
Wintersport Diese Wintersportler beenden ihre Karriere
Wintersport-Rücktritte in einer Saison vor den Olympischen Spielen sind ungewöhnlich. Zu groß ist der Anreiz, es doch noch einmal zu Olympia zu schaffen. Ein paar Wintersportler haben ihre Karriere dennoch im Frühjahr 2025 beendet.
Markus Eisenbichler: Höhen, Tiefen - und Tschüss
Am Ende flossen dann doch noch die Tränen - und der Champagner: Nach 20 Jahren im DSV-Kader hat Markus Eisenbichler seine erfolgreiche Karriere beendet. Zum großen Finale beim Skifliegen in Planica flog "Eisei" mit dem Team nochmal auf Rang zwei. Und musste danach und mit stockender Stimme zugeben: "Ich muss gerade mit mir kämpfen."
Mit sechs WM-Titeln ist der 33-Jährige bis heute Rekord-Weltmeister in der deutschen Skisprung-Geschichte. Jahrelang gehörte "Eisei" zur Weltspitze. Bei den Olympischen Winterspielen 2022 gewann er Bronze im Mannschaftswettbewerb. "Skispringen war mein Leben – mit Höhen und Tiefen, mit Emotionen, die kaum in Worte zu fassen sind", so verabschiedete sich der Charakterkopf, der wegen seiner Sprüche und seiner klaren Sprache von den Fans geliebt wurde, und dessen Eigensinn manchen Trainer verzweifeln ließ.

Markus Eisenbichler
Zuletzt geriet die Karriere von Eisenbichler aber immer wieder ins Stocken. Zeitweise wurde er aus dem Weltcup-Kader gestrichen, versuchte sich aber immer wieder zurückzukämpfen. Auch die Nordische-Ski-WM verpasste er. Trotzdem bleibt Eisenbichler einer der erfolgreichsten Skispringer der DSV-Historie.
Stephan Leyhe: Tournee-Dritter 2019 hört auf
Auch für ihn ist nach dieser Saison Schluss: Stephan Leyhe beendet mit 33 Jahren seine Skisprung-Karriere. "Es gab sehr viele schöne Momente in meiner Karriere, an die ich mich immer gern zurückerinnern werde", sagt der Hesse. Zehnmal nahm er an der Vierschanzentournee teil, wurde 2019 Dritter der Gesamtwertung, bei Olympischen Winterspielen holte er Bronze und Silber im Team. Seinen einzigen Weltcupsieg feierte er in seiner Heimat: am Mühlenkopf in Willingen. Dorthin will er nun auch wieder zurückkehren.
Johannes Thingnes Bö und Tarjei Bö - Familie statt Olympia
Ein paar Rekorde von Ausnahme-Biathlet Ole Einar Björndalen wird Johannes Thingnes Bö nicht mehr knacken können - die 94 Weltcup-Einzelsiege, die 199 Weltcup-Podestplätze (mit Staffeln), die 13 Olympiamedaillen. Das Talent und die körperliche Fitness für diese Rekorde hätte Bö mit seinen 31 Jahren noch. Das stellte er beim letzten Weltcup dieses Winters in Oslo noch einmal unter Beweis, als er im Sprint seinen 80. Sieg holte. Und Björndalen war schon 43, als er sein letztes Einzel-Podest feierte. Aber Bö sind andere Dinge wichtiger. Dinge, die nicht mehr so viel mit Biathlon zu tun haben.
"Jetzt ist es an der Zeit, meine Familie in den Vordergrund zu stellen", sagte der Superstar der vergangenen Jahre bei einer Pressekonferenz im Januar in Ruhpolding unter Tränen. "In den letzten sechs Saisons habe ich Spitzensport und Familienleben unter einen Hut gebracht. Es war fantastisch, aber auch sehr herausfordernd", erläuterte Bö: "Ursprünglich hatte ich geplant, noch ein Jahr weiterzumachen, aber die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele verlangt mir und meinen Mitmenschen noch mehr ab."

Tarjei Bö und Johannes Thingnes Bö (r.) feiern.
Bei der WM in Lenzerheide hatte sich Bö mit seinen Titeln 21, 22 und 23 noch zum alleinigen Rekord-Weltmeister gekrönt. Mit sieben Olympiamedaillen und fünf Gesamt-Weltcupsiegen steht er ohnehin bereits dick im Biathlon-Geschichtsbuch. Nun wolle er mehr für die Familie da sein. Wie Johannes Thingnes erklärte auch Tarjei Bö seinen Rücktritt, ebenfalls aus familiären Gründen. Am letzten Weltcup-Wochenende in Oslo gab es für beide eine große Abschiedsparty. "Wir sind so glücklich, dass das Finale hier am Holmenkollen ist. Wir werden euch alle für den Rest unseres Leben nie vergessen. Ich werde diesen Tag nie vergessen", sagte der 36-jährige Tarjei Bö, 15-facher Weltcupsieger und 27-maliger WM-Medaillengewinner.
Nordische Kombination: Dominator Riiber geht

