
Trainerwechsel in Kaiserslautern Lieberknecht ersetzt Anfang - "Hire and Fire" beim FCK
Vier Spieltage vor Saisonende hat der 1. FC Kaiserslautern Trainer Markus Anfang freigestellt. Ex-FCK-Profi Torsten Lieberknecht übernimmt. Dazu die Meinung von SWR Sport-Redakteur Stefan Kersthold.
Was mir ganz spontan nach der Trennung von Markus Anfang und seinem Co- Trainer Florian Junge in den Sinn kam - und das in meiner langjährigen Sportjournalisten-Karriere wahrlich nicht zum ersten Mal: Fußball ist ein Drecksgeschäft. Und so war ich nicht sonderlich überrascht, dass die FCK-Verantwortlichen erneut einen zumindest ungewöhnlichen Zeitpunkt einer, so die Formulierung des Vereins, "Trainerfreistellung" gewählt haben.
2022: Antwerpen ging, Schuster kam kurz vor der Relegation
Vor knapp drei Jahren musste Marco Antwerpen vor den beiden entscheidenden Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden gehen. Jetzt, vier Spieltage vor Saisonende, wurde Markus Anfang von seinen Aufgaben entbunden. Damals schaffte Antwerpen-Nachfolger Dirk Schuster den Aufstieg in die 2. Liga, jetzt soll es also Torsten Lieberknecht richten.
Wobei die Mission des Ex-FCK-Profis in Richtung Bundesliga wesentlich schwieriger erscheint. Auch wenn der gebürtige Pfälzer dies in der Vergangenheit bereits mit Eintracht Braunschweig und Darmstadt 98 geschafft hat, die Ausgangslage mit den Roten Teufeln ist nach drei Niederlagen in Serie eine komplett andere. Zwar beträgt der Abstand auf Relegationsplatz drei nur drei Punkte, doch müssten auf dem Weg dorthin vom derzeitigen siebten Tabellenplatz aus noch einige Konkurrenten überholt werden.
Warum der Trainerwechsel zu diesem Zeitpunkt?
Ob das mit Torsten Lieberknecht gelingt? Ich habe da meine Zweifel, obwohl ich seine Arbeit in der Vergangenheit sehr geschätzt habe und er sich wahrscheinlich auch auf dem Betzenberg schnell einarbeiten wird. Warum aber dann dieser Trainerwechsel zu diesem Zeitpunkt?
Zum einen kann ich da die offizielle Begründung des FCK durchaus nachvollziehen. Da hieß es, dass die Mannschaft ihr Potential zuletzt nicht voll ausgeschöpft und ihr Leistungsmaximum nicht erreicht hätte. Und dass nach einer eingehenden Analyse den Verantwortlichen die Überzeugung fehlte, diesem Trend in der aktuellen personellen Konstellation entgegenzuwirken. Da kann man nach den zuletzt gezeigten Leistungen durchaus mitgehen. Angemerkt sei hier aber auch, dass die offizielle Zielsetzung einer ruhigen Saison ohne Abstiegssorgen vom gefeuerten Trainerteam erreicht wurde.
Ich kann mir auch gut vorstellen - was aber eine reine Spekulation bleibt - dass bei der aktuellen Entscheidung auch die Investoren Druck auf Geschäftsführer Thomas Hengen und Sportdirektor Marcel Klos ausübten. Für die Geldgeber zählt nur der Aufstieg. Auf der anderen Seite vermisse ich aber auch eine gewisse Kontinuität auf dem Betzenberg. Torsten Lieberknecht ist bereits der sechste Trainer, den Thomas Hengen seit seinem Amtsantritt im März 2021 verpflichtet hat. Aber so scheint das eben häufiger zu sein - im Geschäft mit dem Fußball...
Sendung am Mi., 23.4.2025 16:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP