Pius Paschke
interview

Vor der Nordischen Ski-WM Pius Paschke - "Ich habe einen klaren Plan für die WM"

Stand: 27.02.2025 05:00 Uhr

Skispringer Pius Paschke spricht im Wintersport-Podcast über die Nordische Ski-WM in Trondheim, seine turbulente Saison und seinen Plan, wieder in Topform zu kommen.

Sportschau: Die Nordische Ski-WM in Trondheim beginnt. Wie blicken Sie auf dieses Großereignis?

Pius Paschke: Ich freue mich sehr drauf. Wir haben im letzten Sommer dort einen coolen Lehrgang gemacht, die Schanze im Winter davor kennengelernt. Da hat es mir dort viel Spaß gemacht. Deshalb freue ich mich sehr auf die Schanze und auf die Stimmung. Ich glaube, es sind auch schon ein paar Wettkämpfe ausverkauft. Und ja, dann wird man sehen, wie es da oben läuft.

Sportschau: Was muss eine Schanze haben, damit sie für Sie Spaß macht?

Pius Paschke: Es ist schwer zu erklären. Meistens machen die Spaß, wo man gut springt. Mir ist es bei der Schanze in Trondheim, speziell bei der großen, im Sommer sehr gut gelungen, ins Fliegen zu kommen. Es ist eine moderne Schanze, aber cool vom Profil her. Die Flugkurve ist etwas flacher. Es ist auch ein bisschen windanfällig, das ist aber bei den neuen Schanzen generell so.

Es ist schwer zu sagen, was es genau ausmacht. Normalerweise machen mir ältere Schanzen mehr Spaß, das ist aber eine von den neuen, die ich ziemlich cool finde.

Sportschau: Was haben Sie sich für die Wettkämpfe vorgenommen? Fährt man nach den jüngsten Ergebnissen mit Zweifeln hin?

Pius Paschke: Als große Favoriten fahren wir nicht hin. Das ist klar. Es gibt aber nichts zum Zweifeln, wenn man zweifelt, hat man schon bei der Anreise verloren. Grundsätzlich ist es so bei einer WM: Ob man jetzt Vierter oder Achter oder 23. wird, ist am Ende relativ egal. Es geht am Schluss um eine Medaille. Von daher können wir relativ frei drauf losspringen, wenn man jetzt nicht gerade Medaillen-Favorit ist.

Paschke: "War Anfang dieses Winters im Flow"

Sportschau: Sie sind super in die Saison gestartet, haben Siege gefeiert und waren Gesamtweltcupführender. Hatten Sie das im Gefühl, dass Sie so einen Sprung machen würden?

Pius Paschke: Ich würde schon sagen, dass ich im Herbst gemerkt habe, dass ich viele Sprünge auf einem hohen Niveau hatte. Ich habe mich ich den Bereichen weiterentwickelt, in denen ich es mir vorgenommen habe. Dass es dann Anfang des Winters so reicht, das habe ich mir nicht gedacht.

Man weiß ja nie, wie die anderen springen. Im Winter davor hatte ich auch einen guten Start, bin gleich Zweiter in Ruka geworden. Da ist aber der Stefan Kraft überragend Ski gesprungen. Das sind Sachen, die weiß man vorher nicht. Anfang dieses Winters war ich dann in einem Flow, wusste genau, was ich zu tun habe. Das kommt dann mit den guten Wettkampfsprüngen.

Pius Paschke jubelt über seinen Sieg in Wisla

Pius Paschke jubelt über seinen Sieg in Wisla

Sportschau: An welchen Stellschrauben haben Sie gedreht? Hat Ihnen die Familie besonders geholfen? Die Arbeit mit Ihrem Mentalcoach?

Pius Paschke: In jungen Jahren war der Sport bei mir omnipräsent. Mit Kindern ist es jetzt schon anders, weil sich die Aufmerksamkeit daheim verschiebt. Ich habe mich oft schwergetan, abzuschalten. Das ist jetzt viel leichter, weil ich durch die Familie den Ausgleich habe.

