die halbe Fußball-Bundesliga. Besonders drei Klubs wähnen sich im Aufwind.

Fast logisch, dass der Beifallssturm eines besonderen Europapokal-Abends jetzt Borussia Dortmund helfen soll. Niko Kovac hat nicht lange nachdenken müssen, was aus der aus seiner Sicht besten Saisonleistung unter seiner Regie in der Champions League gegen den FC Barcelona (3:1) folgen soll: eine ähnliche Darbietung bitte auch im Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Sonntag 17.30 Uhr).

Die Darbietung gegen Barca soll die Blaupause für den Endspurt mit noch fünf Spieltagen sein. "Wir werden ihnen das rauf und runter zeigen, damit sie es gegen Mönchengladbach wieder abrufen", sagte Kovac. "Wenn jeder einzelne die Meter macht, wenn jeder über den Punkt geht, an dem es wehtut, dann haben wir auch die Qualität, Bundesligaspiele zu gewinnen."

Niklas Süle rätselt über den Widerspruch

Das sagte ein Coach kurz nachdem sein wankelmütiges Team gerade ein weltweit bewundertes Star-Ensemble verdient in die Knie gezwungen hatte. "Wenn wir alle fünf Ligaspiele gewinnen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir nächstes Jahr Champions League spielen", bemerkte auch der gegen Barcelona bärenstarke Verteidiger Niklas Süle.

Mit solchen Leistungen wären viele Grundsatzfragen bei den Schwarz-Gelben gar nicht aufgekommen. Vor allem: Warum nicht immer so? "Die Frage ist, wieso es nicht in den Bundesliga-Spielen so läuft. Die müssen wir uns mal stellen", gab Süle zu. Der Widerspruch macht den Westfalen nicht erst diese Saison zu schaffen. In die Champions League kam der Vorjahresfinalist ja nur, weil Deutschland einen zusätzlichen fünften Startplatz erhielt.

In dieser Spielzeit verlief die Liga lange enttäuschend, zwischenzeitlich schienen die internationalen Plätze weit weg, doch spätestens seit dem 2:2 beim FC Bayern will der BVB das Momentum nutzen - und hat nur noch drei Punkte Rückstand auf den Sechsten, den SC Freiburg, womit immerhin die Qualifikation für die Conference League verbunden wäre.

Der Flow des FSV Mainz 05 kommt ins Stocken

Und so wie Dortmund auf die Überholspur einbiegt, kommt der Flow des FSV Mainz 05 als Fünfter gerade ins Stocken: Vier Spiele ohne Sieg rütteln am Selbstvertrauen der Überraschungsmannschaft, die noch gegen die Top Drei, also bei Bayern München (26.04.2025), gegen Eintracht Frankfurt (04.05) und Bayer Leverkusen (17.05) antritt. Die Nullfünfer hatten schon mal zehn Punkte Vorsprung auf den BVB - jetzt sind es durch die Pleite bei der TSG Hoffenheim (0:2) gerade noch vier.

Gerade fehlen Effizienz, Konsequenz und Disziplin, wie fünf Platzverweise belegen. Werfen die Nullfünfer eine historische Chance weg? Das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (Samstag 15.30 Uhr) wird Trainer Bo Henriksen zum Charakter-Test ausrufen, damit sich sein Ensemble nicht um den Lohn einer Saison bringt.

Ernüchterung in Mönchengladbach

Ähnlich die Gemengelage am Niederrhein. Oft genug ertönten Europapokal-Gesänge im Borussia-Park, nun war nach der Heimniederlage gegen Freiburg (1:2) Ernüchterung in Mönchengladbach angesagt. Als Tabellensiebter wäre die Fohlenelf aktuell aus den Europapokalrängen gepurzelt.

Torjäger Tim Kleindienst redete nach dem Rückschlag auch öffentlich Klartext. "Wir haben irgendwie eine Körpersprache, als wäre die Saison schon durch und ginge es um nichts mehr. Aber genau jetzt geht es um etwas, und genau jetzt sollten wir noch mal zwei Gänge hochfahren." Ob die Mitspieler den Nationalstürmer erhören?

Werder Bremen kann wieder hoffen

Herangepirscht an die internationalen Startplätze hat sich wieder Werder Bremen. Das Anfang des Jahres in eine veritable Krise geschlidderte Team von Trainer Ole Werner geht als Neunter mit mächtig Aufwind in die Heimspiele gegen den VfL Bochum (Samstag 15.30 Uhr) und den FC St. Pauli (27.04). Mit dabei: der aufgeblühte Hoffnungsträger Oliver Burke, der wie kein Zweiter für die Verwandlung steht.

Durch die Erfolge gegen Eintracht Frankfurt (2:0) und VfB Stuttgart (2:1) wird die Europapokal-Euphorie genau von jener Mannschaft entflammt, die nach der Pokal-Blamage bei Arminia Bielefeld (1:2) keine Zukunft an der Weser mehr zu haben schien. Routinier Leonardo Bittencourt empfiehlt, sich auf die ständig wechselnden Stimmungsschwankungen gar nicht mehr einzulassen. "Da wird immer viel geredet bei uns, von erstem Abstiegskandidaten bis Goldene Ananas, bis Europa-League ist in einem Jahr bei uns gefühlt alles drin. So war es letztes Jahr auch. Davon lassen wir uns nicht mehr beirren."

Obenauf mit Werder: Mitchell Weiser jubelt in Stuttgart.

Obenauf mit Werder: Mitchell Weiser jubelt in Stuttgart.

Die Protagonisten wollen sich keinen Druck machen, wohl wissend, dass die Fans der Grün-Weißen aus dem Häuschen wären, würde es erstmals seit anderthalb Jahrzehnten wieder Europapokalspiele unter Flutlicht am Osterdeich geben.

FC Augsburg ist drittbestes Rückrundenteam

Wovon auch der FC Augsburg träumt, der nach dem Auswärtssieg beim VfL Bochum (2:1) auf Platz zehn punktgleich mit Werder liegt. In der Rückrunden-Tabelle sind die bayrischen Schwaben immerhin Dritter. Nur Bayern und Leverkusen holten mehr Zähler. Schon jetzt ist es die drittbeste Saison der Augsburger Bundesliga-Geschichte, die 2011 begonnen hat. 2015 führte Markus Weinzierl den FCA bis in die Europa League, wo erst der FC Liverpool das Stoppschild setzte.

Der aktuelle Höhenflug unter Trainer Jess Thorup ist eng mit Torwart Finn Dahmen verknüpft, der nur sieben Gegentore in 2025 kassiert hat. Überhaupt ist die Defensive der größte Trumpf eines Kaders, der das Optimum aus seinen Möglichkeiten herausholt. Ganz im Gegensatz zu Borussia Dortmund.