Biathlon in Östersund Preuß fehlt ein Wimpernschlag zum Comeback-Coup
Franziska Preuß ist wieder da! Beim Weltcup-Auftakt der Biathleten in Östersund lief die ehemalige Weltmeisterin am Sonntag nach langer Zwangspause völlig überraschend auf Rang zwei im Einzel. Am Ende fehlten 0,1 Sekunden zur Siegerin Lisa Vitozzi. Auch Vanessa Voigt und Sophia Schneider überzeugten auf ganzer Linie.
Einzig Vittozzi brachte Preuß um ihren zweiten Weltcup-Sieg. Die Italienerin konnte ihre Strafminute auf der 15-Kilometer-Strecke herauslaufen und war am Ende hauchzart schneller unterwegs.
"Natürlich sind die 0,1 Sekunden ärgerlich", sagte Preuß im Anschluss im Sportschau-Interview: "Aber ich bin super zufrieden und kann mir nicht viel vorwerfen. Jetzt fallen erst einmal tausend Steine herunter."
Preuß ohne Fehl und Tadel
Preuß konnte in der Tat zufrieden sein. Sie lieferte eine tadellose Leistung am Schießstand und in der Loipe ab. Die 29-jährige Ex-Weltmeisterin legte alle 20 Scheiben um und musste sich erst auf der Schlussrunde Vittozzi geschlagen geben.
"Gerade am Schießstand hat es gepasst", freute sich Preuß. Zuletzt hatte sie am 20. März 2022 in Oslo als Zweite im Massenstart auf dem Podium gestanden. Ihren bisher einzigen Sieg feierte sie am 20. Januar 2019 im Massenstart in Ruhpolding.
Auch Voigt bleibt fehlerfrei
Vanessa Voigt zeigte ebenfalls ein tolles Rennen und wurde Dritte (+10 Sekunden). Auch die Thüringerin blieb fehlerfrei und konnte zwischenzeitlich sogar von ihrem ersten Weltcup-Sieg träumen. Für Voigt ist es nach ihrem zweiten Platz im Sprint von Otepää im März 2022 erst das zweite Podest in einem Einzelrennen ihrer Karriere.
"Ich habe mich heute selbst ein bisschen überrascht", meinte Voigt im Anschluss. "Ich ärgere mich ein bisschen wegen meiner Rennaufteilung. Am Anfang habe ich das Rennen verschlafen. Nichtsdestotrotz bin ich sehr zufrieden."
"Die Mädels haben einen Super-Job gemacht"
Sophia Schneider rundete das überragende Ergebnis aus deutscher Sicht ab und wurde Fünfte (+1:01 Minute). Wie Voigt schnupperte auch die 26-Jährige am Sieg. Nach drei fehlerfreien Serien kam sie mit einem Vorsprung von 18 Sekunden auf Vittozzi zum letzten Schießen. Ein Fehlschluss brachte sie dann aber um die mögliche Überraschung. "Ich habe versucht, nicht daran zu denken, dass ich gewinnen kann. Das war wohl falsch", schmunzelte Schneider nach dem Rennen.
Frauen-Trainer Kristian Mehringer zeigte sich angesichts der starken Auftritte beeindruckt. "Das haben wir nicht erwartet. Die Mädels haben einen Super-Job gemacht. Das freut uns natürlich riesig. Wir sind positiv gestimmt. Mal schauen, was bei den nächsten Rennen herauskommt." Mit Preuß, Voigt und Schneider haben damit gleich drei DSV-Athletinnen die WM-Norm im ersten Rennen geknackt.
Preuß dachte sogar ans Karriereende
Preuß hatte sich in der vergangenen Saison Ende Januar wegen gesundheitlicher Probleme komplett aus dem Weltcup zurückgezogen und auch auf die Heim-WM in Oberhof verzichtet. Sogar ein Karriereende stand im Raum. Bei ihrem Wettkampf-Comeback im September gewann sie bei den deutschen Meisterschaften dann aber gleich drei Titel. Mit ihrem Rennen in Östersund zeigte sie nun endgültig, dass mit ihr wieder zu rechnen ist.
Dass Preuß das Zeug für einen Spitzenplatz hat, ist nichts Neues. Dass sie bei ihrem Comeback aber sowohl am Schießstand, als auch in der Loipe mit der Weltspitze mithalten konnte, kam dann doch etwas überraschend. Ihr Vorsprung auf Vittozzi betrug nach dem letzten Schießen elf Sekunden. Fast hätte das zum Sieg gereicht, aber auf den letzten Kilometern verlor sie sukzessive die letztlich entscheidenden Sekunden.
Grotian zahlt Lehrgeld
Janina Hettich-Walz leistete sich insgesamt drei Fehler und wurde mit einem Rückstand von gut drei Minuten 23.. Auch Hanna Kebinger konnte sich an ihrem 26. Geburtstag kein Geschenk machen und beendete den Wettkampf nach ebenfalls drei Fehlern als 38..
Toptalent Selina Grotian, die bei der Junioren-WM im vergangenen Winter mit vier Goldmedaillen für Aufsehen gesorgt hatte, brachte sich mit vier Fehlern im ersten Schießen direkt um eine gute Platzierung. Nach drei weiteren Fehlschüssen und einem Rückstand von über sieben Minuten musste sie als 77. Lehrgeld zahlen.
Samstag: Mixed-Staffel knapp am Podest vorbei
Noch am Samstag hatten die deutschen Biathleten das Podest in den Mixed-Staffeln knapp verpasst. Voigt und Schneider liefen gemeinsam mit Philipp Nawrath und Roman Rees in der Mixed-Staffel auf Rang vier. Auch Kebinger hatte im Single Mixed mit Justus Strelow bis zum letzten Schießen Platz drei im Blick, wurde dann aber noch bis auf Rang sieben durchgereicht.