
Eishockey-Trainer im Interview Uwe Krupp: "Es zählt immer nur als ein Sieg"
Eishockey-Trainer Uwe Krupp war sowohl für die Eisbären Berlin als auch die Kölner Haie tätig. Im Interview analysiert er die Finalserie zwischen beiden Teams und schreibt die Rheinländer trotz der hohen Niederlage im letzten Spiel noch nicht ab. Eine Vollreportage des vierten Spiels der DEL-Finalserie hören Sie am Mittwoch ab 19:30 Uhr im rbb|24-Livestream.
rbb|24: Herr Krupp, DEL-Finalserie und dann auch noch zwischen zwei Teams, die eine wichtige Rolle in Ihrer Karriere gespielt haben. Sind Sie da bei jedem Spiel live dabei?
Uwe Krupp: Leider nicht. Ich bin gerade in Riga, hier ist ein großes U11-Turnier. Ich habe zwei Kinder, die daran teilnehmen. Aber ich habe natürlich alle Spiele verfolgt. Es ist eine interessante Serie.
Sie sind gebürtiger Kölner. Erübrigt sich also die Frage, für wen Ihr Herz schlägt?
(lacht) Absolut nicht, denn das ist tatsächlich gar nicht so einfach. Ich bin da sehr geteilt. Ich bin zwar Kölner, aber die Zeit in Berlin war besonders für mich. Meine Tochter ist in Berlin geboren und feuert immer die Eisbären an. In der Familie ist das also eine brisante Angelegenheit, aber macht auch sehr viel Spaß.
Dann dürfte der Jubel des Nachwuchses im Hause Krupp am Montagabend ja groß gewesen sein. Mit 7:0 haben die Eisbären die Haie aus der Halle gefegt. Im Spiel zuvor gewann Köln verdient in der Verlängerung. Wie kommt es zu solch unterschiedlichen Spielverläufen?
Köln spielt sehr diszipliniert und gibt normalerweise nur wenige Torchancen. Du musst dich gegen sie immer durcharbeiten. Sie ziehen sich zurück und warten darauf, was von Berlin kommt. Und dann sind sie gefährlich in den Gegenangriffen, so wie beim Siegtor in der Verlängerung im zweiten Spiel.
Wenn sie allerdings in Rückstand geraten, wird es für sie schwer, gerade weil die Eisbären offensiv klar die Nase vorn haben. Außerdem haben die Haie gestern [Montag, Anm. d. Red.] vier der sieben Tore in Unterzahl kassiert. Das Berliner Powerplay ist einfach top.
Aber es ist am Ende egal, ob du 7:0, 5:1 oder 2:1 in der Overtime gewinnst – es zählt immer nur als ein Sieg.
Dieser Kantersieg beeinflusst die restliche Serie also nicht viel mehr, als hätten die Eisbären nur mit einem Tor Vorsprung gewonnen?
Köln hat in den Playoffs schon ein paar Mal Spiele so hoch verloren. Im nächsten Spiel haben sie dann immer Moral gezeigt und es wieder enger gemacht. Jetzt müssen sie erneut zeigen, dass sie die hohe Pleite abgehakt haben.
Trotzdem ist das dritte Spiel traditionell ein wichtiges Spiel in einer Best-of-Seven-Serie. Und das haben die Berliner nun mal deutlich gewonnen. Jetzt wird es interessant zu sehen sein, wie sie das nächste Spiel angehen. Nehmen sie es zu locker und glauben, den Kölnern jetzt den Zahn gezogen zu haben oder bekommt Serge Aubin es hin, dass sie erneut mit Vollgas rangehen und voll konzentriert sind?
Beide Teams sollten auf jeden Fall auf ihre Stärken vertrauen.

Und die wären?
Die Eisbären haben in der Serie bereits 13 Tore geschossen, Köln nur drei. Das spricht ja schon für sich. Und eben das Powerplay und die Special Teams. Sie fordern Köln immer wieder im Eins-gegen-Eins heraus und verursachen so Strafzeiten. Zudem sind Spieler wie Ronning und Pföderl einfach richtig gut in Form.
Köln hat hingegen ein defensives Bollwerk. Und dahinter noch einen absoluten Schlüsselspieler: Torwart Julius Hudacek. Das ist derjenige, der sie ins Finale gebracht hat. Der hat in den Playoffs eine Fangquote von über 90 Prozent, das ist natürlich top. Wenn du ihn knackst, so wie es Berlin im ersten und dritten Spiel gemacht hat, dann wird es eine klare Sache für die Eisbären. Du musst vor ihm sein und ihm die Sicht nehmen.
Alles in allem würde ich sagen, dass Berlin über sieben Spiele die besseren Karten hat.
Glauben Sie denn tatsächlich, dass es zu einem siebten Spiel kommen wird?
Wenn Berlin morgen gewinnen sollte, steht Köln mit dem Rücken zur Wand. Aber die Haie haben schon oft wahnsinnige Moral bewiesen. Und die Playoffs haben ihre eigenen Regeln.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte.
Sendung: Der Tag, 22.04.2025, 19:15 Uhr