Erfolgsrezept Deutsche Ski-Langläufer haben "an allen Schrauben gedreht"
Vor gut 15 Jahren gehörten die deutschen Langläufer zur Weltspitze, danach gab es eine lange Dürrezeit. Jetzt ist das Team auf dem Weg zurück zu alten Erfolgen. Der Aufwärtstrend hat Gründe – und die liegen nicht nur im Training.
Nein, Training allein sei es nicht, was die deutschen Langläufer in dieser Saison so erfolgreich mache, sagt Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder im Sportschau-Interview. Der Stolz schwingt angesichts der jüngsten Ergebnisse beim Weltcup in Lahti noch mit. Drei deutsche Podestplätze gab es in Finnland zu bejubeln.
Vertrauen Grundlage des Erfolgs
Der zurückgekehrte Erfolg habe viele Wurzeln. „Vertrauen ist das Wichtigste“, sagt der ehemalige Spitzen-Langläufer, für den der Teamgedanke über allem steht. "Jeder hilft mit, dass der andere besser wird. Das Team wächst immer enger zusammen", erklärt der Bayer.
Ins Team schließt Schlickenrieder alle ein. Trainer, Betreuer, Sportler, Wachsler, Physiotherapeuten, Büro-Assistenten. "Wir unterstützen uns gegenseitig, um in dem, was wir tun, besser zu werden. Gutes Verstehen untereinander ist der entscheidende Punkt", ist der 54-Jährige überzeugt.
Der Erfolg gibt Teamplayer Schlickenrieder recht. Der Aufwärtstrend ist klar erkennbar. 13 Podestplätze feierte die deutsche Langlaufmannschaft in dieser Saison bereits, dazu den zweiten Platz in der Gesamtwertung der Tour de Ski für Friedrich Moch. 40 Mal liefen die DSV-Asse zudem in die Top Ten.
Hennig - längst keine Alleinunterhalterin mehr
Das Beste: Der Erfolg verteilt sich auf viele Schultern. In den letzten Jahren war es meist nur Katharina Hennig, die für Lichtblicke sorgte. "Mittlerweile sind es vier Mädels, die den Erfolg absichern und Weltspitzen-Leistungen bringen", freut sich Schlickenrieder und meint neben Hennig, Victoria Carl, Coletta Rydzek und Laura Gimmler. Carl feierte in Trondheim ihren ersten Weltcupsieg im Einzel über die 10 Kilometer.
Zudem lief die Teamsprint-Olympiasiegerin aus Thüringen in vier weiteren Einzelrennen auf das Podest. Hennig kletterte im Einzel zwei Mal auf das Treppchen und lief im Teamsprint mit Gimmler auf den zweiten Platz. Rydzek sprintete zuletzt in Lahti völlig überraschend zu Silber. Und in den Staffeln sind die deutschen Teams regelmäßig Gast auf dem Podest – und zwar nicht nur bei den Frauen. Auch die Männer um Top-Mann Moch verbuchten zu Saisonbeginn mit Platz 3 in Gaellivare ein Top-Ergebnis im Team.
Wenn es immer nur die eine Leistungsträgerin gebe, sei es schwieriger, die anderen bei der Stange zu halten, weiß Schlickenrieder, den die aktuelle Entwicklung rundum glücklich macht: "Es ist wichtig und schön, dass man sieht, dass etwas passiert, wofür wir schon lange kämpfen. Wir brauchen Jeden und Jede, um nachhaltig erfolgreich zu werden", macht der Trainer klar.
An der Technik und Kraft gearbeitet
Man sei in den letzten Jahren, die aufgrund fehlender Erfolge nicht immer einfach waren, den Weg konsequent weitergegangen, habe an "allen Schrauben gedreht, an denen man drehen kann" und viel an der Technik und Kraft gearbeitet. Stabilitäts- und Krafttraining sind mittlerweile ein tägliches Ritual für Hennig, Moch, Carl und Co. Dies sei nötig, um die Technik in die Umsetzung zu bringen, geht der Coach ins Detail. Zudem sei die "Arbeit mit der Wissenschaft deutlich intensiviert“ worden, erzählt Schlickenrieder, der hofft, dass sich der Aufwärtstrend bei den letzten drei Weltcup-Stationen in Oslo, Drammen und Falun fortsetzen wird.
"Die Stimmung ist gut. Das spürt man in jeder Besprechung", erzählt der Coach, der am Samstag (09.03.2024) und Sonntag (10.03.2024) in Oslo nur auf ein Mini-Team setzt. Die langen Kanten über 50 Kilometer werden Friedrich Moch, Katharina Hennig, Victoria Carl und Katherine Sauerbrey angehen. "Wir sind schlank aufgestellt, weil wir nur die Athleten einsetzen, die dafür geeignet sind und gute Chancen haben, gut durchzukommen."
Die Zeiten, als die deutschen Langläufer nur "hinterherhoppelten" sind vorbei, wenn die DSV-Läufer am Start stehen, ist alles möglich. Dank Teamgedanken und Zusammenhalt.
Frauen | Männer | |
---|---|---|
Victoria Carl (SC Motor Zella-Mehlis | Friedrich Moch (WSV Isny) | |
Katharina Hennig (WSV Erzgebirge Oberwiesenthal) | Anian Sossau (SC Eisenärzt) | |
Katherine Sauerbrey (SC Steinbach-Hallenberg) | Jan Stölben (SLV Ernstberg) | |
Pia Fink (SV Bremelau) | ||
Laura Gimmler (SC Oberstdorf) | ||
Coletta Rydzek (SC Oberstdorf) | ||
Verena Veit (SC Oberstdorf) |
Zeitplan
- Samstag, 10:30 Uhr: Oslo - Massenstart 50 km klassisch, Frauen
- Sonntag, 10:30 Uhr: Oslo - Massenstart 50 km klassisch, Männer
- Dienstag, 14:00 Uhr: Drammen - Finals Sprint klassisch, Frauen/Männer