Wintersport | Rücktritte Wintersport - Diese Stars beenden ihre Karriere
Abschied von der großen Wintersport-Bühne: Mit Thomas Dreßen und Josef Ferstl treten zwei Große des alpinen Skisports ab. Auch die deutschen Biathleten verlieren ein Aushängeschild. Ein Überblick.
Benedikt Doll - "Energie in neue Projekte stecken"
Nach 27 Jahren Biathlon macht Benedikt Doll Schluss. Mit dem 33-Jährigen verabschiedet sich der letzte Biathlet eines Quartetts, das ein Jahrzehnt lang den Sport prägte, in den Ruhestand. In den vergangenen Jahren hatten sich bereits Arnd Peiffer, Simon Schempp und Erik Lesser in die Wintersport-Rente verabschiedet. Doll gewann bei Weltmeisterschaften sechs Medaillen - zum letzten Mal am 14. Februar 2024 in Nove Mesto. Er blicke auf eine erlebnisreiche Zeit zurück, merkte aber, dass er seine Energie in neue Projekte stecken und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen möchte.
Mona Brorsson - Drama 2019, Abschied 2024
Und auch zwei erfolgreiche schwedische Biathlon-Karrieren enden: Mona Brorsson und Peppe Femling stellen Ski und Gewehr weg. Brorsson schaffte es 23 Mal im Weltcup, bei Weltmeisterschaften und Olympia aufs Podest - darunter Olympia-Gold 2022 und –Silber 2018 mit der Staffel. In nachhaltiger Erinnerung dürfte die 33-Jährige den Biathlon-Fans aber vor allem wegen vier folgenschweren Strafrunden bleiben. Bei der Heim-WM 2019 in Östersund hatte die Skijägerin im Verfolgungsrennen die erste Einzelmedaille der Gastgeber vor Augen: Bis zum letzten Schießen. Ohne Schießfehler kam sie zum letzten Anschlag und traf dann vier Scheiben nicht. Mit den vier Strafrunden fiel sie vom Gold-Rang auf Platz sieben zurück. Was für ein Drama! Die Medaille sicherte sie sich dann aber in der Staffel – mit nur einem Nachlader gab es Silber. Vielleicht hatte Brorsson selbst auch die WM-Verfolgung von 2019 in Erinnerung, als sie zu ihrem Karriereende jetzt schrieb: "Auch, wenn ich vielleicht nicht alle meine Ziele erreicht habe, habe ich das Gefühl, dass ich durch diesen Sport so viel mehr gewonnen habe." Wie Brorsson feierte auch Femling seine größten Erfolge feierte mit der Staffel: Neunmal schaffte er es aufs Podest, wurde 2018 sogar Olympiasieger.
Biathlon-WM 2019: Brorsson schießt in der Verfolgung viermal daneben
Thomas Dreßen - Karriere voller Erfolge und Verletzungen
Sein Sieg auf der Streif in Kitzbühel machte Thomas Dreßen 2018 zur Skilegende. Sechs Jahre später beendete der Top-Abfahrer seine Karriere nach vielen Verletzungen an dem Ort seines größten Erfolgs. Dreßen war jahrelang Deutschlands bester Abfahrer, aber auch von Verletzungen geplagt. Mit der Hüfte und vor allem dem rechten Knie hatte er Probleme, musste immer wieder operiert werden. Vor dieser Saison startete der Skirennfahrer des SC Mittenwald motiviert, merkte aber bald, dass er der Spitze hinterherfährt und zog seine Konsequenz – Rücktritt. Er wolle in der Lage sein, mit seinen Kindern auch später noch Sport zu treiben, sagte er in einem emotionalen Interview zum Abschied.
Josef Ferstl - "Wenn der Kopf nicht mehr bereit ist..."
Wenige Tage nach Thomas Dreßen verabschiedete sich Josef "Pepi" Ferstl vom Weltcup-Zirkus, Der 35-Jährige feierte seinen größten Ski-Moment im Januar 2019, der er den Super-G auf der Streif gewann - 40 Jahre nachdem sein Vater Josef "Sepp" Ferstl an gleicher Stelle zum zweiten Mal Abfahrtssieger geworden war. In dieser Saison wollte der Oberbayer noch einmal angreifen, aber ähnlich wie bei Dreßen fehlte ein großes Stück zur Weltspitze. Bei seinen zehn Rennen schaffte es der Routinier nur zweimal unter die Top 30. "Wenn der Kopf nicht mehr bereit ist, volles Risiko zu gehen, ist es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen", sagte Ferstl nach seinem Rücktritt.
