Horst Hüttel, DSV-Sportdirektor

Nordische Ski-WM Skisprung-Misere - Hüttel kündigt Aufarbeitung an

Stand: 26.02.2025 13:35 Uhr

Die deutschen Skispringer reisen nur als Außenseiter zu den Titelkämpfen in Trondheim. Unabhängig von den Ergebnissen kündigt DSV-Sportdirektor Horst Hüttel eine gründliche Aufarbeitung der Saison an.

Außenseiter statt Favorit: Die deutschen Skispringer reisen mit einem schweren Rucksack zur Nordischen Ski-WM in Trondheim. Nach dem vielversprechenden Saisonstart befinden sich die DSV-Adler seit Wochen im Sinkflug, die Konkurrenz ist vor den Titelkämpfen in Norwegen weit enteilt.

Die Leistungsdelle sorgt auch beim Deutschen Skiverband (DSV) für Sorgenfalten. Sportdirektor Horst Hüttel hat nun für das Frühjahr eine gründliche Analyse angekündigt. "Wir müssen definitiv ein paar Sachen auf den Prüfstand stellen, wie wir eine Saison planen", sagte Hüttel. Schon in der Saison 2023/24 war den DSV-Adlern nach gutem Start in der zweiten Saisonhälfte die Luft ausgegangen. "Das gibt mir natürlich zu denken. Das werden wir nach dem letzten Weltcup in Planica aufarbeiten", sagte Hüttel.

Paschke: "Es gibt nichts zum Zweifeln"

Vor allem das andauernde Formtief von Pius Paschke gibt zu bedenken. War er zu Saisonbeginn mit fünf Siegen noch der dominierende Skispringer im Weltcup, wartet der 34-jährige Routinier mittlerweile seit Anfang Januar auf einen Top-Ten-Platz. "Als große Favoriten fahren wir nicht hin. Das ist klar", sagte Pasche im Sportschau-Podcast. "Es gibt aber nichts zum Zweifeln, wenn man zweifelt, hat man schon bei der Anreise verloren."

Es bleibe für ihn "ein stetiges Arbeiten." Für die WM habe er aber einen klaren Plan im Kopf. "Im Endeffekt geht es darum, den Fokus wie Anfang des Winters wieder richtig zu legen", erklärte Paschke. "Rein technisch habe ich immer wieder Schwierigkeiten, meine Anlauf-Hocke zu finden. Das war die letzten Wochen nicht ganz so gut. Es ist schwierig, es entstehen dann kleine Probleme, und die werden dann größer."

Hüttel fordert "Nehmerqualitäten"

Doch auch Andreas Wellinger, vergangenen Winter noch zuverlässiger Podestkandidat, und Karl Geiger konnten die erhoffte Trendwende vor der WM nicht einleiten. Seit 15 Wettkämpfen warten die deutschen Skispringer auf einen Podestplatz.

Auch deshalb vermutet Hüttel das Problem eher im individuellen Bereich, auch wenn zuletzt die gesamte Mannschaft betroffen war. "Natürlich ist die Gefahr da, dass der eine den anderen mitzieht", sagte er: "Aber wir haben das schon nach der letzten Saison besprochen, da hat sich jeder an die eigene Nase gegriffen. Ich sehe das im individuellen Bereich, dass das passiert ist." Für die anstehende WM hat Hüttel die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. "Wir brauchen wie ein Boxer Nehmerqualitäten. Wir glauben an das Positive - ansonsten könnten wir es sein lassen", sagte er.

Die Vergangenheit macht Hoffnung

Mut mache ihm der Blick in die Vergangenheit unter Bundestrainer Stefan Horngacher: "Steff ist das schon öfter gelungen. Vor den Weltmeisterschaften in Oberstdorf und Planica war das ähnlich, da waren wir weit weg von der Form - und dann ist es über den Beginn auf der Normalschanze gelungen. Darauf hoffe ich. Das ist immer ein bisschen unser Metier gewesen."

Nichtsdestotrotz ist Horngacher abermals in die Kritik geraten. Die Trainerfrage stellt sich für Paschke aktuell aber nicht. "Man muss sich generell als Team zusammensetzen und sich fragen, warum das so passiert, warum wir das nicht geschafft haben über die ganze Saison." Zudem müssen sich die Sportler "an die eigene Nase packen und erstmal schauen: Was kann ich wirklich besser machen?"

Erste Wettkampf am Sonntag

Besser machen können es Paschke und Co. schon am Sonntag, wenn für die Männer die erste Entscheidung auf der Normalschanze ansteht. Wellinger hatte vor zwei Jahren in Planica Silber gewonnen, Geiger sprang zu Bronze. Im Mixed-Team hatten sich das Duo im Anschluss sogar Gold gesichert.