
Langlauf Tüfteln im Truck - Wie ein Team für die perfekten Ski sorgt
Tüfteln, testen und präparieren: Das Technik-Team im Truck sorgt auch bei der Nordischen Ski-WM dafür, dass das Material stimmt. Ein Besuch zwischen Wachs und Wissenschaft.
Im Kampf um die Medaille macht manchmal nur ein Augenblick, eine Entscheidung - oder das Material den Unterschied. "Die besseren Ski", sagt Victoria Carl und ringt kurz nach dem Rennen um Luft, "haben den Schlussspurt entschieden." In dem setzte sich Carl gegen die finnische Konkurrentin durch und sicherte der deutschen Staffel damit Bronze: "Danke an die Techniker für das super Material." Es sind eben diese Momente, für die das Team hinter dem Team, all jene im großen Techniktruck - ein paar hundert Meter vom Granåsen-Stadion entfernt - arbeiten.
Tagelang hat es in Trondheim in Strömen geregnet, der Parkplatz, auf dem der Truck steht, ist inzwischen tief, der Boden matschig. Auch deshalb hat das deutsche Technik-Team sich und dem Material eine kleine Terrasse aus Holzlatten gebaut. Probleme lösen sie hier eben schon, bevor sie so richtig groß werden.
Zwischen Wachs und Wissenschaft
Warum das so wichtig ist, weiß Anne Winkler. Sie war früher selbst einmal Athletin und im Langlauf zu Hause. Sie weiß, was für das Team in der Loipe wichtig ist. "Ich glaube, dass ich davon noch sehr profitieren kann", sagt sie im Gespräch mit der Sportschau: "Ich weiß einfach, wie sich die Athleten fühlen, was sie brauchen - und vielleicht auch, was sie nicht mitbekommen sollen."
Es ist dieses Fingerspitzengefühl, was Winkler beim Wechsel vom Ski an den Ski geholfen hat. Nach ihrer Karriere als Sportlerin macht sie aktuell eine Ausbildung, für den Deutschen Ski-Verband (DSV) aber ist sie auch immer wieder im Truck unterwegs. Mit dabei ist dann auch Nell Vosshage - ebenfalls einst Athletin, für sie ist der Job im Wachs-Team der perfekte Ausgleich zum Medizinstudium. "Das Studium ist sehr theoretisch", sagt sie: "Und das mit dem Sport zu kombinieren, ist eigentlich ganz cool."
Tests mit viel Gefühl
Gemeinsam testen sie die Skier auf der Strecke - mit viel Gefühl. "Skigefühl", sagt Vosshage und grinst. Sie suchen die perfekte Option für die Sportlerinnen und Sportler, damit die mit dem besten Material auf die Strecke gehen. "In den Tagen davor ist sehr viel los. Das kriegen die Athleten gar nicht mit - da werden Schliffe und Wachs getestet. Da ist viel Betrieb im Truck", verrät Winkler. Wie einst als Teamkolleginnen ist auch da Teamwork gefragt.
"Es beginnt früh, wenn wir zusammen auf die Strecke gehen, uns die Schneebedingungen anschauen, die Temperatur messen", so Vosshage: "Dann geht es im Truck weiter. Da gibt es verschiedene Bearbeitungsschritte, die aufeinander aufbauen, so dass am Ende der fertige Ski rauskommt." Während die erfahrenen Kollegen beim Testen auf der Strecke oft auch auf eben jene Erfahrungswerte setzen, haben Winkler und Vosshage einen anderen Blick. "Wir sind da oft unvoreingenommen", sagt Vosshage.
Bis an die Grenzen
Bei wechselnden Bedingungen wie dieser Tage in Trondheim aber hat das ganze Team mehr Arbeit. "So Bedingungen sind gerade im klassischen Bereich sehr, sehr schwierig. Wenn es von Regen in Schneefall übergeht. Das sind die schwierigsten Bedingungen", verrät Winkler: "Es ist wichtig, in den Tagen davor zu testen." Also vor dem Rennen. Nur so können sie sich auf schnelle Wetter-Wechsel einstellen: "Und herausfinden, wo die Grenzen sind."
Ob alles geklappt hat, wissen die beiden Technikerinnen und ihre Teamkollegen dann aber erst, wenn das Rennen läuft. Abfahrten und Sprints sehen sie mit anderen Augen - achten auf Details, schauen, ob ihr Plan aufgeht. "Perfekt läuft es, wenn wir jeden Tag, das Beste aus unseren Möglichkeiten herausholen", sagt Winkler. Und das dürfte spätestens mit der Bronzemedaille für Carl und ihre Teamkolleginnen funktioniert haben.