
Nordische Ski-WM Norweger gestehen Betrug im Skispringen
Nach der Manipulation der Anzüge der Skispringer hat der norwegische Skiverband versucht Antworten zu liefern. Auf einer Pressekonferenz bestätigte der Sportdirektor "Betrug", viele Fragen aber blieben unbeantwortet.
In einem großer Raum in Sichtweite des Rasens, auf dem sonst die Fußballer von Rosenborg Trondheim auflaufen, drängen sich am Sonntagnachmittag (09.03.2025) Kamerateams, Journalistinnen und Fotografen, manche senden live in die norwegischen Wohnzimmer. Sie alle haben noch die Funktionskleidung an, mit der sie dieser Tage bei der Nordischen Ski-WM im Stadion und an der Schanze unterwegs sind. Die Luft im Raum aber flirrt, denn um 15.30 Uhr soll hier die Pressekonferenz des norwegischen Skisprung-Teams beginnen.
Vor dem Wettbewerb am Samstag waren Videos im Netz aufgetaucht. Darauf zu sehen: Näharbeiten an norwegischen Anzügen, mit im Raum auch der Cheftrainer Magnus Brevig. Die Aufnahmen, gefilmt vorbei an schwarzem Stoff, durch eine Glasscheibe, offenbar in einem Raum im norwegischen Teamhotel, angrenzend an eben jenes Stadion von Rosenborg.
Noch am Samstag andere Erklärung
Bewusste Manipulation hatte Jan Erik Aalbu, Sportdirektor des norwegischen Skisprung-Teams, noch am Samstag im Gespräch mit der Sportschau ausgeschlossen und erklärt, es habe sich um die Vorbereitung der Anzüge für den nächsten Wettbewerb gehandelt. Am Abend hatten die Verantwortlichen dann einen "Regelverstoß" eingeräumt. Für diesen Regelverstoß waren am Samstag gleich drei norwegische Springer nämlich Kristoffer Eriksen Sundal, Johann Andre Forfang und Marius Lindvik disqualifiziert worden.
Kurz vor Beginn der Pressekonferenz ist die Stimmung unruhig, rund 60 Menschen drängen sich vor dem Tisch, der mit schwarzem Stoff verhängt ist, viele haben ihre Mikrofone bereitgestellt. Für viele Norweger sei es "beschämend", dass die WM mit solch einem Skandal zu Ende geht, erzählen Fans.
Versuch einer Erklärung
Als Aalbu den Raum betritt, wird es eng. Er erscheint mit ein wenig Verspätung, wirkt mitgenommen und, was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß, auch nicht gut vorbereitet. Dabei erwarten viele der Anwesenden Antworten, die nationale und internationale Presse, vielleicht auch ganz Norwegen.
Aalbu hat einen Zettel vorbereitet, für ein erstes Statement, nimmt noch einen Schluck Wasser und erklärt dann: "Wir haben betrogen und damit alle Skisprungfans enttäuscht, auch uns selbst. Ich möchte mich bei den anderen Teams, den Springern, den Sponsoren und den Fans entschuldigen. Wir werden der Sache auf den Grund gehen."
Personelle Konsequenzen möglich
Er selbst habe bis zum Sonntagmorgen nicht gewusst, dass es sich tatsächlich um Manipulation handle. "Ich übernehme die Verantwortung. Aber ich wusste bis heute nichts, rein gar nichts", sagt er. Aalbu wirkt fahrig, unvorbereitet auf die vielen, teils intensiven Nachfragen, antwortet den norwegischen Journalisten zunächst nicht auf die Frage nach personellen Konsequenzen, erklärt dann aber, dass es die sehr wohl geben könne und sie sowohl seine als auch die Position von Trainer Brevig betreffen könnten.
Der war auf den Videos zu sehen, fehlte aber bei der Pressekonferenz. Der Coach sei bereits auf dem Weg nach Oslo. "Ich habe keine Kontrolle darüber, was Magnus Brevig letzte Nacht getan hat", so der Sportdirektor. Das Service-Team habe ihm bestätigt, dass die Nähte in den Anzügen von Forfang und Lindvik verstärkt worden seien. Bereits am Samstag hatten das viele vermutet, etwa Österreichs Trainer Andreas Widhölzl.
Sonst "immer korrekte Anzüge"
Der norwegische Sportdirektor versucht zu versichern, dass die Manipulation nur die Anzüge von Forfang und Lindvik und auch nur den Wettkampf am Samstag betroffen habe. "Wir haben bis auf diesen einen Wettkampf immer korrekte Anzüge getragen", sagt er, hörbar bemüht seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Das Raunen im Raum - unüberhörbar. Nachfragen beantwortet Aalbu ausweichend oder schlicht mit der Erklärung, er sei kein Experte und könne demnach wenig zu Details sagen. Um 16.07 Uhr schiebt der Sportdirektor schließlich seinen Stuhl zurück. Die Pressekonferenz ist beendet, die Suche nach Antworten geht weiter.