
Als Profi in Kanada Das nächste Fußball-Abenteuer der Lara Schenk
Für Lara Schenk hat ein neues Abenteuer in ihrer außergewöhnlichen Fußball-Karriere begonnen. Die aus Hannover stammende Verteidigerin ist aus Spanien nach Kanada gewechselt. Dort läuft die 25-Jährige nun in der neu gegründeten Profiliga Northern Super League für die Montreal Roses auf.
Einen ersten Eindruck davon, wen sie verpflichtet hatten, bekamen die Verantwortlichen der Montreal Roses schon am Tag der Ankunft von Lara Schenk. Das war der vergangene Dienstag. Trotz des langen Fluges von Spanien nach Kanada und dem damit verbundenen Jetlag stand die frühere deutsche Junioren-Nationalspielerin am Mittwochmorgen mit ihren neuen Teamkameradinnen auf dem Trainingsplatz. Im dichten Schneetreiben und bei Temperaturen nur knapp über null Grad bestritt die Defensivspezialistin ihre erste Übungseinheit.
Der erste Eindruck stimmt schon einmal
Das machte Eindruck auf ihre Mitspielerinnen und Coach Robert Rositoiu. "Sie ist erst ein paar Stunden hier und hätte den Tag freinehmen dürfen. Dass sie trotzdem erschienen ist, zeigt schon, wer sie ist", lobte der Rumäne die Niedersächsin, die zuvor in Andalusien gelebt hatte und dort andere, angenehmere Temperaturen gewöhnt gewesen war.
"Letzte Woche waren es in Spanien 20 Grad. Das ist schon eine ziemliche Umstellung. Aber ich bin Schnee, Regen und Kälte aus Deutschland gewohnt, also ist es okay", erklärte die 25-Jährige lachend. Sie war zuletzt für den Zweitligisten CD Sporting Club de Huelva aufgelaufen. Für das "Abenteuer Kanada" verließ die aus dem Städtchen Seelze in der Region Hannover stammende Abwehrspielerin Europa nun ein zweites Mal.
Zweitliga-Spiele für den VfL Wolfsburg
Das erste Mal hatte Schenk den Sprung über den großen Teich bereits 2018 gewagt. Seinerzeit allerdings nicht aus sportlichen Gründen. Sie zog in die USA, um an der renommierten Harvard-Universität zu studieren.
Damit gab die Verteidigerin fußballerisch eine große Chance auf. Denn sie hatte zuvor für die B-Juniorinnen des VfL Wolfsburg in der Bundesliga gespielt. 2020 feierte sie kurz ein Comeback beim Werksclub und lief für die zweite Mannschaft der "Wölfinnen" in der Zweiten Liga auf.

Lara Schenk (r.) wurde beim VfL Wolfsburg ausgebildet.
Schenk, die auch 25 Partien für die Nachwuchsteams des DFB bestritt, stand die Tür zum Profibereich also weit offen. Aber die Chance, an der Elite-Uni in Harvard zu lernen, reizte sie mehr. Zumal sie noch jung war und dort auch weiter ihrer großen Passion, dem Fußball, im College-Team nachgehen konnte.
Studium in Harvard - Profidebüt in Belgien
Schenk studierte Psychologie sowie Global Health und Health Policy. Nach ihrem Abschluss im Dezember 2022 schlug sie erneut einen neuen Lebensweg ein. Die Verteidigerin machte sozusagen einen Salto rückwärts. Denn nun stand der Fußball wieder im Mittelpunkt ihres Lebens. Die frühere Wolfsburgerin wechselte nach Belgien zum FC Brügge und unterzeichnete dort ihren ersten Profivertrag. Ein Jahr später schloss sich Schenk dem RSC Anderlecht an. Dort wurde sie Meisterin. Ganz auf die Karte Fußball setzte die Niedersächsin dennoch nicht.
Sie arbeitete nebenher als Bildungs- und Sportberaterin bei einer Agentur, die Sportstudenten dabei hilft, mit einem Sportstipendium ein College in den USA zu besuchen. "Es liegt mir sehr am Herzen, weiblichen Spielern die gleichen Möglichkeiten zu bieten, wie ich sie hatte, um durch die einzigartigen kulturellen, akademischen und sportlichen Erfahrungen, die der US-Collegesport bieten kann, zu dem Spieler und Menschen zu werden, der ich heute bin", erklärte Schenk in einem Interview mit der "International School Hannover", die sie 13 Jahre lang besucht hatte.
Wechsel nach Spanien sportlich ein Rückschritt
Was die junge Frau seit jeher antrieb, war die Neugierde, die Welt zur erkunden. Und auch die Sehnsucht nach neuen fußballerischen Herausforderungen. Und so hieß die nächste Station der Verteidigerin 2024 Huelva. Sportlich sollte sich der Wechsel als großes Missverständis herausstellen. Denn das Team war in der Primera Federación kaum konkurrenzfähig. Gerade einmal einen Erfolg feierte die Deutsche mit dem Club, für den einst auch ihre Landsfrau Imke Wübbenhorst gespielt hatte.
Schenk genoss das Leben in Andalusien mit all seinen Vorzügen (Klima, Strand, Kultur) dennoch. Und im globalisierten Fußball-Geschäft, in dem inzwischen auch nahezu jede Profispielerin unter ständiger Beobachtung von Scouts steht, war ihr Ansehen trotz der Pleitenserie mit Huelva keineswegs gesunken.
In Northern Super League einzige deutsche Spielerin
"Sie ist eine unglaublich vielseitige Spielerin. Ihre beidfüßige Ballkontrolle, ihr taktisches Geschick und ihre technischen Fähigkeiten machen sie zu einer großen Verstärkung für unsere Abwehr", schwärmte Montreals Sportdirektorin Marinette Pichon nach der Verpflichtung der 25-Jährigen.
Bei so viel Vorschusslorbeeren konnte Schenk gar nicht anders, als das Lob umgehend zurückzugeben. "Ich freue mich riesig, Teil dieses historischen Moments für den Frauenfußball in Kanada zu sein. Der authentische und gemeinschaftsorientierte Geist der Roses entspricht genau meinen Werten", sagte die Verteidigerin.
Geschichte hat Lara Schenk bereits jetzt geschrieben. Sie ist die erste und einzige deutsche Fußballerin in der Premieren-Saison der Northern Super League. Mit Blick auf ihre bisherige Karriere ist davon auszugehen, dass sie dem Abenteuer Kanada viele weitere spannende Kapitel in ihrer Biografie folgen lassen wird.