Weltcup in Schonach Kombinierer Fabian Rießle feiert "Bilderbuch-Abschied"
Der Kreis hat sich für Fabian Rießle geschlossen: In Schonach, wo seine Karriere vor 15 Jahren begann, beendete der Nordische Kombinierer am Sonntag (28.01.2024) seine Laufbahn.
Es war ein emotionaler Abschied des viele Jahre erfolgreichen Nordischen Kombinierers. Als Fabian "Rio" Rießle von der Skizunft Breitnau, Team-Olympiasieger und dreimaliger Weltmeister, am Sonntag zum letzten Mal die Ziellinie überquerte, standen Teamkollegen, Trainer und Betreuer Spalier. Rießle genoss das letzte Bad in der Menge. "Es ist unfassbar. Ich hätte mir keinen schöneren Abschied wünschen können", sagte der Schwarzwälder nachdem er von seinen nun Ex-Kollegen geherzt wurde.
Letzter Sprung mit Tränen in den Augen
Die Augen waren schon beim Springen am frühen Morgen auf den Schwarzwälder gerichtet. Mit einem Lächeln im Gesicht drückte sich Rießle um 10.29 Uhr ab, surrte die eisige Anlaufspur hinab und segelte durch die Luft. Die Landung nach nur 75,5 Metern sorgte kurz für Ärger beim 33-Jährigen, danach jubelte er der frenetischen Zuschauerschar zu.
Fabian Rießle segelte letztmals als Aktiver durch die Luft.
Ich hatte schon auf dem Balken Tränen in den Augen. In der Loipe werde ich aber noch einmal richtig schnell laufen", sagte der Schwarzwälder.
Der Sprung reichte nur zum vorletzten Platz, doch an diesem Tag war die Platzierung egal. Er habe alles aufgesaugt. "Die Fans sind unglaublich", sagte er nach seinem letzten Sprung und kündigte an: "Ich werde auf der Strecke zuerst Vollgas geben, aber die letzte Runde genießen und auch immer mal anhalten."
Von Beginn an hätte Rießle nicht bummeln können, dann hätte womöglich die Umrundung von Überflieger Riiber gedroht. So aber lief alles nach Plan. Rießle war in den ersten vier Runden flott unterwegs und nutzte seine letzte Weltcuprunde für große Gefühle.
Die Fans in seinem Wohnzimmer Schonach bereiteten dem Familienvater einen großartigen Abschied, im Ziel warteten die Familie und eine Sektdusche. "Schöner hätte ich es mir nicht vorstellen können", sagte er sichtlich gerührt im ZDF.
Erstes Weltcuprennen in Schonach
Als Rießle am 4. Januar 2009 erstmals die Ziellinie in einem Weltcup-Rennen in der Nordischen Kombination überquerte, ahnte er wohl nicht einmal selbst, dass dies den Auftakt einer bemerkenswerten Karriere markieren sollte. Seinem 36. Platz an besagtem Tag sollten neun Weltcup-Siege im Einzel, Gold und Silber bei den Olympischen Spielen sowie drei Weltmeistertitel folgen. Besonders war der WM-Titel 2015 in Falun im Teamwettbewerb zusammen mit Tino Edelmann, Eric Frenzel und Johannes Rydzek - es war die erste deutsche Goldmedaille nach 28 Jahren.
Rießle war über Jahre ein Erfolgsgarant für die Nordischen Kombinierer - vor allem in der Mannschaft, wo er seine größten Momente feierte. Seine letzte WM-Medaille holte er mit Bronze im Teamsprint in Oberstdorf 2021. Danach verlor er den Kontakt zur Weltspitze. Nun beendete der 33-Jährige seine Karriere. Allerdings nicht an irgendeinem Ort, sondern dort, wo vor 15 Jahren alles begann: in Schonach.
Olympia-Gold für Fabian Rießle mit Vinzenz Geiger, Eric Frenzel und Johannes Rydzek.
"Ski vielleicht mal an die Wand nageln"
Seine heutigen Ski werde er mit nach Hause nehmen und "vielleicht mal an die Wand nageln". "Es ist für mich eine Ehre, dass ich hier vor heimischem Publikum abtreten durfte", sagte Rießle im malerischen Schwarzwald voller Dankbarkeit.