Andrea Filser - Schluss nach vielen Rückschlägen
Aus dem deutschen Alpin-Team verabschieden sich ein Jahr vor der WM in Saalbach neben Ferstl und Dreßen auch noch eine Skirennläuferin: Andrea Filser hört auf. Das erklärte die 31-Jährige kurz nach den Deutschen Meisterschaften am Montag, 25. März 2024. Seit 2012 war Filser in 57 Weltcup-Rennen am Start. Einmal schaffte sie es sogar im Weltcup aufs Podest: Im Team-Event im März 2021 in Lenzerheide wurde sie Zweite. Und auch eine WM-Medaille sammelte sie: Ebenfalls 2021 in Cortina d'Ampezzo gewann sie im Team-Parallel-Wettkampf Bronze. Insgesamt war die Karriere von Filser aber von vielen Verletzungen überschattet: Ein Unterschenkelbruch, ein Kreuzbandriss, Sprunggelenksverletzungen, ... - immer wieder musste sie zuschauen. Im zurückliegenden Winter beendete sie kein Weltcup-Rennen. Und daher sagt sie Adieu. Oder: "In der vergangenen Saison konnte ich trotz meines enormen Engagements im Rennen nicht an meine Leistungsgrenze gehen und somit meine persönlichen Ziele nicht erreichen."
Andrea Filser
Fabian Rießle - Karriereende im "Wohnzimmer"
Mit Fabian Rießle sagt ein prägendes Gesicht der Nordischen Kombination goodbye. In den 15 Jahren zwischen seinem ersten Start und seinem Karriereende gewann der gebürtige Freiburger neun Weltcuprennen im Einzel, Gold und Silber bei den Olympischen Spielen sowie drei Weltmeistertitel. Er war viele Jahre ein Erfolgsgarant, hatte aber in den vergangenen beiden Wintern auf der Schanze Probleme und verlor sogar seinen Startplatz im Weltcup. Sein Abschiedsrennen bestritt er in Schonach, dort wo einst alles begann. Das Leben nach der Karriere steht im Zeichen der Familie - Rießle ist dreifacher Familienvater. Langweilig wird es also ganz sicher nicht.
Juliana Suter - Klassenzimmer statt Rennpiste
Mit nur 25 Jahren beendet Skirennfahrerin Juliana Suter ihre Karriere. Die Schweizerin hatte 2019 bei der Junioren-WM Gold in der Abfahrt geholt und schaffte es im Weltcup insgesamt viermal unter die besten 20. Bereits vor drei Jahren hatte sie mit einem Abschied geliebäugelt, nachdem sie sich das Kreuzband gerissen hatte. "Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe und freue mich auf die Zukunft", kündigte Suter an, die im Sommer ihre Ausbildung als Lehrerin beenden wird.
Ragnhild Mowinckel - Sturzfestival sorgt für Umdenken
2018 fuhr die Norwegerin in Pyeongchang mit Olympia-Silber in der Abfahrt und im Riesenslalom ihre größten Erfolge ein. Sechs Jahre später verlässt die 31-Jährige die große Weltcup-Bühne. Mowinckel sieht sich an einem Punkt angekommen, "an dem ich nicht mehr geben kann". Ihre Entscheidung habe sie beim Sturzfestival im Januar in Cortina d'Ampezzo getroffen, wo sie in der Abfahrt ihren vierten und bislang letzten Weltcup-Sieg gefeiert hatte. Neben ihren Erfolgen bei Olympia gewann Mowinckel, Spitzname "Ragmow", zwei Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften: 2019 in der Kombination und 2023 im Riesenslalom.
Ragnhild Mowinckel verabschiedet sich in die "Rente".
