Eiskunstlauf Deutsche Paare wollen Medaille beim Grand-Prix-Finale
Der erste große Showdown der Eiskunstläufer steht an - das Grand-Prix-Finale in dieser Woche in Peking. Nur die jeweils sechs punktbesten Einzelläufer und Paare schaffen es in diesen erlesenen Kreis. Zum ersten Mal überhaupt haben sich drei deutsche Paare für dieses Finale der weltbesten Eiskunstläufer qualifiziert. Ein Duo musste aber absagen. Wir zeigen das Grand-Prix-Finale im Livestream.
Bis 2018 war es allein der späteren Paarlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko vorbehalten, erst mit ihrem Partner Robin Szolkowy und später mit Bruno Massot ein Grand-Prix-Finale zu erreichen. Mit Massot gewann Savchenko die Olympischen Spiele in Pyeongchang und noch heute ist diese legendäre Kür eines der meistgesehenen Videos in der ARD-Mediathek. Nach dem Hoch des Olympiasiegs und dem Ende der Karriere von Savchenko/Massot wurde aber auch das klaffende Leistungsloch im deutschen Eiskunstlauf sichtbar.
Anfang dieses Jahres waren es wieder einmal die deutschen Paarläufer, die als erstes eine Medaille gewannen. Annika Hocke und Robert Kunkel bekamen bei den Europameisterschaften Bronze für eine sehr wackelige Vorstellung, aber zumindest war es wieder einmal Edelmetall. Die Berliner qualifizierten sich auch für das Finale in dieser Woche in China, mussten aber am vergangenen Freitag bekannt geben, dass sie nicht antreten können, weil Robert Kunkel unter Rückenbeschwerden leidet.
Alle Augen auf Hase und Volodin
Alle Augen sind jetzt auf Minerva Hase und ihren neuen Partner Nikita Volodin gerichtet. Das neue deutsche Duo gewann in den vergangenen Wochen den Grand Prix in Finnland und zeigte sich mit gesteigerter Leistung in Bestform beim Sieg in Japan. Das Duo geht mit der zweitbesten Saisonpunktzahl in den Wettkampf in Chinas Hauptstadt Peking. Allerdings fing sich der gebürtige Russe Nikita Volodin auf der Rückreise aus Japan eine starke Erkältung ein, so dass die beiden in Berlin bis Montag zum Abflug nur zweimal sehr locker trainieren konnten.
"Peking ist wie verhext für mich"
Mit Ingwer-Zitronen-Tee und Hühnersuppe versuchte das Trainerteam den 24-Jährigen wieder rechtzeitig auf die Beine zu bringen, denn vom Trainings- und Wettkampfpensum der vergangenen Wochen reicht die Vorbereitung für das lukrative Finale. "Peking ist wie verhext für mich" erzählt Minerva Hase kurz vor dem Abflug nach China. "Schon wieder Peking, schon wieder mein Partner krank." Bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking erwischte es ihren Ex-Partner Nolan Seegert mit dem Corona-Virus und als erster deutscher Athlet musste er damals in zehntägige Quarantäne. Er wurde zwar rechtzeitig zum Wettkampf fit, brach aber dann entkräftet in der Kür ein und konnte Minerva kaum mehr halten.
Kein Wettkampf ohne Drama
Vor allem bei den Wettkämpfen in Finnland und Japan haben die beiden gezeigt, welches Potenzial in ihnen steckt. Erst seit anderthalb Jahren sind sie ein Paar auf dem Eis und erst seit sechs Monaten laufen sie kontinuierlich zusammen - und dennoch verlief kein Wettbewerb ohne Drama: "Bei der Lombardia Trophy hat Nikita seine Hose vergessen, beim Wettkampf in Oberstdorf ist vor dem Kurzprogramm sein Schnürsenkel gerissen, vor den Grand Prix bin zuerst ich umgeknickt und dann hat er sich verletzt und in Japan ist vor der Kür beim sechsminütigen Einlaufen seine Schnürsenkelöse gerissen. Ich hoffe, wir haben damit alle Störfaktoren in einer Saison abgearbeitet" fügt die 24-jährige Berlinerin lachend hinzu.
Aber all dies zeigt auch, aus welchem Holz die beiden geschnitzt sind. Sie lassen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Es ist beeindruckend, mit welcher Harmonie sie schon jetzt auf dem Eis laufen und die komplizierten Paarlaufelemente meistern.
Schlaflose Nächte und zweite Chance für Volodin
Als bekannt wurde, dass Minerva Hase einen Russen ausgewählt hat, um für Deutschland zu starten, gab es einige Mahner. "Es gab nicht wenige die zu mir gesagt haben: 'Bist du dir sicher das du dir diesen Stress antun willst?' Er ist Russe und als wir entschieden haben, zusammen zu laufen, war schon Krieg. Es war schwierig mit den Einreisen, Genehmigungen, Aufenthaltstiteln. Es war ein ganz schöner Kraftakt, das geregelt zu bekommen und hat mich viele Nerven gekostet. Ich hatte Momente, da dachte ich mir, es lohnt sich einfach nicht. Umso glücklicher bin ich zur Zeit, dass sich die schlaflosen Nächte ausgezahlt haben. Und auch für Nikita ist es eine zweite Chance, in seinem Leben sein Potenzial zu zeigen."
Wenn Volodin bis zum Wettkampf am Freitag hundertprozentig fit wird, wollen die beiden um den Sieg mitlaufen. Danach steht für den gebürtigen St. Petersburger aber auch Deutsch lernen auf der Tagesordnung, denn wenn es so weitergeht wie bisher, muss er schnellstmöglich die deutsche Nationalhymne lernen. "Nach der Siegerehrung in Japan kam er zu mir und meinte gleich, dass er jetzt schnell den Text lernen muss, damit er mitsingen kann."
Grimm/Savitskiy im Junioren-Eistanz-Wettbewerb
Das Besondere am Eiskunstlauf-Grand-Prix-Finale ist aber auch, dass die besten Junioren ihr Finale parallel in derselben Halle austragen. Dabei schafften es die jungen Oberstdorfer Eistänzer Darya Grimm und Michail Savitskiy zum zweiten Mal in Folge in das Finale der weltbesten Juniorenläufer. Vergangenes Jahr wurden die 17-Jährige und der 20-Jährige noch Fünfte. Diesmal gehören sie zum engeren Favoritenkreis.
Darya Grimm und Michail Savitskiy.
Andere Karriereplanung
Der gebürtige Hesse Savitskiy zeigt sich vor dem Abflug nach China selbstbewusst: "Wir wollen auf das Podium, aber jetzt gilt die volle Konzentration, unsere zwei Programm sauber zu laufen und dann entscheiden die Preisrichter." Wie Hase/Volodin im Paarlauf gewannen auch Grimm/Savitskiy ihre beiden Junioren-Grand-Prix-Wettbewerbe in Österreich und Polen souverän. Erst Ende 2019 wurden die in Wuppertal geborene Grimm und der in Offenbach geborene Savitskiy auf Anraten ihrer Mütter ein Eistanzpaar. Ihre Karriere als Einzelläufer war ins Stocken geraten und das erste Probetraining zeigte sofort, dass die beiden gut zusammenpassen.
Dabei sah die Karriereplanung anders aus: "Wenn ich das Einzel aufgebe, werde ich höchstens Paarläufer, aber nie gehe ich zum Eistanzen", dachte Savitskiy. Es kam wie so oft bei guten Erfolgsgeschichten anders als gewollt. Und wieder einmal hat sich gezeigt, dass man öfter auf die Mutter hören sollte.