
DOSB verändert Zeitplan Deutsche Olympia-Bewerbung stockt erneut
Das Vorhaben, Olympische Sommerspiele nach Deutschland zu holen, gibt es schon länger, nur ein Konzept noch nicht. Jetzt kommt die nächste Verzögerung.
"Stop the Clock" - so wirbt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dafür, dass sich Deutschland um Olympische und Paralympische Sommerspiele bewerben soll. 52 Jahre, 6 Monate und 27 Tage ist es am Mittwoch (09.04.2025) her, dass München im Jahr 1972 olympischer Gastgeber war. Die immer länger werdende Zeit will der DOSB nun also stoppen, das bekräftigte er bei einer Pressekonferenz mit Präsident Thomas Weikert.
Gleichzeitig aber verlängert sich auch das Warten auf ein handfestes Bewerbungskonzept. Schon hier schafft es der DOSB nicht, die Uhr zu stoppen, kann den selbst gesteckten Zeitplan erneut nicht einhalten.
Aus 2024 wird 2025 wird 2026
Ursprünglich wollte der DOSB bereits 2024 ein Bewerbungskonzept erstellen. Zuletzt hieß es dann, die Mitgliederversammlung Ende 2025 solle über mindestens ein finales Bewerbungskonzept entscheiden. Doch auch das ist wieder passé.
Der neue Zeitplan: Bis Juni 2026 sollen die Bewerber Zeit bekommen, mögliche Referenden durchzuführen - Pflicht ist dies jedoch nicht. Anschließend wollen der DOSB und der Bund ein Konzept auswählen und im September 2026 einer außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung zur Verabschiedung vorlegen.
Hamburg weiter im Rennen
Einen Schlingerkurs gibt es auch bei der Suche nach dem Austragungsort. Anfangs war eine gesamtdeutsche Bewerbung das Ziel, um einen Konkurrenzkampf zu verhindern und möglichst wenig neu bauen zu müssen. Mittlerweile soll es aber doch auf die Bewerbung einer Stadt plus Region hinauslaufen mit großem olympischen Dorf.
Dieses "One-Village-Prinzip" sei Voraussetzung dafür, dass das Konzept auch Chancen habe, vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ausgewählt zu werden, sagte IOC-Mitglied Michael Mronz. München, die Rhein-Ruhr-Region und Berlin sind Interessenten und auch Hamburg hat sich, nachdem eine Kooperation mit Berlin geplatzt ist, wieder ins Gespräch gebracht.
Bewerbung ohne konkretes Jahr
Der DOSB wollte sich ursprünglich für 2036 bewerben, mittlerweile will er aber ohne konkrete Jahreszahl ins Rennen gehen. Das neue Credo: Deutschland müsse bereit sein, wenn Europa bei der Auswahl gefragt sei. Im Raum stehen neben 2036 auch die Jahre 2040 und 2044.
Der DOSB geht davon aus, dass das IOC nicht vor 2027 die nächsten Spiele vergibt - das sagte Vorstandsmitglied Volker Bouffier mit Verweis auf die Gespräche mit dem IOC. Mronz jedoch sagte, noch wisse niemand, welchen Zeitplan die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry aus Simbabwe verfolge.
Bouffier hält es für möglich, dass 2027 drei Spiele gleichzeitig vergeben werden. Aus Asien gelten vor allem Indien und Saudi-Arabien als Kandidaten, aus Afrika Ägypten und Südafrika. Europäische Konkurrenz könnte für Deutschland aus Istanbul, Budapest, Madrid, Kopenhagen, Italien und Polen kommen.
Politische Weltlage als Problem
CDU/CSU und SPD, die sich am Mittwoch auf einen Koalitionsvertrag geeinigt haben, unterstützen die deutsche Olympiabewerbung - das geht aus den Arbeitspapieren der Koalitionsverhandlungen hervor. Allerdings ist bis 2036, 2040 und 2044 noch sehr viel Zeit und wer weiß angesichts von Kriegen und Zoll-Chaos schon, wie die Welt dann aussieht?
"Der politische Entscheidungshorizont ist kürzer und die volatile politische Lage verschärft diese Thematik noch", sagte Sportwissenschaftler Lutz Thieme der Sportschau. So könne es schwierig werden, der Bundesregierung die nötigen finanziellen Zusagen für eine Ausrichtung in ferner Zukunft zu entlocken.
Bouffier sieht Bewerbung als "Riesenchance"
Bouffier, langjähriger CDU-Politiker und Ministerpräsident des Landes Hessen, äußerte sich dennoch optimistisch: "Aus meiner Sicht ist das für die neue Koalition eine Riesenchance, viele Menschen hinter einem gemeinsamen Ziel zu versammeln." Zudem seien Olympische Spiele im Vergleich zu anderen Dingen eine überschaubare Investition.

Volker Bouffier
Bouffier bemühte das bekannte Argument, eine olympische Bewerbung könne Zugpferd für eine Investitionsoffensive sein, für einen neuen "Goldenen Plan" für den Sport: "Wir bewerben uns, um Deutschland fit zu machen für ein großes Ziel."