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Skispringen | WM Skisprung-Frauen greifen nach Medaillen, Männer hoffen
Die Ausgangssituation der Skispringerinnen und Skispringer könnte bei der Nordischen Ski-WM kaum unterschiedlicher sein. Bei den Frauen gibt es viele Medaillenhoffnungen, die Männer setzen auf das Team.
Gelb war die dominierende Farbe der deutschen Skispringerinnen und Skispringer im ersten Drittel der Saison. Katharina Schmid und Pius Paschke flogen scheinbar mühelos von einem Sieg zum nächsten. Sie dominierten den Gesamtweltcup, ließen die anderen Athleten verdutzt zurück. Ende Februar sind diese Bilder allerdings stark verblasst, wirken wie aus einer anderen Zeit - vor allem bei Pius Paschke. Nach fünf Saisonsiegen zum Auftakt, wartet er seit Anfang Januar auf eine Top-Ten-Platzierung.
Ausgerechnet zum ersten Saisonhighlight der Vierschanzentournee, drehte der Wind. Paschke verlor seinen Schwung und Österreich begann den Weltcup-Winter zu dominieren. Auch vor der Nordischen Ski-WM führen drei Österreicher das Gesamtklassement an: Daniel Tschofenig vor Jan Hörl und Stefan Kraft. Und Pius Paschke? Der verpasste beim der WM-Generalprobe in Sapporo als 31. sogar den zweiten Durchgang. "Mein Saisonstart war natürlich ein Wahnsinn. Das war schon cool, was da in den ersten Wochen passiert ist. Schade, dass es mir nicht gelungen ist, das aufrecht zu erhalten. Aber so ist die Situation jetzt", erklärte Paschke vor dem WM-Start.
Die Titelkämpfe in Trondheim kann der 34-Jährige, anders als die Tournee, nun ohne große Erwartungshaltung absolvieren. Nach den letzten Ergebnissen kann er eigentlich nur positiv überraschen.
Favoriten sind die anderen
Ähnliches gilt für die weiteren DSV-Adler Karl Geiger, Philipp Raimund, Andreas Wellinger und Stephan Leyhe. Geiger sprang diesen Winter erst einmal auf das Siegerpodest, zuletzt verfehlte er die Top Ten mehrmals deutlich. Nach den letzten intensiven Trainingseinheiten in seiner Heimat Oberstdorf geht der 32-Jährige trotzdem optimistisch in die WM: "Wir haben in Oberstdorf nochmal ordentlich trainiert. Wir werden alles dafür tun, dass wir um die vorderen Plätze mitkämpfen können. Der Blick ist nach vorne gerichtet. Wir wissen, dass wir das Potenzial haben."
Philipp Raimund schaffte es nicht ein einziges in diesem Winter unter die besten Zehn im Weltcup. Gleiches gilt für Stephan Leyhe. Immerhin einen leichten Aufwärtstrend gab es bei Andreas Wellinger. In Japan gelang ihm wieder der Sprung unter die Top Ten. Bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Planica gewann Wellinger Silber. Das erscheint aufgrund der letzten Ergebnisse unwahrscheinlich, aber für den 29-Jährigen ist klar: "Bei einer WM zählen die ersten drei Plätze, die Medaillen. Deswegen gibt es ein Ziel: Vollgas geben!"
Die besten Medaillenchancen haben die DSV-Adler wohl gemeinsam. Bis auf einen Wettbewerb standen die Skispringer in diesem Winter im Team immer auf dem Podest. Noch besser sind die Aussichten im Mixed-Wettbewerb, denn Katharina Schmid fliegt zwar nicht mehr in Gelb, aber doch deutlich stabiler als Pius Paschke. Zudem trumpften ihre Teamkolleginnen zuletzt stark auf.
Drei DSV-Skispringerinnen mit Podestchancen
Vier Siege gelangen Schmid zum Saisonbeginn, dreimal stand sie außerdem auf dem Podest. Der letzte Podiumsplatz ist nun allerdings schon fast zwei Monate her. "So gut wie dieses Jahr bin ich noch nie in die Saison gestartet. Aktuell tue ich mich aber schwer, diese Leichtigkeit wieder zu finden. Zuletzt habe ich wieder ein besseres Gefühl bekommen. Natürlich fehlen das Selbstvertrauen und die Leichtigkeit etwas, aber ich freue mich trotzdem auf die WM", erklärte Schmid.
Zuletzt sprang die Weltmeisterin von 2023 konstant in die Top Ten und mit ihren vier WM-Medaillen aus Planica im Rücken gibt sich die 28-Jährige selbstbewusst: "Ich werde mit dem Trikot als Weltmeisterin von 2023 aufschlagen. Ich weiß, wenn alles zusammenläuft und ich einen guten Tag erwische, dann kann ich auch um die Medaillen mitkämpfen. Ich mag die Schanzen in Trondheim sehr gerne." Und die Allgäuerin kann Großereignisse, war stets auf den Punkt fit und konnte so bereits elf Medaillen bei Großevents sammeln.
Freitag und Reisch in Topform
Vielleicht hilft Schmid auch die Tatsache, dass sie nicht alleine im Rampenlicht steht, die Erwartungslast nicht alleine stemmen muss. Denn Selina Freitag hat sich aufgrund ihrer letzten Ergebnisse im Weltcup in eine fast größere Favoritenrolle gesprungen. In den vergangenen fünf Weltcups stand sie fünf Mal auf dem Podest, musste sich nur der Überfliegerin aus Slowenien, Nika Prevc, geschlagen geben.
Und einmal auch ihrer eigenen Teamkollegin Agnes Reisch. Die 25-Jährige drängt immer mehr Richtung Weltspitze. Insgesamt sechs Mal war sie diese Saison bereits unter den Top Fünf zu finden und darf nun erstmals WM-Luft schnuppern: "Ich freue mich auf meine erste WM. Es werden viele neue Eindrücke für mich sein. Ich hoffe, ich kann sie gut verarbeiten, kann gut Skispringen und Spaß haben."
In Planica nahmen die DSV-Starter insgesamt sechs Medaillen mit nach Hause. Das dürfte bei den sieben Chancen auf Edelmetall in Trondheim dieses Jahr schwer zu toppen sein. Es sei denn, die Männer finden püntklich zum Saisonhöhepunkt wieder in die Spur.