Potenziale der Olympia-Disziplinen PotAS-Bericht - Basketballer verbessern sich, sind aber sauer
Im neuen PotAS-Ranking ist das bisherige Schlusslicht Basketball geklettert. Trotzdem fordert DBB-Präsident Weiss ein Aus der Potenzial-Analyse.
2016 haben Politik und Sport beschlossen, die olympischen Sportarten künftig erfolgs- und chancenorientiert zu fördern. Bei guten Aussichten auf olympische Medaillen soll es mehr staatliches Geld geben, bei schlechten Aussichten weniger - oder sogar gar keins. Geschaffen wurden das Potenzialanalysesystem (PotAS) und eine dafür zuständige Kommission. Diese stellt am heutigen Montag in Berlin ihren zweiten Abschlussbericht für die Sommersportarten vor - und schon vor der Veröffentlichung gibt es scharfe Kritik.
Die Deutsche Presse-Agentur dpa verkündete am Montagmorgen, dass Dressurreiten in der Rangliste der 99 Disziplingruppen auf dem ersten Platz liegt. Dahinter folgen die Hockey-Männer und die Kajak-Männer. Der Sportschau liegt der Kommissions-Bericht ebenfalls vor.
Auf dem letzten Platz befindet sich die Kampfsportart Taekwondo - noch hinter Gewichtheben und Wasserball. Ausgewertet werden vergangene Erfolge, Kaderpotenzial und Verbandsstrukturen.
Überarbeitete Kriterien nach schlechten Prognosen
Der erste Sommersportarten-Bericht der PotAS-Kommission aus dem Jahr 2021 hatte Diskussionen ausgelöst, weil die Prognosen mitunter völlig danebenlagen. Der damals am besten bewertete Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) kehrte ohne Medaille von der WM 2023 zurück.
Auf dem letzten Platz landete damals der Deutsche Basketball Bund (DBB), galt also als Verband mit dem geringsten Potenzial. Es folgten der sensationelle WM-Titel der Männer 2023 und der Olympiasieg der 3x3-Basketballerinnen in Paris 2024.
Die PotAS-Kommission überarbeitete in der Folge die Kriterien ihres Analysesystems. Im neuen Bericht rangieren die 3x3-Frauen nun auf Platz neun, die Basketball-Männer auf Platz 15. Freuen kann sich DBB-Präsident Ingo Weiss, einer der lautesten PotAS-Kritiker, darüber nicht. "Wieso wird der DBB, der so erfolgreich ist, mit Platz 15 bestraft?", zitiert ihn die dpa.
Weiss: "Bitte einfach abschaffen"
Weiss fordert ein Ende des Analysesystems. "Das macht mich von Jahr zu Jahr sprachloser. PotAS tut dem deutschen Sport absolut nicht gut. Das muss auch nicht mehr überarbeitet werden, bitte einfach abschaffen", sagte Weiss.
Er finde vor allem die Analyse der Verbandsstrukturen "mehr als schlecht" für den Sport. "Wir schneiden nicht so gut ab, weil wir keinen Athletenvertreter im Präsidium haben. Ja, wir haben halt ein anderes System. Athletenvertreter werden bei uns in alle Themenfelder miteinbezogen, die den Sport an sich betreffen. Auch deshalb sind wir so erfolgreich gewesen, weil wir jahrelang alles mit den Athleten zusammen gemacht haben."
Einfluss von PotAS begrenzt
Die PotAS-Kommission hat sich am Montag noch nicht zu der Kritik geäußert, dürfte sich im Zuge der Veröffentlichung des Berichts erklären. Darin ist zu lesen, dass die Bewertung der Verbandsstrukturen künftig "aus dem Bewertungsverfahren der PotAS-Kommission herausgelöst werden, um die Zielstellung der PotAS-Analyse zu schärfen und ausschließlich potenzial- und erfolgsorientiert auszurichten".
Die PotAS-Ergebnisse wirken sich zwar auf die staatliche Förderung der Spitzenverbände aus, aber nicht in dem Maße, wie ursprünglich geplant. So bemängelte der Bundesgerichtshof im Oktober 2023, dass nicht nur neutrale Kriterien, sondern auch verbandseigene Prognosen einfließen und dass letztlich eine Förderkommission über die Verteilung eigenmächtig entscheide. Diese Kommission ist besetzt durch das Bundesinnenministerium (BMI) und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
Mehr Geld, weniger Medaillen
In den vergangenen Jahren hatte das BMI immer mehr Geld in den Spitzensport gesteckt in der Hoffnung, mehr Erfolge zu erzielen. Gleichzeitig ist die Medaillenausbeute bei Olympischen Sommerspielen aber immer weiter geschrumpft. Auch PotAS hat bisher keine Kehrtwende gebracht.
Für das Jahr 2024 hat das Bundesinnenministerium 780.000 Euro Ausgaben für die Mitarbeiter und die Geschäftsstelle der PotAS-Kommission eingeplant. Zudem entsteht bei den Spitzenverbänden einige Büroarbeit, um die nötigen Daten zu sammeln und zu liefern.