Franziska Preuß im Massenstart von Lernzerheide

Biathlon-WM "Einfach ein Gewürge" - Preuß verpasst weitere Medaille

Stand: 23.02.2025 14:50 Uhr

Franziska Preuß ist am letzten Tag der Biathlon-Weltmeisterschaft in Lenzerheide an ihrer fünften Medaille vorbeigelaufen. Nach einer fast fehlerfreien Vorstellung am Schießstand schwanden auf der letzten Runde die Kräfte. Gold im Massenstart sicherte sich die Schwedin Elvira Öberg.

Von Jonas Schlott

Preuß beendete das Rennen über 12,5 Kilometer am Sonntag (23.02.2025) nach einem Schießfehler auf Rang sieben. Hinter der neuen Weltmeisterin Öberg (2 Fehler) holte sich die Französin Oceane Michelon Silber (3/+ 9,4 Sekunden), Bronze ging ebenso überraschend an Maren Kirkeeide aus Norwegen (3/+ 16,5).

Preuß: "Es hat keinen Spaß gemacht"

Preuß hatte im Ziel 36,1 Sekunden Rückstand auf Öberg. Bis zum letzten Schießen hatte sie die Hand an der Medaille, ehe sie den einen entscheidenden Fehler schoss und im Anschluss auf der Strecke nicht mehr nachziehen konnte. "Es war extrem schwer. Der Ski hat geklebt, das hat so viel Muskeln gekostet", sagte Preuß hinterher im Sportschau-Interview.

Franziska Preuß - "Mir ging es körperlich nicht gut"

Sportschau Wintersport, 23.02.2025 09:20 Uhr

Ihr sei es auf den ersten Runden körperlich nicht gutgegangen, hinzu kamen Bauchschmerzen. "Es war einfach nur ein Kampf und hat gar keinen Spaß gemacht", haderte die 30-Jährige: "Mit einem Fehler hätte ich mich eigentlich weiter vorne gesehen. Heute haben einfach ein paar Stellschrauben nicht gepasst. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Es war einfach nur ein Gewürge."

Vier Medaillen - Preuß nimmt "viel Positives mit"

Dennoch kann Preuß auf eine herausragende WM zurückblicken. In der Verfolgung hatte sie die langersehnte Goldmedaille geholt. Zudem gab es Silber im Sprint und zweimal Bronze in der Mixed- und Single-Mixed-Staffel. "Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass ich mit vier Medaillen heimfahre, hätte ich das sofort genommen", sagte Preuß schon wieder lächelnd: "Es hat gut getan, dass man bewiesen hat, auch am Höhepunkt aufs Podium zu laufen. Ich nehme viel Positives mit."

Julia Tannheimer beendete ihre erste WM nach drei Fehlern auf einem guten 15. Platz (+ 1:20,8 Minuten). Selina Grotian und Sophia Schneider erlebten dagegen ein Schießdebakel und landeten nach je sechs Fehlern mit rund drei Minuten Rückstand auf den Plätzen 27 und 28. Noch bitterer lief es für die Schwedin Hanna Öberg, die nach neun Fehlschüssen als Letzte abgeschlagen ins Ziel kam - fast sechs Minuten hinter ihrer siegreichen Schwester.

Preuß legt vielversprechend los

Es werde "eine mentale Herausforderung, sich nochmal fünf Runden zu quälen", hatte Preuß bereits nach der verpassten Staffel-Medaille geahnt. Sechs Wettkämpfe steckten ihr bereits in den Knochen, dennoch wollte sie noch einmal ihre "Bestleistung" zeigen, um sich den Traum von der fünften WM-Medaille zu erfüllen.

Das gelang direkt beim ersten Schießen im Liegen. Während Preuß sich mit fünf Volltreffern gemeinsam mit der Schweizerin Lena Häcki-Groß an die Spitze setzte, mussten die mitfavorisierten Französinnen Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet früh zwei Strafrunden absolvieren. Auch Grotian und Tannheimer kamen nicht fehlerfrei durch, Schneider schoss gar drei Fahrkarten.

Gala am Schießstand - Probleme auf der Strecke

Auf der tiefen Strecke tat sich aber auch Preuß schwer und verlor bis zum zweiten Liegendanschlag einige Sekunden. Doch die Konkurrenz blieb am Schießstand erneut nicht fehlerfrei, Preuß wiederum spielte ihre ganze Klasse aus und ging mit rund zehn Sekunden Vorsprung erstmals in Führung. Grotian, Tannheimer und Schneider fielen nach den nächsten Fehlern dagegen weiter zurück.

Schon zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich allerdings ab, dass die Medaillen für Preuß an diesem Tag nur über ein perfektes Schießen gehen würden. Denn in der Loipe verlor sie abermals Sekunde um Sekunde, auch das Material unter ihren Füßen machte nicht den besten Eindruck. Am Schießstand blieb sie aber erst einmal eine Bank. Die Konkurrenz reihte im ersten Stehendanschlag Fehler an Fehler, Preuß blieb weiter ohne Fehl und Tadel und eroberte die Führung zurück.

Ein einziger Fehler bringt Preuß um die Medaille

Die Entscheidung sollte beim letzten Schießen fallen. Preuß kam fast zeitgleich mit Braisaz-Bouchet an. Die Französin schoss gleich drei Fehler, Preuß nur einen. Dennoch ging sie nur als Vierte zurück auf die Strecke, weil sich Öberg, Michelon und Kirkeeide keine Blöße gegeben hatten.

Die Schwedin Öberg zog im Anschluss früh davon Richtung Gold, Michelon konnte noch Kirkeeide abfangen. Preuß hatte dagegen keine Körner mehr und kam entkräftet auf Rang sieben ins Ziel.