Elias Keck vor vollen Rängen in Trondheim

Nordische Ski-WM Katharina Hennig läuft auch gegen die schreiende Wand

Stand: 03.03.2025 11:50 Uhr

Die Skispringer haben schon drei Medaillen gewonnen, auch die Kombinierer sind mit Edelmetall dekoriert. Fehlen nur die Langläufer. Die erste gute Chance gibt es am Dienstag (4. März 2025, 15.30 Uhr im Sportschau-Ticker).

Als die schwedische Titelverteidigerin Ebba Andersson der 36 Jahre alten Rückkehrerin Therese Johaug am Sonntag (2. März 2025) den Titel im Skiathlon vor der Nase wegschnappte, schaute Katharina Hennig entspannt zu. Die Olympiasiegerin und deutsche Medaillenhoffnung war nicht am Start. Kräfte schonen hieß das Motto der schnellen Frau aus dem Erzgebirge. Nach zahlreichen gesundheitlichen Problemen in dieser Saison muss die 28-Jährige das Pensum dosieren und dort an den Start gehen, wo die Medaillenchancen am größten sind.

Hennig kann Klassik-Zehner

Das Klassik-Rennen über zehn Kilometer am Dienstag gehört zweifelsfrei dazu, ist quasi Hennigs Schokoladendisziplin. "Im Klassik-Zehner hat sie aber immer die Chance, sich ganz vorne zu platzieren, auch wenn sie keine Topform hat. Deshalb liegt der Fokus ganz klar auf den 10 km und den Teamwettbewerben", machte Langlauf-Trainer Peter Schlickenrieder klar. Klassik-Ass Hennig war 2022 in Peking Olympiafünfte über diese Strecke geworden. Im Weltcup stand sie bei Klassik-Zehnern bereits fünfmal auf dem Podest. 

Allerdings ist die Verunsicherung bei Hennig nach den Krankheitsausfällen groß. Auch deshalb wollte Schlickenrieder die Erwartungen nicht zu hoch hängen. Angesichts der schwierigen Vorbereitung würde man sich "riesig über ein Top-Ten-Ergebnis freuen". Wenn alles glatt laufe, sei auch ein sechster Platz drin, so der Langlauf-Trainer im Sportschau-Interview.

Katherina Henning nachdem Massenstart in Oberhof 2024

Unfassbarer Langlauf-Hype

Auch wenn Hennig ein alter Langlauf-Hase ist, dürfte die Anspannung vor ihrem ersten Auftritt in Trondheim groß sein. Denn das, was in Trondheim abgeht, ist einzigartig. Die Stimmung ist vor allem beim Skilanglauf phänomenal. Wenn die Athleten ins Skistadion einfliegen, bebt die Tribüne und fühlt sich für die Sportler wie eine schreiende Wand an.

Über 200.000 Tickets wurden insgesamt schon für die Weltmeisterschaften verkauft. Nochmal so viele stehen mitten im Wald an der Strecke und feuern die Athleten an. Der Hype ist unglaublich. Die Norweger lassen sich auch vom Wetter - es regnet seit Tagen - nicht abschrecken. "Der Spruch: 'Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung' wird hier gelebt", lacht Schlickenrieder.

Norwegische Langläufer sind absolute Top-Stars und Schwerverdiener. "Die Sportarten haben einen Stellenwert, von dem wir in Deutschland nur träumen können. Das ist bei uns höchstens im Fußball der Fall", erklärte unlängst Biathlon-Sportdirektor Felix Bitterling.

"Friluftsliv" wird in der Schule unterrichtet

Die Norweger sind seit den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer Feuer und Flamme. Die Begeisterung für den Sport unter freiem Himmel reicht aber weiter zurück. Skilanglauf gehört zum Leben dazu. Fast jedes Kind läuft Ski, manche fahren mit den Brettern unter den Füßen zur Schule. Das Fach "Friluftsliv" - übersetzt "Leben im Freien"- ist fester Bestandteil der Klassen 1 bis 10 auf dem Lehrplan und soll das "sinnliche Erleben der freien Natur" fördern.

Norwegen ist das Mutterland des nordischen Skisports. Das demonstrieren die Athleten bei der WM bisher eindrucksvoll. Siebenmal Gold und insgesamt 15 Medaillen räumte Norwegen ab, Schweden folgt mit zwei Weltmeistertiteln auf dem zweiten Platz im Medaillenspiegel. Zu gern würde Hennig die Dominanz brechen und im Langlauf-Mekka ihre persönliche Erfolgsgeschichte schreiben. Dass sie das Potenzial dazu hat, hat sie mehrfach gezeigt, auch wenn die Oberwiesenthalerin einst nicht mit Ski unter den Füßen zur Schule gefahren ist.