Chaos Olympiabewerbung Bachs Breitseite für den DOSB und Kletts Kritik an Söder
Deutschlands Olympia-Plan läuft nicht gut, bietet aber Spannung. IOC-Präsident Bach brüskiert den DOSB und Markus Söders Einlassungen sorgen für Unruhe.
IOC-Präsident Thomas Bach hat Deutschlands Olympiabewerbung einen Nackenschlag verpasst - sicher nicht zufällig unmittelbar im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) am Samstag (07.12.2024) in Saarbrücken. Keine Chance für Deutschland, sagte er der "FAZ" am Donnerstag sinngemäß, solange die Bundesregierung keine Visa für Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus erteilt.
Vergebliche Diskussionen?
Bachs Internationales Olympisches Komitee pocht stets auf die Autonomie des Sports, betont dessen angeblich einende Kraft über alle Konflikte der Welt hinweg. So schreibt auch der DOSB auf Sportschau-Anfrage: "Wir haben den zurückliegenden Monaten intern und extern immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Anerkennung der Autonomie des Sports durch die aktuelle Bundesregierung eine wichtige Grundlage für die Bewerbung bildet."
Dieser Satz liest sich anders als das, was Thomas Bach jetzt öffentlichkeitswirksam gesagt hat: Solange die Visa-Frage nicht geklärt sei, "muss man auch nicht weiter über die Austragung der Olympischen Spiele diskutieren". Der DOSB hat genau dies aber in den vergangenen Monaten intensiv getan, mit Politikern, Beamten, Sportfunktionären, Bürgern und potenziellen Sponsoren. Wie vielen von ihnen war das klare Nein des IOC wohl bewusst?
DOSB-Präsident Thomas Weikert und IOC-Präsident Thomas Bach (r.)
Aus "Anfang 2025" wird "im Jahr 2025"
Es ist der nächste Rückschlag für den DOSB auf dem Weg zur ersehnten Bewerbung um die Sommerspiele 2036 oder 2040 - oder vielleicht auch 2044. Schon jetzt hinkt der Dachverband dem eigenen Zeitplan hinterher. Statt wie geplant am Samstag über ein konkretes Konzept abzustimmen, sollen die Mitglieder nun ihr Okay geben, dass der DOSB in den sogenannten kontinuierlichen Dialog mit dem IOC geht - und damit offiziell Deutschlands Interesse bekundet.
Dieser Programmpunkt erscheint nun ziemlich schräg, da hilft auch die kurzfristige Änderung in der Beschlussvorlage nichts. Statt "Anfang 2025" will man nun "im Jahr 2025" in den kontinuierlichen Dialog mit dem IOC eintreten. Diese Änderung sei mit Blick auf die politische Situation im Bund und die im Februar anstehenden Wahlen vorgenommen worden, schreibt der DOSB.
DOSB hat es nicht in der eigenen Hand
Es ist unklar, mit wie viel Verve eine neue Regierung die Olympiapläne vorantreiben wird. Auch der Umgang mit der Russlandfrage ist offen. Sollte Friedrich Merz (CDU) Bundeskanzler werden, erscheint es angesichts dessen ausdrücklicher Unterstützung für die Ukraine schwer vorstellbar, dass er zeitnah Visa für russische Sportler erlaubt.
Fest steht: Aktuell hat es der DOSB nicht in der eigenen Hand, sich aussichtsreich um Olympia zu bewerben.
Nun doch nur ein olympisches Dorf
Zuletzt hatte der Verband seine Marschroute noch geändert. Statt einer deutschlandweiten Bewerbung oder einem Zusammenschluss mehrerer Städte läuft es nun doch auf ein Zentrum und dessen Region hinaus. Der DOSB folgt dem "One-Village-Prinzip", will also ein großes olympisches Dorf, in dem möglichst viele Sportlerinnen und Sportler unterkommen.
Bedeutet: Die Lösung heißt nicht etwa Berlin UND München, sondern Berlin ODER München - oder auch die Rhein-Ruhr-Region. Die Interessenten Hamburg und Leipzig scheinen durch die neue DOSB-Priorisierung außen vor. Statt einer einvernehmlichen Lösung droht nun ein Ausscheidungs-Wettkampf. Einen Vorgeschmack, wie der aussehen könnte, gab Markus Söder (CSU).
Söder und die "Kungelei" im Rheinland
Bayerns Ministerpräsident sagte im Interview mit der Sportschau, ein solcher "Battle" werde am Ende "wahrscheinlich sogar schaden". Im selben Interview sprach Söder von einer möglichen "Kungelei" im Rheinland. "Das kennt man ja so ein bisschen, die sind ja bekannt für so komischen Sachen da. Heißt es immer, ich kann das aus der Ferne nicht beurteilen."
Söder sagte dies mit Blick auf mögliche Interessenkonflikte: Der mittlerweile abberufene DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester kandidiert für die SPD als Kölner Oberbürgermeister. Und Michael Mronz, den er sehr schätze, wie Söder betonte, war Ideengeber für die Rhein-Ruhr-Bewerbung um die Olympischen Spiele 2032 - und ist mittlerweile IOC-Mitglied und sitzt dadurch auch im DOSB-Präsidium.
LSB-Chef Klett: Söders Verhalten "unmöglich"
Im Rheinland kamen Söders Äußerungen alles andere als gut an, zumindest nicht bei Stefan Klett. "Ich finde sein Verhalten unmöglich, andere Interessenten öffentlich zu diskreditieren", sagte der Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen der Sportschau. "Die Autonomie des Sports fordern, aber aktiv reinreden - dies ist wie Wasser predigen und Wein trinken. Ich weiß nicht, ob er der Münchener Bewerbung damit einen Gefallen getan hat."
Der Ausscheidungswettkampf scheint damit eingeläutet. Spannend wird aber auch die Frage, wie viel Geld die Kommunen, Länder und der Bund noch in eine Bewerbung stecken wollen, die aktuell gar keine Aussicht auf Erfolg hat.