Bischofshofen 2002 - Sven hannawald gewinnt als Erster alle vier Springen der Vierschanzentournee

Vierschanzentournee Als Sven Hannawald zur Legende wurde

Stand: 02.01.2024 18:43 Uhr

Als Sven Hannawald am 6. Januar 2002 in Bischofshofen landete, hatte er das erreicht, was bis dahin als unmöglich galt. Der deutsche Skispringer gewann alle vier Wettbewerbe der Vierschanzentournee.

Als Sven Hannawald sich am 6. Januar 2002 auf dem Balken in Bischofshofen bereit machte, verfolgten gut 10 Millionen Menschen in Deutschland den Sprung, der den Mann aus dem Erzgebirge unsterblich machen sollte. Hannawalds Anzug, auf dem die 50 prangte, weil er wie so oft die Qualifikation ausgelassen hatte, leuchtete Silber, doch der goldene Adler war ihm eigentlich schon sicher.

Vom "Gebeutelten" zum großen Triumphator

So dominant war noch kein anderer vor ihm durch die Vierschanzentournee geflogen. Dabei deutete kurz zuvor kaum etwas darauf hin, dass Hannawald an diesem 6. Januar zum ersten Mal der Grand Slam bei der Vierschanzentournee gelingen würde. Der Ruf als "Gebeulteter" haftete ihm hartnäckig an. Auf große Leistungen waren zu oft tiefe Täler gefolgt - und nicht selten hatte damals das Schicksal seine Hand im Spiel.

So kam Hannawald mit jeder Menge Ballast auch in die Saison, die die beste seiner Karriere werden sollte. Der vorhergegangene Winter verlief enttäuschend. Hannawald hatte sich von Springen zu Springen geschleppt, wurde schließlich Neunter im Gesamtweltcup. Doch in diesem Winter sollte alles anders werden.

Schon beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf flog Hannawald allen davon. Matti Hautamäki, Andi Widhölzl, auch der große Favorit Adam Malysz - sie alle kamen nicht an den damals 28-jährigen Hannawald heran. Und der bestätigte seine Leistung beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen. Bei beiden Sprüngen flog er weiter als die anderen Top-Athleten. 20 Punkte der Vorsprung auf die Konkurrenz nach den ersten beiden Springen.

Zweimal Schanzenrekord - Hannawald ist nicht zu schlagen

Die hoffte auf ein Einbrechen Hannawalds auf der Bergisel-Schanze. Doch statt Nervenflattern folgte auch in Innsbruck die nächste Demonstration von Hannawald. Mit seinem ersten Sprung auf 134,5 Meter setzte er einen neuen Schanzenrekord. Auch beim zweiten sprang er in seiner eigenen Liga und galt schon vor der Reise nach Bischofshofen als sicherer Sieger. Der erste Deutsche, der seit Jens Weißflog die Tournee gewinnen würde.

Doch Hannawald wollte mehr. Er wollte als erster Skispringer auf allen vier Bakken gewinnen. Hautamäki tat sein Bestes, um das zu verhindern. Obwohl Hannawald mit seinem ersten Sprung auf 139 Meter einen neuen Schanzenrekord aufstellte, musste er zittern. Denn der Finne zeigte eine Leistung, die wohl an jedem anderen Tag für den Sieg gereicht hätte.

"Der Mythos der Vierschanzentournee ist besiegt"

Doch es war nun einmal der Tag und die Tournee des Sven Hannwald. Als der knappe fünf Sekunden und 131,5 Meter nach seinem Absprung wieder den Boden berührte war klar: Das Ergebnis ist knapp, doch der Sieger heißt Hannawald. Der Mann in dem silbernen Anzugs schmiss jubelnd die Faust in die Höhe, reckte anschließend mit seinem Finger in die Luft. "Er hat es geschafft, der Mythos der Vierschanzentournee ist besiegt", verkündete der damalige RTL- und heutige ARD-Kommentator Tom Bartels den deutschen Zuschauern in ihren Wohnzimmern noch bevor das Ergebnis gezeigt wird: 2,5 Punkte trennten Hannawald am Ende von Hautamäki.

"Deswegen bin ich noch keine Legende", sagte Hannawald nach seinem historischen Triumph. Recht sollte er damit nicht behalten. Denn in den Geschichtsbüchern hatte er sich in diesem Moment ebenso verewigt wie im kollektiven Gedächtnis der Skisprung-Fans.