Vierschanzentournee Wellinger vor Innsbruck: Welche Schicksalsschanze?
Viele deutsche Tourneeträume zerplatzten bereits am Bergisel in Innsbruck. Dieses Jahr soll das aber anders sein. Tournee-Spitzenreiter Andreas Wellinger will nichts von einer "Schicksalsschanze" wissen. Stattdessen hofft er auf faire Bedingungen.
Der Tross der Vierschanzentournee zieht weiter. An den Innsbrucker Bergisel. Den Berg, an dem bereits mehrfach deutsche Tourneeträume zerplatzten. An die deutsche Schicksalsschanze. Schicksalsschanze? "Damit kann ich wenig anfangen", lacht Andras Wellinger. Der 28-Jährige ist als Tournee-Spitzenreiter nach Innsbruck gereist.
Und die Lockerheit seiner Sprünge will sich der Olympiasieger von 2018 auch nicht vom Bergisel-Mythos zunichtemachen lassen. Auch wenn er in der Qualifikation für das dritte Springen der Tournee am Dienstag (02.01.2024) nur 15. wurde.
Siege und Niederlagen in Innsbruck
Innsbruck ist mit empfindlichen deutschen Niederlagen verbunden. Martin Schmitt 1999, Severin Freund 2016, Richard Freitag 2018, Karl Geiger 2021 – sie alle mussten ihre Tourneeträume auf der Schanze mit dem exponierten Blick auf den Friedhof von Innsbruck zu Grabe tragen. So die eine Seite der deutschen Bergisel-Geschichte. Aber, so Wellinger mit Verweis auf die WM 2019: "Ich kann mich erinnern, dass Eisenbichler Weltmeister und Geiger Silbermedaillengewinner waren und das Team gewonnen hat." Hinzu kommen Siege unter anderem von Sven Hannawald 2002 oder Richard Freitag 2015.
Blick auf Innsbruck von der Bergisel-Schanze
Wellinger 2018 Dritter am Bergisel
Und auch Welllinger selbst sprang in Innsbruck bereits aufs Podest: "Ich habe mich mit einem dritten Platz 2018 in Position gebracht", erinnert sich der Ruhpoldinger. Es war neben einem sechsten Rang 2016 allerdings Wellingers einzige Top-10-Platzierung auf der Olympiaschanze von 1976.
Was den 2024er Wellinger aber vom Wellinger der Vorjahre unterscheidet ist die Unbekümmertheit, mit der der Team-Weltmeister von 20117 und 2023 in dieser Saison auftritt. "Die Lockerheit kommt von den guten Sprüngen", erklärt der Weltcup-Gesamtzweite, der den Tournee-Auftakt in Oberstdorf gewann und zuletzt in Garmisch Dritter wurde. "Von der Herangehensweise , vom Training, der Einstellung bringe ich aus den letzten Wochen auch eine gewisse Lockerheit mit", ergänzt Wellinger.
Hannawald: "Kopfsache"
Und damit könnte Wellinger den Bergisel besiegen. Denn, so erklärt ARD-Experte Sven Hannawald: "Das ist eine Kopfsache, weil die Springer lesen, dass Innsbruck die Schicksalsschanze ist. Letztlich ist Innsbruck eine Schanze, auf der die Deutschen zigmal im Jahr trainieren. Sie wissen, wie sie funktioniert."
Horngacher: Keine Angst vor Innsbruck
Innsbruck, so erklärt Bundestrainer Stefan Horngacher, mache es den Springern nicht einfach. "Die Schanze verzeiht keine Fehler", sagt der Österreicher. Angst mache ihm die dritte Station der Vierschanzentournee aber nicht. "Der Bergisel macht uns gar nichts aus. Wir trainieren viel dort, speziell der Andi, der in der Nähe wohnt."
Wellinger-Konkurrent Kobayashi: Siege und Niederlagen
Wellingers ärgster Konkurrent um den Tournee-Gesamtsieg, Ryoyu Kobayashi, hat in Innsbruck bereits gewonnen - bei seinem Gesamtsieg 2019. Aktuell trennen Wellinger und den Japaner nur 1,8 Punkte in der Gesamtwertung. Ein Vorteil für Kobayashi? Nicht unbedingt, denn auch der 30-fache Weltcupsieger musste der Schanze bereits Tribut zollen. Zuletzt 2023, als er als 32. den zweiten Durchgang verpasste. Auch für den Olympiasieger von 2022 könnte die Schanze also etwas Schicksalhaftes haben.
Innsbruck und der Wind
Wellinger jedenfalls wünscht sich für die Quali am Dienstag (13.30 Uhr im Live-Ticker) und den Wettkampf am Mittwoch (13.30 Uhr im Live-Ticker), "dass der beste Skispringer gewinnt und nicht der, der das meiste Glück hat." Durch die exponierte Stellung auf einem Berg ist die Schanze sehr windanfällig. "Ich wünsche und hoffe, dass die Bedingungen passen." Dann könnte die deutsche Schicksalsschanze schnell zur Erfolgsschanze werden.