Skispringen Katharina Schmid - mit neuem Mindset in die Geschichtsbücher
So stabil wie in diesem Winter war Katharina Schmid noch nie. Was sind die Gründe für den starken Start der Skisprung-Weltcupspitzenreiterin? Der neue Bundestrainer und ein neues Mindset dürften eine große Rolle spielen.
Diese Dominanz im Skispringen gab es lange nicht: Ziemlich genau sieben Jahre ist es her, dass der Skisprung-Weltcup gleichzeitig von einem deutschen Springer und einer deutschen Springerin angeführt wurden. Kurz vor Weihnachten 2017 trugen Richard Freitag und Katharina Althaus das Gelbe Trikot. Althaus heißt mittlerweile zwar Schmid, aber auch in diesem Jahr verkörpert sie den deutschen Skisprung-Aufschwung. Kurz vor Weihnachten 2024 strahlt Schmid ebenso wie Pius Paschke bei den Männern in Gelb.
Schmid: "Es hat richtig Spaß gemacht"
Fünf Springen ist die neue Skisprung-Saison der Frauen noch jung. Die 28-Jährige Schmid stand in allen Springen auf dem Podest. Vier Mal gewann die Oberstdorferin bereits, zuletzt beide Springen auf der Olympia-Schanze von Zhangjiakou in China. "Es hat richtig Spaß gemacht, ich bin richtig happy", freute sich die Deutsche. "Zehn Tage China waren sehr erfolgreich, haben aber auch Energie gekostet."
Energie, die Schmid in dieser Saison so gut auf die Schanzen übertragen kann wie lange nicht. Schmid erlebt gerade die stabilste Zeit ihrer Karriere, so einen Erfolgslauf mit vier Siegen in fünf Springen in Serie hatte die Bayerin selbst 2017/2018 nicht. Im Gesamt-Weltcup führt sie mit 380 Punkten bereits deutlich vor Vorjahressiegerin Nika Prevc aus Slowenien (229).
Kuttin: "Eine Bombenleistung"
"Katharina Schmid hat wirklich eine Bombenleistung gebracht, sie ist in Form", lobte der neue Bundestrainer Heinz Kuttin die Leistung seiner Vorzeigesportlerin zum Finale des Weltcups in Zhanjiakou am Sonntag (15.12.2024) als wegen schwieriger werdenden Verhältnissen viele Springerinnen Probleme bekamen. Nicht so Schmid. "Die Sprünge sind schwerer geworden, diese wechselnden Windverhältnisse. Das geht nicht spurlos vorüber. Aber dennoch kann sie Wettkämpfe gewinnen. Das ist für unser Team extrem erfreulich."
20 Monate ohne Sieg
Extrem erfreulich ist auch die Leistungsexplosion der zweifachen Olympia-Silbermedaillengewinnerin. Beim Saisonauftakt in Lillehammer beendete Schmid eine lange Durststrecke. Lange 20 Monate hatte die siebenfache Weltmeisterin keinen Sieg mehr geholt.
Schmid über Kuttin: "Hat die Ruhe weg"
Die Gründe für den Höhenflug der Oberallgäuerin? Zum einen scheint Schmid vom Trainerwechsel im Frauen-Team zu profitieren. Seit diesem Jahr ist der Österreicher Heinz Kuttin deutscher Frauen-Bundestrainer: "Man merkt bei Heinz, dass er viel Erfahrung mit ins Team bringt. Er hat die Ruhe weg und strahlt das auch aus. Es läuft richtig gut", sagte Schmid bereits zum Finale des Sommer-Grand-Prix im Oktober in Klingenthal.
Schmid: "Wohin soll die Reise gehen?"
Außerdem hat zehnfache Weltcupsiegerin selbst etwas geändert: "Ich habe im Sommer richtig Vollgas gegeben und das zahlt sich jetzt aus", sagte Schmid im MDR. Im Gegensatz zum Vorjahr habe sie sich im Training richtig reingelegt. Neben körperlichem Training sei es dabei ums "Mindset" gegangen: "Ich habe mich gefragt, wohin die Reise gehen soll. Und dann habe ich versucht, meinen Sprung und meinen Rhythmus zu finden."
Hannawald: "Sprung funktioniert flächendeckend"
Und den hat die 16-fache WM-Medaillengewinnerin offenbar gefunden. Das lobt auch Sportschau-Experte Sven Hannawald. Nach drei Lillehammer-Tagen mit dreimal veränderten Bedingungen konstatierte der frühere Vierschanzentournee-Sieger: "Der Sprung funktioniert flächendeckend. Das ist wichtig für die gesamte Saison."
In dieser stehen zwar nicht wie 2017/2018 die Olympischen Spiele an. Dafür eine Weltmeisterschaft in Trondheim als Saisonhöhepunkt. Und vielleicht beenden mit Schmid und Paschke ja auch zwei deutsche Sportler den Weltcup als Gesamtsieger. Das gab es in der Geschichte tatsächlich noch nie.