Das Thema mit der sportpsychologischen Betreuung - das mache ich jetzt schon seit 10 Jahren, immer mit der gleichen Person. Das war ein ständiger Prozess, hat sich auch entwickelt. Da bin ich über die Jahre einfach ein bisschen besser geworden.

Sportschau: Wie war der plötzliche Hype für Sie, war das eine schwierige Umstellung?

Pius Paschke: Es war ungewohnt, aber okay. Speziell in der Phase, in der es gut gelaufen ist, ist es mir nicht so schwergefallen, das auch so anzunehmen. Ich glaube, ich habe es gut geschafft, den Fokus auf die wichtigen Sachen zu legen.

Wenn es dann aber schwieriger wird, wird natürlich auch das Mediale schwieriger. Das ist dann sicherlich eine Challenge mehr, die dazukommt. Die Jahre davor bin ich eher für mich gesprungen, die Aufmerksamkeit hat sich in Grenzen gehalten. Das war ein bisschen entspannter.

"Dachte, dass ich das besser im Griff habe"

Sportschau: Was war für Sie überraschender: Der Saisonstart oder dass es danach schwieriger wurde, an die guten Leistungen anzuknüpfen?

Pius Paschke: Beides ein bisschen. Dass ich so starte, hätte ich mir nicht gedacht. Die Tournee habe ich gar nicht als so schlecht empfunden. Ich bin sicherlich nicht mehr in diesem Flow gesprungen, umso mehr haben das aber die Österreicher gemacht. Die haben wirklich jeden Sprung auf höchstem Niveau performt. Da war es dann schwer, mitzuhalten.

Ich hätte dann in der Zeit danach gedacht, dass ich es besser im Griff habe, muss ich ganz ehrlich sagen. Dass mir das nicht mehr so passiert, dass im Januar meine Leistung so abfällt. Umso länger der Winter dauert, desto anstrengender wird es für mich in ein paar Bereichen. Da habe ich noch nicht herausgefunden, wie ich es am besten über vier Monate aufrechterhalte.

Pius Paschke zeigt sich enttäuscht

Nachdenklich: Pius Paschke

Sportschau: Haben Sie einen konkreten Plan, wie Sie sich aus dieser Phase herausziehen können?

Pius Paschke: Es ist ein stetiges Arbeiten. Es ist mühsam, es ist anstrengend, sich wieder nach oben zu arbeiten. Den Fokus richtig zu legen, das ist meine Challenge. Für die WM habe ich da einen klaren Plan. Ob das gelingt, wird man sehen.

Sportschau: Verraten Sie uns den Plan?

Pius Paschke: Im Endeffekt geht es darum, den Fokus wie Anfang des Winters wieder richtig zu legen. Rein technisch habe ich immer wieder Schwierigkeiten, meine Anlauf-Hocke zu finden. Das war die letzten Wochen nicht ganz so gut. Es ist schwierig, es entstehen dann kleine Probleme, und die werden dann größer. Und da habe ich dann gemerkt: Die Aufmerksamkeit lag nicht auf den wichtigen Punkten.

"Man muss sich als Team zusammensetzen"

Sportschau: Wie beobachtest du die Situation um Trainer Stefan Horngacher, der in die Kritik geraten ist?

Pius Paschke: Tatsächlich habe ich die Diskussion gar nicht so mitbekommen, nur am Rande. Grundsätzlich lese ich wenig, was geschrieben wird. Für mich stellt sich die Frage aktuell auch nicht. Man muss sich generell als Team zusammensetzen und sich fragen, warum das so passiert, warum wir das nicht geschafft haben über die ganze Saison.

Uns fehlen im Team immer noch ein paar Sachen, damit wir den Winter komplett durchziehen. Da muss man sich schon hinsetzen und genau analysieren, woran es liegt. Da müssen sich die Sportler, einschließlich mir, an die eigene Nase packen und erstmal schauen: Was kann ich wirklich besser machen? Erst dann kann man irgendwie eine andere Diskussion führen.

Das gesamte Interview mit Pius Paschke mit Themen wie zu viel Emotionalität, Einrad-Fahren und verrückte Skisprung-Aktionen im Training gibt es in der kompletten Podcast-Folge.