Mit "Cheerleader" Geiger zum Showdown Wellinger will in Bischofshofen "voll angreifen"
Es kribbelt bei Andreas Wellinger vor dem Showdown in Bischofshofen. Der Skispringer kann zum Abschluss der Vierschanzentournee auf besondere Unterstützung hoffen.
Als über dem Bergisel schon die Sonne unterging und es dämmerte, strahlte Andreas Wellinger noch. Seine Tasche geschultert, hatte er auch ein breites Grinsen und eine große Portion Erleichterung im Gepäck. "Ich bin auf jeden Fall zufrieden", so Wellinger: "Es war echt ein schwieriger Wettkampf. Die Bedingungen waren - wie sie halt in Innsbruck sind." Speziell, hätte er auch sagen können. "Man darf halt kein Pech haben", brachte es der Österreicher Michael Hayböck beim Warten auf den Lift, der die Springer den Bergisel hochbringt, auf den Punkt.
Kein Pech ist in Innsbruck während der Vierschanzentournee bisweilen wichtiger als Glück. Schließlich ist Wellinger als Führender der Gesamtwertung nach Österreich gereist. An die Schanze, die der 28-Jährige eigentlich mag, die ihm eigentlich liegt. Eigentlich. Denn bei wechselnden Winden tat sich Wellinger schon in der Qualifikation schwer, der Druck für den Wettkampf am Mittwoch beinahe greifbar.
Wellinger zwischen Wertung und Windpunkten
In der Senke der Bergisel-Schanze flirrte die Luft bei strahlendem Sonnenschein schon am Mittag. Die österreichischen Fans hofften auf einen Überraschungscoup und damit einen Rest Tourneehoffnung von Stefan Kraft. All jene, die sich schwarz-rot-goldene Streifen ins Gesicht gemalt oder auf das Stirnband gestrickt und in der heimischen Garage Plakate für Wellinger gemalt hatten, jubelten immer dann, wenn der Springer vom SC Ruhpolding auf der Stadionleinwand zu sehen war.
Zu groß ist die Hoffnung auf den ersten deutschen Tourneesieger seit über 20 Jahren. Hoffnung, die auch das deutsche Team spürt. Auch in Innsbruck warteten Wellingers Teamkollegen im Auslauf auf ihn. "Ich habe ihm gesagt, dass das echt was wert ist", sagte etwa Karl Geiger, der sich schon vor dem Blick auf Wertungsmonitor und Windpunkte sicher war, dass Wellinger mit seiner Leistung weiter vorn mit dabei ist.
"Es ist nichts verloren"
Der wiederum riss die Augen auf, wirkte fast erstaunt, dass es beim Sieg des Österreichers Jan Hörl für Platz fünf reichte. "Ich habe die beiden besten Sprünge im Wettkampf gezeigt und bin echt zufrieden mit den beiden, die ich da runtergezimmert habe", sagte Wellinger. Zwei richtig starke Sprünge hat auch Ryōyū Kobayashi "runtergezimmert" und sich damit in der Gesamtwertung an Wellinger vorbeigeschoben. Aber: "Es ist nichts verloren und das haben wir schon anders am Bergisel erlebt", sagt Geiger.
Auch Wellingers Teamkollegen hatten in Innsbruck vor allem ihre Tourneehoffnung und die internationale Konkurrenz im Blick. Geiger drehte sich zwischen den Interviews immer wieder um und quittierte Kobayashis finalen Sprung mit einem anerkennenden Kopfnicken. "Das wird ein Showdown", sagte Geiger und hat schon versprochen, fast alles zu tun, um Wellinger zu unterstützen: "Wir werden Cheerleader sein." Und auch Teamkollege Philipp Raimund hätte da "richtig Bock drauf."
Das "Grande Finale" in Bischofshofen
Für das "Grande Finale", wie Wellinger es nennt, kribbelt es also schon beim deutschen Team. "Ich freue mich immer auf Bischofshofen", verrät Wellinger. Die Schanze? Liegt ihm. Der Plan? Steht: "Voll angreifen. Das ist die Devise und das, was ich mir vornehme. Und wie heute im Wettkampf meine besten Sprünge zeigen." Und dann hat Wellinger in der Dämmerung von Bischofshofen vielleicht mehr im Gepäck als nur ein Lächeln der Erleichterung.