Skispringen in Lillehammer Drei Siege zum Auftakt - deutsches Skisprung-Team dominiert
Das war ein Saisonstart nach Maß. Das deutsche Skisprung-Team hat sich beim ersten Weltcup in Lillehammer in einer starken Frühform präsentiert und drei von fünf Wettbewerben gewonnen. Dazu gab es weitere Topplatzierungen und zur Belohnung zwei Gelbe Trikots.
Sieg im Mixed, Sieg im Einzel der Männer und im Einzel der Frauen, dazu vier weitere Podestplätze. Die Laune im deutschen Skisprung ist nach dem ersten Wochenende des Winters prächtig. Dass eine Nation bei den Männern und Frauen zum Auftakt so abräumt, ist keine Selbstverständlichkeit, auch weil die beiden Weltcups erst zum vierten Mal nach 2012, 2021 und 2022 am selben Ort in die Saison starten.
Die Ergebnisse des Wochenendes seien "ein Traum", erklärte der neue Frauen-Bundestrainer Heinz Kuttin nach dem Sieg von Katharina Althaus am frühen Sonntagnachmittag. Und er fügte hinzu: "Das macht uns sehr, sehr stolz und gibt unseren Athletinnen viel Selbstvertrauen für die Zukunft." Dabei hob der 53-Jährige, der im Vorfeld des Weltcups schon mit einem Podestplatz zufrieden gewesen wäre, vor allem die Leistungen am Sonntag hervor: "Heute waren es irrsinnig schwierige Verhältnisse. Trotzdem sind wir im Gesamten noch einmal stärker gewesen. Das bestätigt uns sehr in unserer Basisarbeit, die wir im Sommer und Herbst gemacht haben."
Schmid schnappt sich das Gelbe Trikot
Zwei Siege und ein zweiter Platz lautet die persönliche Ausbeute von Katharina Schmid im Süden Norwegens. So richtig in Worte fassen konnte sie das Erlebte noch nicht: "Das ist der Wahnsinn. Was für ein Wochenende, das kann sich auf jeden Fall sehen lassen", fasste sie es kurz und prägnant zusammen.
Dass ihr die Olympiaschanzen von 1994 liegen, zeigt ein Blick in ihre persönliche Lillehammer-Bilanz. Sieben ihrer nun 16 Einzel-Weltcupsiege feierte sie auf dem Lysgårdsbakken. "Spaß haben und hart arbeiten", sei das Motto der Vorbereitung gewesen, die nun bereits früh Früchte trägt. Als Gesamtführende reist sie ins Reich der Mitte, wo es in drei Wochen auf der Olympiaschanze von 2022 weitergeht.
Freitag verpasst ersten Sieg denkbar knapp
"Einfach sprachlos" mit "Pippi in den Augen" war Selina Freitag nach ihrem zweiten Platz zum Abschluss der Wettbewerbe in Lillehammer. Nach einer Saison zum Vergessen mit nur vier Top-10-Plätzen konnte man nun wieder ein breites Grinsen in ihrem Gesicht erkennen. Drei Wettkämpfe und drei Teilnahmen an der Siegerehrung können sich sehen lassen. "Es ist einfach alles aufgegangen", sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
Dabei verpasste sie am Sonntag ihren ersten Weltcup-Einzelerfolg nur um 2,8 Punkte. Weil eben Teamkollegin Schmid den kleinen Ticken besser war und sie selbst noch nicht ihre besten Sprüngen gezeigt habe. Angesichts dieser Einschätzung scheint es nur eine Frage der Zeit, bis sie im Einzel mal ganz oben auf dem Podest steht.
Kuttin schärft die Sinne
Dennoch dürfe man jetzt nicht glauben, dass dies einfach so weitergeht, tritt der Bundestrainer auf die Euphoriebremse. "Wir wissen, dass die anderen noch stärker werden können", so Kuttin. Optimierungsmöglichkeiten gebe es bei seinem Frauen-Team etwa noch bei der Leistungsdichte: "Wir wollen noch etwas näher zusammenrücken." Dabei sollen die jüngeren Springerinnen von den erfahrenen profitieren. Außerdem seinen einige der Athletinnen nach ihren Verletzungen noch nicht wieder an ihrem Leistungsmaximum.
Und die Männer? Auch die hatten allen Grund zum Jubeln. Nachdem Andreas Wellinger und Pius Paschke zum Auftakt im Mixed mit Schmid und Freitag triumphierten, legte Paschke am Samstag nach und feierte seinen zweiten Weltcup-Erfolg im Einzel. Zur Belohnung gab es das Gelbe Trikot – noch nie war ein Gesamtführender im Weltcup so alt wie der 34-jährige Bayer.
Horngacher sieht Team auf gutem Weg
Und ähnlich wie Schmid wird auch Paschke das begehrte Leibchen mindestens noch ein weiteres Mal tragen dürfen, wenn es in einer Woche im finnischen Ruka weitergeht. An diese Schanze hat Paschke ebenfalls sehr gute Erinnerungen. Vor einem Jahr holte er dort den ersten Weltcup-Podestplatz seiner Karriere. Sein zweiter Platz am Sonntag reichte zur Verteidigung der Gesamtführung.
"Wir können zufrieden sein, speziell mit Pius Paschke. Er hat hier mal richtig abgeräumt", lobte Männer-Bundestrainer Stefan Horngacher seinen aktuellen Überflieger. Abseits von Paschke, Andreas Wellinger und Karl Geiger brauche der Rest der Mannschaft aber "noch ein bisschen". Man sei aber auf einem sehr guten Weg. Dennoch wolle man jetzt ruhig bleiben und einfach normal weiterarbeiten. Fest steht für Horngacher aber: "Das war ein gelungener Auftakt."