
Letzter Wettkampf in Oslo Bö-Brüder feiern emotionalen Biathlon-Abschied
Die perfekte Story blieb im letzten Karriererennen für Johannes Thingnes Bö und seinen Bruder Tarjei zwar aus, den großen Emotionen tat das beim Weltcup-Finale der Biathleten in Oslo aber keinen Abbruch. Sebastian Samuelssons Sieg geriet da schon fast in den Hintergrund.
Der Schwede gewann den Massenstart am Sonntag (23.03.2025) nach einem Fehler vor dem Franzosen Eric Perrot (1 Fehler/+5,6 Sekunden) und dem Norweger Endre Strömsheim (0/+9,3). Dessen Landsmann Sturla Holm Laegreid schnappte sich als Vierter auch die kleine Kristallkugel in der Massenstartwertung, nachdem er am Vortag bereits den Gesamtweltcup gewonnen hatte.
Emotionaler Abschied der Bö-Brüder
Die Bühne gehörte an diesem Tag aber zweifelsohne Johannes Thingnes und Tarjei Bö, die ihre großartigen Karrieren beenden. Rekordweltmeister Johannes Thingnes leistete sich vier Fehler und verpasste als Siebter den Bilderbuch-Abschied. Sein Bruder Tarjei ließ das Rennen nach einem Fehlschuss mit der norwegischen Fahne in der Hand austrudeln und wurde 23.. Minutenlang ließen sie sich nach dem Zieleinlauf von den Fans und ihren Kollegen am Holmenkollen feiern.
Biathlon - so viel ist sicher - wird ohne sie anders sein. 23-mal gewann Johannes Thingnes Bö WM-Gold, er holte fünf Olympiasiege und ebenso oft den Gesamtweltcup. Einzig Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen schaffte mehr Weltcup-Siege. Zwölf WM-Titel und drei Olympiasiege gingen an Tarjei. Beide prägten ihren Sport mehr als ein Jahrzehnt lang und werden nicht nur in Norwegen eine große Lücke hinterlassen.
Johannes Thingnes Bö: "Das perfekte Ende"
"Es ist eine tolle Geschichte, dass wir jetzt zusammen diesen Weltcup verlassen", sagte Johannes Thingnes Bö im Sportschau-Interview. "Es war ein ganz schöner Ritt für uns. Und jetzt ist Zeit, es einfach sein zu lassen und die Bühne für die nächste Generation zu räumen."
Bei der abschließenden Abschiedsfeier wurden die beiden noch mal ausführlich geehrt, sie bekamen Kronen und einen königlichen, roten Umhang - und die Könige des Biathlons sprachen noch einmal zu ihrem Publikum. "Das ist das perfekte Ende", sagte Johannes Thingnes Bö in dem Stadion, das jahrelang sein Wohnzimmer war. "Wir haben uns immer gesagt: Wenn wir Schluss machen, wollen wir das hier machen."
Tarjei Bö: "Lebensträume gehen in Erfüllung"
"Wir haben so ein Glück, dass das Finale hier am Holmenkollen ist", fügte sein Bruder Tarjei hinzu, der allen Begleitern und Zuschauern dankte. "Wir werden euch alle für den Rest unseres Lebens in Erinnerung behalten. Die WM 2016 hier und der Tag heute sind Lebensträume, die in Erfüllung gegangen sind. Wir haben hier Geschichte geschrieben."
Auch Johannes Thingnes Bö erinnerte sich zurück an den Staffelerfolg in Oslo neun Jahre zuvor und schätzte ganz besonders seine letzte Woche der Karriere in Oslo. "Das war sehr besonders. Danke an alle, die diese speziellen Momente geschaffen haben. Daran werden wir uns unser Leben lang erinnern. Und jetzt sind wir fertig", sagte er abschließend. Es folgte ein Video mit Abschiedsgrüßen einiger Konkurrenten und das Lied "Time to say goodbye".
Deutsche Biathleten erneut schwach
Die deutschen Biathleten verpassten einen versöhnlichen Saisonabschluss. Roman Rees wurde mit einem Fehler auf Rang 15 (+1:36,8 Minuten) noch bester Deutscher. Philipp Nawrath musste nach einem starken Beginn Federn lassen und landete nach drei Fehlschüssen auf Platz 20 (+2:36,3). Danilo Riethmüller wurde 22. (3 Fehler/+2:48,3), Justus Strelow 27. (4/+3:36,5). Philipp Horn verzichtete gesundheitsbedingt auf den Start beim letzten Saisonrennen.
Während bei den Frauen Franziska Preuß mit ihrem Sieg im Gesamtweltcup brillierte, waren die Männer in dieser Saison von Spitzengebnissen meist weit entfernt. Einzig Nawrath und Riethmüller schafften es auf das Weltcup-Podest. Die Bronzemedaille in der Staffel konnte nur bedingt über das schwache Abschneiden in der vorolympischen Saison hinwegtäuschen.
Jacquelin gibt das Tempo vor
Anders als beim hochdramatischen Finale der Frauen war das Rennen um den Gesamtweltcupsieg bei den Männern schon zugunsten Laegreids entschieden. Allein das sollte für den entthronten Johannes Thingnes Bö Grund genug gewesen sein, bei seinem letzten Auftritt noch einmal alles zu geben.
Nach dem ersten Schießen lag er nach einem Fehler allerdings schon einige Sekunden zurück. Aus deutscher Sicht konnten Strelow und Nawrath mit je fünf Volltreffern in der Spitzengruppe mitmischen, die von Emilien Jacquelin angeführt wurde. Der Franzose zog im Anschluss das Tempo enorm an und riss bis zum zweiten Liegendschießen eine erste Lücke.
Noch bevor die Konkurrenz überhaupt den ersten Schuss abgesetzt hatte, war Jacquelin bereits wieder weg. Dahinter wurden reichlich Fehler geschossen. Neben Strelow musste auch Bö erneut in die Strafrunde - 50 Sekunden betrug sein Rückstand damit schon auf die Spitze. Nawrath hatte sich dagegen erneut schadlos gehalten und ging als Vierter zurück auf die Strecke. Auch Tarjei Bö blieb fehlerfrei, konnte - nach wie vor gesundheitlich angeschlagen - läuferisch aber nicht vorne mithalten.
Bö patzt zu oft - Nawrath fällt zurück
Sein jüngerer Bruder konnte dagegen erneut Sekunde um Sekunde gutmachen - und musste nun am Schießstand auf Fehler der Konkurrenten hoffen. Die taten ihm den Gefallen, neben Jacquelin und dem Schweden Samuelsson kassierte auch Nawrath die ersten beiden Strafrunden. Und Bö? Der konnte das erneut nicht ausnutzen und musste ebenfalls 150 Extrameter kreiseln. Stattdessen setzten sich mit Isak Frey und Strömsheim zwei andere Norweger an die Spitze - dicht gefolgt von Quentin Fillon Maillet und Samuelsson.
Bis zum finalen Stehendanschlag waren die beiden Verfolger vorbeigezogen. Auch Laegreid und Perrot mischten im Kampf um den Tagessieg noch kräftig mit - und trafen wie Samuelsson und Strömsheim alle fünf Scheiben. Bö setzte den letzten Schuss seiner Laufbahn daneben und beraubte sich damit auch der letzten Chancen auf den Sieg. Den schnappte sich letztlich Samuelsson mit einer starken Schlussrunde.