Jarl Magnus Riiber.
Auch Jarl Magnus Riiber hätte bei Olympia 2026 gute Chancen auf weitere Medaillen gehabt. Der Nordische Kombinierer dominierte ähnlich wie Johannes Thingnes Bö seine Sportart über viele Jahre, gewann den Gesamt-Weltcup fünfmal, feierte 85 Weltcupsiege und elf WM-Titel sowie Olympia-Silber 2022.
Mit 27 Jahren ist Riiber zudem noch jünger als Bö. Doch bei Riiber spielt die Gesundheit nicht mit: "Ich habe eine chronische Erkrankung, mit der ich den Rest meines Lebens leben muss", sagte der Norweger auf einer Pressekonferenz Ende Januar über seine Morbus-Crohn-Erkrankung. Den Traum vom ersten Olympia-Gold wird er sich nicht erfüllen: "Das ist mir jetzt nicht mehr wichtig. Dazu müsste ich jetzt noch mehr gesundheitliche Opfer bringen."
Nordische Kombi: Würth verabschiedet sich "stolz"

Svenja Würth
Aus dem deutschen Kombi-Team hat sich Svenja Würth verabschiedet. Die 31-Jährige begann als Skispringerin, wechselte dann zu den Kombiniererinnen und zog zum Karriereende ein ganz positives Fazit. Stolz sei sie. Stolz darauf, "dass ich in zwei Sportarten den deutschen Meistertitel holen konnte, dass ich in zwei verschiedenen Sportarten bei Weltmeisterschaften dabei war, und dass ich im Weltcup in zwei Sportarten Top-Ten-Ergebnisse geschafft habe."
Ihren größten Erfolg holte sie 2017, als sie im Skisprung-Mixed-Team mit Carina Voigt, Markus Eisenbichler und Andreas Wellinger in Lahti WM-Gold gewann. In der Nordischen Kombi schaffte sie es elfmal in die Top 10, ihre beste Platzierung war ein achter Platz beim Weltcup in Lillehammer 2023.
Eisschnelllauf: Pechstein beendet Rekord-Karriere

Audio: rbb24 Inforadio | 04.03.2025 | Holger Gerska
Deutlich mehr Erfolge als Würth kann Claudia Pechstein vorweisen: Die Eisschnellläuferin ist mehrfache Rekord-Athletin ihrer Sportart. Die mehrfache Olympiasiegerin, 42-WM-Medaillengewinnerin, 41-fache deutsche Meisterin und mit acht Teilnahmen deutsche Rekord-Olympiateilnehmerin beendete ihre Karriere Anfang März und im Alter von 53 Jahren. "Es reicht jetzt", sagte die Berlinerin auf ihrer Abschieds-Pressekonferenz.
Vorausgegangen war eine Einigung mit dem Eisschnelllauf-Weltverband ISU. Der Verband hatte Pechstein im Sommer 2009 wegen auffälliger Blutproben wegen Dopings gesperrt. Pechstein beteuerte ihre Unschuld und konnte eine seltene Blutkrankheit nachweisen, die für die auffälligen Blutwerte verantwortlich sind. Gegen die ISU führte sie jahrelang einen Kampf um Schadenersatz in Millionenhöhe. Bis Anfang März - Pechstein und der Verband einigten sich. Über die Summe der Einigung wurde nichts bekannt. "Ich habe immer gesagt, wenn alles vorbei ist, höre ich auf. Damit kann ich die Schlittschuhe jetzt an den Nagel hängen und höre auf", erklärte Pechstein.
Ski Alpin: Stefano Gross, Abgang mit Ansage
Den Allermeisten war wohl schon beim Nachtslalom in Schladming bewusst, dass die Karriere von Stefano Gross bald ihr Ende finden wird. Im Ziel ging der Italiener auf die Knie und küsste den Schnee. Mitte März verkündete er dann offiziell sein Karriereende. 17 Jahre lang war er ein Teil des Weltcup-Zirkus, zwölfmal stand er auf dem Podest, nahm an drei Olympischen Winterspielen teil.

Mit 38 Jahren beendet er jetzt seine Karriere. Leichtgefallen ist ihm der Abschied aber nicht. Es wird über Differenzen mit dem italienischen Verband spekuliert: "Ich hatte erwartet, dass ich nach so vielen Jahren im Team anders behandelt würde und es hat mir keinen Spaß mehr gemacht. All dies hat mich zu der Entscheidung bewogen, zurückzutreten und meine Karriere zu beenden." Was genau Gross mit seiner Aussage meint, ist nicht bekannt.