Julian Schütter - der Klima-Aktivist geht mit 25
Ebenfalls nach Stürzen und Verletzungen entschied sich Skirennläufer Julian Schütter Ende Februar, seine Karriere mit nur 25 Jahren zu beenden. Wer ist Julian Schütter? Der Österreicher stand in nur elf Weltcuprennen am Start und fuhr dabei nur fünfmal in die Top 30. Dennoch sorgte Schütter, der als größten Erfolg einen dritten Platz im Super-G-Europacup 2022 für Schlagzeilen: Der Klima-Aktivist forderte den Weltverband in einem Brandbrief zu mehr Klimaschutz auf und bekam dafür die Unterstützung vieler Stars. "Mein Aktivismus ist nicht der Grund für meinen Rücktritt", erklärte Schütter im Februar. Nach einem Kreuzbandriss 2023 in Kitzbühel "habe ich gemerkt, dass mich dieser Sport nicht mehr so wie früher erfüllt". Er habe gemerkt, "wie sehr ich meine körperliche Gesundheit riskiere" und sich entschieden, "dass es mir das nicht mehr wert ist."
Julian Schütter hält den offenen Brief in den Händen
Peter Prevc - der Anführer der Prevc-Dynastie geht
Der erfolgreichste Skispringer Sloweniens verabschiedet sich: Nach 15 Jahren im Skisprung-Weltcup beginnt für den Slowenen nach dem Ende der Saison ein neues Kapitel. "Mein Herz sagte mir, dass ich eine neue Seite meines Lebens entdecken sollte." Unvergessen bleibt seine dominante Saison 2015/16, in der er mit einem Rekord von 15 Weltcup-Siegen den Gesamt-Weltcup, die Vierschanzentournee und die Skiflug-WM gewann. In seiner letzten Saison schaffte er es noch einmal in die Top 5 des Gesamt-Weltcups. Und am allerletzten Wochenende seiner Karriere gewann er sogar noch ein Skifliegen in seiner Heimat in Planica. Mit seinem Bruder Domen und seiner Schwester Nika bleibt die Prevc-Familie aber weiterhin im Skisprung-Zirkus vertreten.
Skispringer Peter Prevc macht Schluss
Maren Lundby - "Der Kopf hat genug"
Bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres verkündete die erfolgreichste norwegische Skispringerin aller Zeiten ihren Rücktritt. Die Skisprung-Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin dominierte über mehrere Jahre das Skispringen und wurde zwischen 2018 und 2020 drei Mal Gesamtweltcup-Siegerin. Bereits 2021/22 legte Lundby unter anderem wegen Gewichtsproblemen eine Weltcup-Pause ein. Nun fehlt ihr nach erneuter Formschwäche die Kraft, sich zurück in den Weltcup zu kämpfen. "Nach 16 Jahren in der Weltspitze sind die Freude und der Antrieb nicht mehr vollends da", sagte sie in ihrer Rücktrittserklärung.
Irene Schouten - "Möchte andere Dinge tun"
Die dreimalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin und neunmalige Weltmeisterin Irene Schouten aus den Niederlanden beendet zum Saisonende ihre Karriere. In einem Podcast des niederländischen TV-Senders "NOS" gab die 31-Jährige ihre Entscheidung bekannt. "Nach 15 Jahren Hochleistungssport möchte ich andere Dinge tun", sagte sie: "Ich habe alles gewonnen, was ich gewinnen wollte - nur die Elfstedentocht noch nicht." Die Elfstedentocht (Elfstädtetour) ist ein in den Niederlanden immens populäres Langstreckenrennen über knapp 200 km auf Natureis. Zuletzt fand das wetterabhängige Rennen 1997 statt.
Seriensiegerin: Irene Schoute
Anna Seidel - Aus Pause wird Rücktritt
Shorttrackerin Anna Seidel hat ihre Karriere beendet. Nach einer einjährigen Wettkampfpause kehre die Dresdnerin nicht wieder aufs Eis zurück, teilte ihr Management eine Woche vor ihrem 26. Geburtstag mit. "Ich bin unglaublich dankbar für alles, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Es war eine intensive, aber auch sehr schöne Zeit", sagte die zweifache EM-Zweite von 2021. Die dreimalige Olympia-Teilnehmerin werde ihren Lebensmittelpunkt in die USA verlegen, hieß es. Ihr Freund, Eishockey-Nationalspieler Moritz Seider, spielt in der nordamerikanischen Profi-Liga NHL für die Detroit Red Wings. "Jetzt freue ich mich auf alles Neue, was nun kommt", erklärte Seidel.
Anna Seidel